Jeff Goldblum: Rolle des Adam hat mein Leben verändert

Berlin (dpa) - Für diese Rolle warf er sich auf die Erde und fraß buchstäblich Dreck. Jeff Goldblum („Jurassic Park“) spielt in „Ein Leben für ein Leben - Adam Resurrected“ einen Holocaust-Überlebenden, den Magier Adam Stein, der im Konzentrationslager wie ein Hund gehalten wurde.

Goldblum sagt, die Rolle habe sein Leben verändert, die Arbeit für den Film war demnach tränenreich. Einen Monat lang sah sich der 56 Jahre alte Amerikaner in Berlin um, besuchte Varietés und Gedenkstätten, sprach mit Holocaust-Überlebenden und reiste zum ersten Mal nach Israel. Regie führte Paul Schrader. Vorlage für den Film, der bei der Berlinale am Samstag seine Europapremiere feierte, war der Roman „Adam Hundesohn“ von Yoram Kaniuk. Der Film startet am 19. Februar in den Kinos.

Hat Yoram Kaniuk in Ihnen den perfekten Adam Stein gesehen?

Goldblum: „Er hat das Buch 1969 geschrieben, 1970 wurde es veröffentlicht, etwa zur gleichen Zeit wie "Die Blechtrommel", "Schlachthof 5" und "Catch 22". Es hat diesen respektlosen Blick zurück auf den Krieg, wurde in Israel heiß diskutiert und wird seitdem hoch geschätzt. Kaniuk hat mir die ganze Geschichte des Buchs erzählt: Dass früher Charlie Chaplin das Buch gelesen hat, ihn anrief, ins Telefon bellte und ihm sagte, dass er die Rolle spielen müsse. Auch Orson Welles wollte sie spielen und das Buch verfilmen. Kaniuk war sehr großzügig und ganz reizend zu mir ... Er hat den Film mittlerweile Dutzende Mal gesehen und findet ihn toll. Gott sei Dank konnten wir ihm damit gefallen, er ist ein ganz besonderer Mensch.“

Gibt es Holocaust-Erfahrungen in Ihrer Familie?

Goldblum: „Nicht dass ich wüsste, ich kenne meinen Familienstammbaum nicht gut. Ich habe einen Großvater aus Russland und einen aus Österreich. Aber mein Vater, der Arzt in Pittsburgh war und in Pennsylvania aufwuchs, hat sich im Zweiten Weltkrieg freiwillig gemeldet und in Europa gedient. Er hatte einen älteren Bruder, Chuck Goldblum, den ich nie kennengelernt habe, der auf Bildern genauso aussieht und exakt so groß war wie ich. Er war ein sehr begabter Athlet und meines Wissens ein professioneller Basketballspieler. Er war Pilot, stürzte ab und wurde nie gefunden.“

Wie wichtig ist die jüdische Religion in Ihrem Alltag?

Goldblum: „Wissen Sie, ich praktiziere sie nicht so viel. Es ist die jüdische Erfahrung, besonders nach diesem Film, der sie noch vertieft und gestärkt hat, auch meine Gefühle für Juden und alle, die da durch gegangen sind. Ich übe keine traditionellen Praktiken aus. Aber da ich kulturell so erzogen und auch etwas religiös geschult wurde, vielleicht kamen dann noch andere Dinge hinzu ... Ich habe jedenfalls eine Art Appetit auf das "richtige Leben", was ja zum jüdischen Credo gehört, auf ethisches Leben, Bürgersinn und spirituellen Gehalt ... Das hat mich offen gesagt auch auf die Schauspielerei gebracht, die etwas mit diesem Appetit zu tun hat.“

Gespräch: Caroline Bock, dpa