Amerikas beliebtester Serienkiller ist zurück! Wir haben uns die gerade zu Ende gegangene und frisch für drei Golden Globes (Beste Drama-Serie, Bester Hauptdarsteller-Drama, Beste Nebendarstellerin) nominierte 5. Staffel von "Dexter" angeschaut und sie unter die kritische FILMSTARTS-Lupe genommen.
ACHTUNG: DER NACHFOLGENDE TEXT ENTHÄLT SPOILER ZUM FINALE DER 4. STAFFEL VON "DEXTER"!!!
Drei Minuten dauerte es am Ende der vierten Staffel, Dexters (Michael C. Hall) Welt in Trümmer zu legen: Weil Rita (Julie Benz) ihren Pass daheim vergessen hatte, konnte sie nicht auf die Florida Keys fliegen. Weil sie ihren Flieger nicht erreichte, musste sie sterben. In der letzten Szene der Staffel findet Dexter seinen Sohn Harrison in Ritas Blut sitzend und sein eigenes Trauma, das ihn zu dem Monster gemacht hat, das er ist, erscheint vor seinen Augen: „Born in blood, both of us!“.
Dexter (Michael C. Hall) trauert über den Verlust von Rita.
Was nun? Das war die große Frage, die bis September 2010 unbeantwortet blieb. Wie würde Dexter mit Ritas Tod umgehen können? Kann er allein eine Familie großziehen? Wird er weiterhin zwei Leben nebeneinander führen? Wie reagiert Debra (Jennifer Carpenter) auf die grausame Wahrheit, dass Dexter der leibliche Bruder von Rudy Moser (Christian Camargo) ist, dem Serienkiller der ersten Staffel? Wird sie womöglich noch weiter nachforschen und Dexters nicht minder grausames Geheimnis herausfinden?
Nach den zwölf Episoden von Staffel 5 fällt das Fazit über die Weiterführung der angesprochenen Handlungsbögen ambivalent aus. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Serie besitzt auch weiterhin ein unglaublich hohes Niveau und gehört zu den absoluten TV-Höhepunkten. Es werden moralische und psychologische Zwickmühlen vorgestellt, die einfache Antworten nicht zulassen, sondern zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Eine Welt, in der ein Serienmörder ein für ihn normales Leben zu führen versucht, bietet auch in der fünften Staffel noch enorme Spielräume für die Erkundung solcher komplexen Fragen. Doch diese Räume werden nicht immer vollkommen zufriedenstellend genutzt.
Harry (James Remar) ist Dexters Leitfaden bei seinen Streifzügen.
Um noch nicht zu viel zu verraten, sei nur gesagt: Nicht alle begonnenen Handlungsstränge werden auch zu Ende geführt. Ein Grund hierfür ist natürlich das Serienformat selbst. Da gerade eine sechste Staffel bestätigt wurde und auch eine siebente Staffel möglich erscheint, möchten die Produzenten und Autoren nicht alles Pulver sofort verschießen. Doch dies ist nur eine Seite der Medaille: Unverständlich erscheint der bereits in früheren Staffeln zu spürende Hang dazu, am Anfang einer Staffel verschiedene Storybögen zu eröffnen, diese dann aber ohne ausreichende Erklärung auslaufen zu lassen. Weniger ist eben oft mehr. Und so wirkt die fünfte Staffel gerade in den letzten Folgen reichlich gehetzt.
Ungeachtet inhaltlicher Einschränkungen befindet sich die Serie schauspielerisch weiterhin auf höchstem Level. Es wurden exzellente neue Charaktere eingeführt, die sich durchaus mit dem vom großartigen John Lithgow verkörperten Trinity-Killer messen können. Allen voran sei Lumen Pierce genannt, die ebenfalls etwas Fürchterliches erleben musste, die sogleich für den Golden Globe nominierte Julia Stiles ("Bourne"-Trilogie) spielt sie enorm eindringlich und lässt den Zuschauer jede Nuance ihres Leids und ihrer Wut spüren. Besondere Erwähnungen verdienen auch "Robocop" Peter Weller als zwielichtiger Cop Stan Liddy, der mit grandiosen Onelinern aufwartet, und Jonny Lee Miller ("Eli Stone") als charismatischer Motivationstrainer Jordan Chase. Es braucht nicht zusätzlich betont zu werden, dass Michael C. Hall seinen Job wieder großartig macht. Er zeigt uns eine Seite von Dexter, die wir so noch nicht kannten, und bringt die innere Gebrochenheit der Titelfigur mit tollem Understatement unglaublich wirkungsvoll zum Ausdruck.
Lumen Pierce (Julia Stiles ) hat auch ein traumatisches Ereignis zu verarbeiten.
Achtung Spoilergefahr: Auf der nachfolgenden Seite wird auf die Handlung der 5. Staffel eingegangen und auch das Ende erläutert. Weiterlesen auf eigene Gefahr!
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