Mit der „FILMSTARTS-Perle“ gibt euch jeweils am Sonntag ein FILMSTARTS-Redakteur eine ganz persönliche Film-Empfehlung. Das können übersehene, unbekannte oder unterschätzte Werke genauso sein wie Lieblingsfilme und Guilty Pleasures. In jedem Fall sind es ganz besondere Filme, die das Ansehen und das Wiedersehen lohnen.
Von Christoph Petersen
Meine Leidenschaft fürs Kino entflammte Mitte der 90er Jahre nicht etwa ein Film von Rainer Werner Fassbinder oder Jean-Luc Godard, sondern Peter Hyams‘ mittelprächtiger, aber höchst unterhaltsamer Museumshorror „Das Relikt“. Mit einem guten Freund in einem Hamburger Vorortkino gesehen, beschlossen wir nach der Vorstellung, fortan mindestens einmal pro Woche ins Kino zu gehen, was wir dann auch tatsächlich über Jahre durchgezogen haben. Einer der nächsten Filme war „Scream – Schrei!“ von „Nightmare - Mörderische Träume“-Schöpfer Wes Craven. Im Anschluss musste ich mir von allen Seiten anhören, wie toll selbstironisch die Genreparodie doch gewesen sei. Obwohl ich selbst seit der Vorstellung aus Angst kein Auge mehr zugemacht hatte, nickte ich dann immer brav, auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was an diesem furchterregenden Film denn bitteschön lustig sein sollte.
Jetzt habe ich mir die Trilogie in Vorbereitung auf „Scream 4“ noch einmal angesehen – und es ist doch immer wieder überraschend, wie fundamental sich die Filmsicht eines 13-Jährigen von der eines 28-Jährigen unterscheidet. Wenn damals Ghostface durch eine Fensterscheibe krachte, bin ich unweigerlich zusammengezuckt. Heute erstaunt es mich vielmehr, mit welch traumwandlerischer Sicherheit der Killer auch noch über das letzte Sofa stolpert, bevor er sein Opfer endlich erwischt. Tatsächlich ist Autor Kevin Williamson (der mit „Dawson's Creek“ auch für die einflussreichste TV-Serie meiner Jugend verantwortlich zeichnet) eine köstliche Komödie gelungen, deren größte Leistung es ist, die Genremechanismen so geschickt einzusetzen, dass sie trotz all ihres selbstreferenziellen Humors auch als Horrorfilm hervorragend funktioniert.
Für mich ist „Scream“ der perfekte Slasher. Trotzdem gibt es innerhalb des Meisterwerks noch einmal ein besonderes Prunkstück: den ersten Mord. Wenn Drew Barrymore (die nach „E.T. - Der Außerirdische“ jetzt schon in der zweiten von bisher nur vier Perlen der Woche mitspielt) alias Casey mit dem Killer telefoniert, während sich auf dem Herd langsam das Popcorn aufbläht und auf der Veranda ihr Footballer-Freund ausgeweidet wird, ist das bis heute eine der intensivsten Szenen der Horrorgeschichte. Und das, obwohl sich das Telefongespräch zunehmend um Fanboy-Themen dreht. Auf die Frage nach dem Mörder in „Freitag der 13.“ hätte wohl fast jeder dieselbe falsche Antwort wie Casey gegeben. Ich allerdings nicht. Denn ich hatte damals weder von „Freitag der 13.“ noch von dem blutrünstigen Hockeymasken-Killer Jason Voorhees auch nur gehört.
Apropos falsche Antwort: Ich schäme mich auch heute noch dafür, dass ich es damals nicht sofort geschnallt habe, dass die Protagonisten in „Ich weiß noch immer, was Du letzten Sommer getan hast“ bei einem Radioquiz eine Reise gewinnen, obwohl sie auf die Frage nach der Hauptstadt Brasiliens mit Rio de Janeiro die falsche Antwort abliefern.
Ähnlich wie der Hype um Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ hatte auch der „Scream“-Boom eine negative Seite. Bei einem Budget von gerade einmal 15 Millionen Dollar spielte „Scream“ allein in den USA mehr als 100 Millionen Dollar ein, was in Hollywood eine regelrechte Goldgräberstimmung auslöste. In den folgenden Jahren überschwemmten „Scream“-Epigonen den Kinomarkt regelrecht. Es ist müßig zu erwähnen, dass keiner dieser Strickmuster-Slasher dem Original das Wasser reichen konnte. Zwar sind einige für sich noch sehenswert (mein Highlight: die Rattenfänger-von-Hameln-Variante „Dich kriegen wir auch noch“), aber die meisten sind einfach nur zum Vergessen (der Abgrund: „Schrei, wenn du kannst“ mit „Bones“-Star David Boreanaz und Ex-Bond-Girl Denise Richards).
Weil die Kinos damals gerade den Jugendschutz für sich entdeckten, war es für mich deutlich schwieriger, in „Scream 2“ reinzukommen, als es noch beim ersten Teil der Fall war. Im Film gibt es die legendäre Studentendebatte, ob es Sequels gibt, die das Original übertreffen (ja, gibt es: „Der Pate II“). „Scream 2“ ist natürlich nicht besser als der Vorgänger, weil die Fortsetzung das Erfolgsrezept zwar konsequent weiterführt, aber keinesfalls revolutioniert. Trotzdem war das Niveau – gerade im Vergleich zu den reichlich eintrudelnden „Scream“-Nachahmern – immer noch sehr beachtlich. Ganz im Gegenteil zu „Scream 3“, der nach dem Ausstieg von Kevin Williamson von Ehren Kruger geschrieben wurde und der an einer einzigen Drehbuchidee scheiterte: Statt eines Stimmenverfremders wie in den ersten beiden Teilen hatte Ghostface plötzlich ein Gerät, mit dem er die Stimme jeder beliebigen Person nachahmen kann. Bei solch hinterfotzigen Gimmicks macht das Mitraten einfach keinen Spaß mehr.
Ja, ich weiß, es gibt nur wenige vierte Teile, die wirklich überzeugen (mir fällt jetzt auf die Schnelle zumindest keiner ein). Außerdem waren die ersten Stimmen aus den USA eher verhalten. Für mich als Fan der ersten Stunde zählt „Scream 4“ in diesem Jahr trotzdem zum absoluten Pflichtprogramm. Leider wird der Film der Berliner Presse ausgerechnet am kommenden Mittwoch vorgestellt, an dem ich für „Fast & Furious Five“-Interviews mit Vin Diesel, Paul Walker und Dwayne Johnson in Köln unterwegs bin. Also muss auch ich wie die meisten bis zum offiziellen Kinostart ausharren. Das ist dann in etwa so wie Samstags die Zeit zwischen den Bundesliga-Partien um 15.30 Uhr und der Sportschau: Man muss aufpassen wie ein Schießhund, damit einem bloß niemand vorher schon den Ausgang verrät.
Zum Abschluss noch eine Frage für alle Hardcore-„Scream“-Kenner unter euch (bitte in den Kommentaren beantworten): Wer hat denn nun eigentlich Sidneys Mutter Maureen Prescott umgebracht?
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