Wenn Warner Bros. nun eine fast vollständige Fassung des Filmklassikers von 1927 in die Kinos bringt, ist das das Ende einer mehr als 80 Jahre andauernden Odyssee, während der große Teile der bitteren Zukunftsvision als endgültig verschollen galten. In unserem Special zeichnen wir den holprigen Weg von Fritz Langs Meisterwerk in unsere Kinos nach.
Ein Klassiker entsteht
Was haben Roboter-Bühnenoutfits von Beyoncé Knowles und Kylie Minogue oder Videoclips zu Queens „Radio Gaga“ und Madonnas „Express Yourself“ (Regie: David Fincher) mit „Krieg der Sterne“, „Blade Runner“, „Der Terminator“ und „Das fünfte Element“ gemein? Sie beziehen sich allesamt auf Fritz Langs legendäre Dystopie „Metropolis“ von 1927. Das bedeutet freilich nicht, dass sich dieser „Steinbruch der Postmoderne“ (Friedemann Beyer) nicht selbst aus den unterschiedlichsten Quellen speisen würde. Die Fusion diverser mythologischer (zentral vor allem Pygmalion und Hephaistos, die beide auch künstliche Frauen erschaffen haben) und biblischer Bezüge (etwa der Turmbau zu Babel) ist für sich genommen zwar keinesfalls originell, aber es ist die Meisterschaft dieser collagehaften Aneinanderreihung, der „Metropolis“ seine über Jahrzehnte andauernde Rezeption als Über-Klassiker verdankt.
An der arg naiven, von Revolutionspathos durchzogenen Geschichte von Thea von Harbou, aus deren Feder auch der parallel zur Drehbucharbeit entstandene Roman stammt, dürfte es allerdings kaum gelegen haben, dass Fritz Langs anfänglich von Kritik und Publikum kalt empfangene Zukunftsvision bald zur international bekanntesten deutschen Filmproduktion aller Zeiten avancierte. Es ist vielmehr die handwerkliche Brillanz, die auch in der heutigen Zeit, in der so mancher CGI-Bombast beim medial übersättigten Betrachter kaum noch mehr als ein Schulterzucken provoziert, noch schwer beeindruckt. Dabei ist die Entstehungsgeschichte der spektakulären Bilderwelten keinen Deut weniger faszinierend.
Allein die harten Fakten der Produktion klingen bereits monumental. Es gab 750 Schauspieler, unterstützt von 27.000 Komparsen, für die insgesamt 200.000 Kostüme angefertigt wurden. Unter den filmtechnischen Errungenschaften ist das sogenannte Schüfftan-Verfahren am bedeutendsten. Bei dem nach seinem Erfinder Eugen Schüfftan benannten Prinzip wird mittels Spiegeltricks die Kombination aus Schauspielern und massiv vergrößerten Miniaturbauten ermöglicht, ohne dass die Bilder im Nachhinein noch manipuliert werden müssten.
Was sein Verhalten gegenüber seinen Arbeitern betrifft, genießt Fritz Lang nicht den besten Ruf. Während der Dreharbeiten zu „Metropolis“ zeigte er sich von einer besonders schlechten Seite. Fast schon zu oft wurden deshalb Parallelen zwischen der Filmcrew und den babylonischen Sklaven der Filmhandlung gezogen. Das scheint zwar übertrieben, aber der aristokratisch anmutende Lang machte sich mit seinem autoritären Gebaren und rücksichtlosen Perfektionsstreben sicherlich schnell unbeliebt. So verwandte er etwa zwei ganze Tage, um jene Szene zu filmen, in der Gustav Fröhlich vor Brigitte Helm zu Boden fällt. Die Schauspielerin kollabierte dabei aufgrund der unerträglichen Hitze in ihrem Roboterkostüm angeblich mehrfach. Sergei Eisenstein („Panzerkreuzer Potemkin“) besuchte seinen deutschen Regiekollegen beim Dreh und war angesichts des Aufwands sichtlich beeindruckt, monierte später jedoch, dass sich die verschiedenen herausragenden künstlerischen Leistungen nicht zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen würden, zumal er am Set das „Prinzip der Diktatur des Regisseurs“ erkannte.
Insgesamt dauerten die strapaziösen Dreharbeiten 310 Tage und 60 Nächte, wobei 620.000 Meter Negativmaterial und 1,3 Millionen Meter Positivmaterial belichtet wurden. Es überrascht kaum, dass die Produktion bald in Schwierigkeiten geriet. Anfangs kalkulierte man mit einem Budget von 1,5 Millionen Mark, doch die Kosten stiegen bald immens an, bis schließlich ein Betrag von circa sechs Millionen Reichsmark erreicht war. Schließt man die Postproduktion mit ein, betrug die Produktionszeit 17 Monate. Als Folge des katastrophalen Einspielergebnisses von lediglich 75.000 Reichsmark musste die Ufa drei Monate nach der Premiere verkauft werden. Infolge des kommerziellen Misserfolges begann erst die eigentliche Katastrophe, bis hin zum prekären Status als filmische „Ruine von gigantischen Ausmaßen“, wie es die Buchautorin Marion Picker treffend formuliert.
Eine Aufführung von Fritz Langs "Metropolis" in der Kölner Philharmonie.
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