Zum Start ihrer skurrilen Fantasy-Komödie "Dark Shadows" (deutscher Kinostart: 10. Mai 2012) nehmen wir die fruchtbare, inzwischen schon acht Filme (!) umspannende Zusammenarbeit von Regisseur Tim Burton und Hollywood-Star Johnny Depp etwas genauer unter die Lupe.
Zum Kinostart der Fantasy-Komödie "Dark Shadows":
Tim Burton & Johnny Depp: Ein Regisseur und sein Star
Nach dem Welterfolg „Batman“ hatte Tim Burton mit Tom Cruise bereits einen der seinerzeit finanziell zugkräftigsten Filmstars für sein Folgeprojekt „Edward mit den Scherenhänden“ an der Angel. Doch dann änderten der Regisseur und seine Produzentin Denise Di Novi im letzten Moment noch einmal ihre Meinung: Statt mit Tom Cruise auf Nummer sicher zu gehen, entschieden sie sich für den bis dahin nur im Fernsehen groß rausgekommenen Johnny Depp, den seine Rolle als Teenie-Idol in der 80er-Jahre-Kultserie „21 Jump Street“ nur noch anödete. Eine Bauchentscheidung, die nicht nur zwei der herausragenden Karrieren Hollywoods, sondern die Geschichte der Traumfabrik an sich für die folgenden Jahrzehnte maßgeblich prägen sollte. Schließlich hat das kongeniale Duo Burton/Depp in der Folge noch bei sieben weiteren Filmen - von Kritiker-Lieblingen wie „Ed Wood“ bis hin zu Publikums-Magneten wie „Alice im Wunderland“ - zusammengearbeitet… und ein Ende der Arbeitsbeziehung zwischen dem Regisseur und seinem Lieblingsstar, aus der längst auch im Privaten eine enge Freundschaft hervorgegangen ist, scheint noch lange nicht in Sicht. Zuletzt wurde sogar immer mal wieder gemunkelt, dass Tim Burton „Fluch der Karibik 5“ inszenieren soll - selbst wenn dieses Gerücht unserer Ansicht nach ganz eindeutig im Reich der Märchen zu verorten ist, zeigt es trotzdem, dass sich bei einem neuen Projekt des einen ganz automatisch die Frage stellt, ob der andere nicht auch mit von der Partie ist.
Ursprünglich sollte Tom Cruise die Titelrolle in "Edward mit den Scherenhänden" spielen. Gerade noch mal gut gegangen!
Es gibt eine ganze Reihe von legendären Regisseur-Darsteller-Gespannen (wie Martin Scorsese & Leonardo DiCaprio oder Ridley Scott & Russell Crowe), aber bei kaum einer Paarung sind die Karrieren so eng miteinander verbunden wie bei Tim Burton und Johnny Depp. Dabei ist es pure Ironie: Tim Burton hat Johnny Depp zum Megastar gemacht, aber nur in einem ihrer acht gemeinsamen Filme erlaubt der Regisseur seinem Darsteller, auch wie ein Hollywoodstar auszusehen (nämlich in „Sleepy Hollow“). In allen anderen Filmen spielt Johnny Depp hingegen von der Gesellschaft ausgestoßene Außenseiter, was sich stets auch in seinem Erscheinungsbild widerspiegelt – von den missgestalteten Extremitäten des Strauchfrisörs in „Edward mit den Scherenhänden“ bis zu den Unmengen an Gothic-Make-up als aus der Zeit gefallener Vampir in „Dark Shadows“. Dass ein Star auch mal Mut zur Hässlichkeit beweist (wie Charlize Theron in „Monster“ oder Tom Cruise in „Tropic Thunder“) ist nichts Neues, aber dass ein Schauspieler praktisch nur mit solchen Rollen zum Star avanciert, das ist bisher nur Johnny Depp mit Hilfe seines Förderers Tim Burton gelungen.
Keine Tim-Burton-Filme, aber Tim-Burton-Rollen: Johnny Depp in "Fluch der Karibik" und "The Lone Ranger".
Der Einfluss des Entdeckers auf seine Entdeckung ist so groß, dass auch viele der Figuren von Johnny Depp in Nicht-Tim-Burton-Filmen trotzdem dem Universum des Regisseurs zu entstammen scheinen. Der Schritt vom Megastar zum größten Filmstar unserer Zeit gelang Johnny Depp mit seiner Rolle als tuntiger Piratenkapitän Jack Sparrow in „Fluch der Karibik“ – dabei hätte man Regie-Handwerker Gore Verbinski („The Ring“) eine solch abseitige Rollenauslegung gar nicht zugetraut, vielmehr meint man auch in diesem Charakter die Handschrift Tim Burton auszumachen. Etwas ganz Ähnliches gilt auch für Johnny Depps nächstes Blockbuster-Projekt „The Lone Ranger“, das im Sommer 2013 in die Kinos kommen soll und in dem er den treuen Indianer-Sidekick Tonto verkörpert (siehe Foto unter diesem Absatz). Allein aufgrund des ikonischen Make-ups würde manch einer wohl schon Wetten darauf abschließen, dass Tim Burton da seine Finger mit im Spiel hat, obwohl auch hier Gore Verbinski das Regie-Ruder in den Händen hält. Tim Burton hat seinen Star tief geprägt… und das zeigt sich inzwischen eben auch, wenn er mit einem neuen Film Johnny Depps selbst gar nichts zu tun hat.
Tim Burton und Johnny Depp diskutieren eine Szene am Set von "Dark Shadows".
Die gemeinsamen Erfolge („Alice im Wunderland“ hat weltweit mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt) und das blinde Verständnis (die beiden sollen sich am Set mittlerweile angeblich in einer Art Geheimsprache verständigen) haben inzwischen auch zur Folge, dass die beiden sich gegenseitig immer wieder ihre größten Herzensprojekte ermöglichen. Mit Publikumsliebling Johnny Depp in der Hauptrolle genießt Tim Burton bei Hollywoodproduzenten längst freie Hand, während er ohne seinen Star vermutlich bedeutend mehr Überzeugungsarbeit leisten (und Kompromisse eingehen) müsste. Im Fall von „Dark Shadows“ war es jedoch genau andersherum: Als großer Fan der gleichnamigen täglichen Fantasy-Soap (die 1225 Episoden liefen von 1966 bis 1971 im US-Fernsehen) war es in erster Linie Johnny Depp, der das kultige TV-Format (siehe auch unser Special zur „Dark Shadows“-Serie) unbedingt für die Leinwand neu auflegen wollte… und da musste er seinen Stammregisseur sicherlich nicht zweimal fragen, zumal die Mischung aus Gothic-Horror-Elementen und 70er-Jahre-Retrolook ohnehin nahtlos in Tim Burton Œuvre hineinpasst. Auch der herrlich ironische Trailer (gibt es überhaupt einen lustigeren Trailer zu einem Tim-Burton-Film?) spricht dafür, dass das Duo am Set erneut eine Menge Spaß hatte und „Dark Shadows“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die letzte Zusammenarbeit der beiden gewesen ist:
Was meint ihr: Ist jede Ankündigung eines gemeinsamen Films von Tim Burton und Johnny Depp erst einmal eine gute Nachricht? Oder sollten die beiden zukünftig häufiger unabhängig voneinander Projekte angehen?
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Bjoerg
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