Quentin Tarantino macht einen neuen Film. "Django Unchained" soll Ende des Jahres gedreht werden. Wir haben bereits das Drehbuch vorliegen und präsentieren euch nun die erste Drehbuchkritik der FILMSTARTS-Geschichte.
Wenn Quentin Tarantino einen neuen Film ankündigt, überschlagen sich im Internet schnell die Meldungen. Worum geht es, wen könnte er casten und welche Querverweise durch Popkultur und Filmgeschichte wird uns der ehemalige Videothekar bescheren? Da Tarantino seine Drehbücher immer an Freunde und Bekannte verteilt, finden diese auch zügig den Weg ins Netz und heizen die Spekulationen zusätzlich an. Auch ich habe seit „Kill Bill“ die Drehbücher zu Tarantinos Filmen schon Monate bevor der jeweilige Film herauskam verschlungen. Und um die große Nachfrage unserer Leser zu seinem neuesten Wurf „Django Unchained“ zu befriedigen, gibt es nun auch eine Premiere auf FILMSTARTS: unsere erste Drehbuchkritik.
Dass der Italo-Western zu Quentin Tarantinos Lieblingsgenres gehört, ist längst weithin bekannt. Für die Filmfestspiele von Venedig hat er 2007 eine Italo-Western-Retro organisiert, im gleichen Jahr in Takashi Miikes Hommage „Sukiyaki Western Django“ eine Nebenrolle übernommen und während seiner Jury-Präsidentschaft 2010 in Venedig erneut dem interessierten Publikum ein paar Italo-Perlen vorgestellt. Auch in seinen eigenen Filmen fanden sich die Spuren des Genres in der jüngeren Vergangenheit verstärkt. „Kill Bill Vol. 2“ orientiert sich optisch sehr stark an dem europäischen Erfolgskino der 60er und 70er, Italo-Soundtracks von Ennio Morricone und Co. nutzt Tarantino ohnehin gerne und „Inglourious Basterds“ hätte in Anlehnung an Sergio Leone beinahe den Titel „Once Upon a Time in Nazi-Occupied France“ getragen. Schlussendlich hieß nur das erste Kapitel so. Mit „Django Unchained“ kommt nun endlich der erste richtige Tarantino-Western auf uns zu. Von den „Spaghettis“ grenzt er sich zwar durchaus ab, ordnet das Werk auch selbst als „Southern“ - also als einen Western vor Südstaatenkulisse - ein, doch die Bezüge sind schon im Drehbuch unverkennbar. Ganz vorne steht natürlich der Titel, der an Sergio Corbuccis Klassiker „Django“ mit Franco Nero angelehnt ist. Doch einen großen Unterschied gibt es: Tarantino kann noch so viele, im Drehbuch auch ausdrücklich als solche bezeichneten „Spaghetti Western Flashbacks“ einbauen, den Helden genreüblich foltern oder Westernstädte wie bei Corbucci einbauen, die größte Stärke des „Pulp Fiction“-Regisseurs sind einfach seine Dialoge. Eloquente Wortkaskaden sind sein Markenzeichen, diese kommen im generell schweigsamen Italo-Western dagegen – wir erinnern uns nur an die Helden bei Sergio Leone – meist sehr kurz. Nicht so bei „Django Unchained“, wo sie neben den Charakteren mal wieder das Prunkstück eines Drehbuchs sind, das große Lust auf den finalen Film macht und das Potential zu einem Meisterwerk offenbart.
Die Vergleiche mit „Inglourious Basterds“ werden in den Kritiken zu „Django Unchained“ fast zwangsläufig gezogen werden, dafür sorgt schon der Anfang des neuen Films: Ein Kopfgeldjäger namens Dr. King Schultz befreit den parallel mit Folter-Flashbacks als gepeinigten und gebrandmarkten Sklaven eingeführten Titelhelden Django. Mit den Sklaventreibern, die Django quälten, springt Schultz dabei ähnlich galant um wie Col. Hans Landa mit Perrier LaPadite (Denis Ménochet) in der Eröffnungsszene der Basterds - auch wenn er einen der Hillbilly-Brüder tötet und den zweiten zum Sterben liegen lässt. Da Christoph Waltz, der für seinen Hans Landa mit dem Oscar gekrönt wurde, wahrscheinlich auch in die Schultz-Rolle schlüpfen wird, dürften die im Drehbuch bereits sehr ähnlich angelegten Figuren im fertigen Film über noch mehr Gemeinsamkeiten verfügen. Schultz befreit Django aber nicht, weil er die Sklaverei besonders verabscheut, sondern weil er ihn braucht. Der Kopfgeldjäger sucht die berüchtigten Brüder John, Ellis und Roger Brittle, die sich auf einer Farm irgendwo im Süden unter neuem Namen versteckt haben. Da Django von den Brittles einst nicht nur gefoltert wurde, sondern diese auch seine Frau Broomhilda vergewaltigten, hat er sich ihre Gesichter bestens eingeprägt und soll sie nun identifizieren. Vorher muss Schultz seinem neuen Helfer aber erst einmal das Reiten und den Umgang mit Schusswaffen beibringen, während sich Django zu Beginn noch wundert, ob sein hochgestochen redender Retter nicht vielleicht ein Wahnsinniger ist, der den sicheren Tod bedeutet. Bei gemeinsamen Erlebnissen kommt man sich näher und Django fängt an, Schultz zu vertrauen. Wenn die Sache mit den Brittles erledigt ist, will er seine Frau befreien, auch wenn er keine Ahnung hat, welchem Besitzer diese mittlerweile gehört und wo sie gefangen gehalten wird. Da dies für einen Mann allein, ganz besonders für einen mit dunkler Hautfarbe, ein Himmelfahrtskommando ist, erklärt sich Schultz bereit, Django zu helfen. Die Spur führt sie zu dem Sklavenhalter Calvin Candie, der Sklavenkämpfe auf Leben und Tod veranstaltet.
Auf der nächsten Seite erfahrt ihr u.a. warum "Django Unchained" Quentin Tarantinos erster Exploitationfilm ist...
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