Tim Burton & Johnny Depp: Ein Regisseur und sein Star
von Christoph Petersen ▪ Donnerstag, 10. Mai 2012 - 00:00

Zum Start ihrer skurrilen Fantasy-Komödie "Dark Shadows" (deutscher Kinostart: 10. Mai 2012) nehmen wir die fruchtbare, inzwischen schon acht Filme (!) umspannende Zusammenarbeit von Regisseur Tim Burton und Hollywood-Star Johnny Depp etwas genauer unter die Lupe.

 

Zum Kinostart der Fantasy-Komödie "Dark Shadows":

Tim Burton & Johnny Depp: Ein Regisseur und sein Star

 

Nach dem Welterfolg „Batman“ hatte Tim Burton mit Tom Cruise bereits einen der seinerzeit finanziell zugkräftigsten Filmstars für sein Folgeprojekt „Edward mit den Scherenhänden“ an der Angel. Doch dann änderten der Regisseur und seine Produzentin Denise Di Novi im letzten Moment noch einmal ihre Meinung: Statt mit Tom Cruise auf Nummer sicher zu gehen, entschieden sie sich für den bis dahin nur im Fernsehen groß rausgekommenen Johnny Depp, den seine Rolle als Teenie-Idol in der 80er-Jahre-Kultserie „21 Jump Street“ nur noch anödete. Eine Bauchentscheidung, die nicht nur zwei der herausragenden Karrieren Hollywoods, sondern die Geschichte der Traumfabrik an sich für die folgenden Jahrzehnte maßgeblich prägen sollte. Schließlich hat das kongeniale Duo Burton/Depp in der Folge noch bei sieben weiteren Filmen - von Kritiker-Lieblingen wie „Ed Wood“ bis hin zu Publikums-Magneten wie „Alice im Wunderland“ - zusammengearbeitet… und ein Ende der Arbeitsbeziehung zwischen dem Regisseur und seinem Lieblingsstar, aus der längst auch im Privaten eine enge Freundschaft hervorgegangen ist, scheint noch lange nicht in Sicht. Zuletzt wurde sogar immer mal wieder gemunkelt, dass Tim BurtonFluch der Karibik 5“ inszenieren soll - selbst wenn dieses Gerücht unserer Ansicht nach ganz eindeutig im Reich der Märchen zu verorten ist, zeigt es trotzdem, dass sich bei einem neuen Projekt des einen ganz automatisch die Frage stellt, ob der andere nicht auch mit von der Partie ist.

 

Ursprünglich sollte Tom Cruise die Titelrolle in "Edward mit den Scherenhänden" spielen. Gerade noch mal gut gegangen!

 

Es gibt eine ganze Reihe von legendären Regisseur-Darsteller-Gespannen (wie Martin Scorsese & Leonardo DiCaprio oder Ridley Scott & Russell Crowe), aber bei kaum einer Paarung sind die Karrieren so eng miteinander verbunden wie bei Tim Burton und Johnny Depp. Dabei ist es pure Ironie: Tim Burton hat Johnny Depp zum Megastar gemacht, aber nur in einem ihrer acht gemeinsamen Filme erlaubt der Regisseur seinem Darsteller, auch wie ein Hollywoodstar auszusehen (nämlich in „Sleepy Hollow“). In allen anderen Filmen spielt Johnny Depp hingegen von der Gesellschaft ausgestoßene Außenseiter, was sich stets auch in seinem Erscheinungsbild widerspiegelt – von den missgestalteten Extremitäten des Strauchfrisörs in „Edward mit den Scherenhänden“ bis zu den Unmengen an Gothic-Make-up als aus der Zeit gefallener Vampir in „Dark Shadows“. Dass ein Star auch mal Mut zur Hässlichkeit beweist (wie Charlize Theron in „Monster“ oder Tom Cruise in „Tropic Thunder“) ist nichts Neues, aber dass ein Schauspieler praktisch nur mit solchen Rollen zum Star avanciert, das ist bisher nur Johnny Depp mit Hilfe seines Förderers Tim Burton gelungen.

 

Keine Tim-Burton-Filme, aber Tim-Burton-Rollen: Johnny Depp in "Fluch der Karibik" und "The Lone Ranger".

 

Der Einfluss des Entdeckers auf seine Entdeckung ist so groß, dass auch viele der Figuren von Johnny Depp in Nicht-Tim-Burton-Filmen trotzdem dem Universum des Regisseurs zu entstammen scheinen. Der Schritt vom Megastar zum größten Filmstar unserer Zeit gelang Johnny Depp mit seiner Rolle als tuntiger Piratenkapitän Jack Sparrow in „Fluch der Karibik“ – dabei hätte man Regie-Handwerker Gore Verbinski („The Ring“) eine solch abseitige Rollenauslegung gar nicht zugetraut, vielmehr meint man auch in diesem Charakter die Handschrift Tim Burton auszumachen. Etwas ganz Ähnliches gilt auch für Johnny Depps nächstes Blockbuster-Projekt „The Lone Ranger“, das im Sommer 2013 in die Kinos kommen soll und in dem er den treuen Indianer-Sidekick Tonto verkörpert (siehe Foto unter diesem Absatz). Allein aufgrund des ikonischen Make-ups würde manch einer wohl schon Wetten darauf abschließen, dass Tim Burton da seine Finger mit im Spiel hat, obwohl auch hier Gore Verbinski das Regie-Ruder in den Händen hält. Tim Burton hat seinen Star tief geprägt… und das zeigt sich inzwischen eben auch, wenn er mit einem neuen Film Johnny Depps selbst gar nichts zu tun hat.

 

Tim Burton und Johnny Depp diskutieren eine Szene am Set von "Dark Shadows".

 

Die gemeinsamen Erfolge („Alice im Wunderland“ hat weltweit mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt) und das blinde Verständnis (die beiden sollen sich am Set mittlerweile angeblich in einer Art Geheimsprache verständigen) haben inzwischen auch zur Folge, dass die beiden sich gegenseitig immer wieder ihre größten Herzensprojekte ermöglichen. Mit Publikumsliebling Johnny Depp in der Hauptrolle genießt Tim Burton bei Hollywoodproduzenten längst freie Hand, während er ohne seinen Star vermutlich bedeutend mehr Überzeugungsarbeit leisten (und Kompromisse eingehen) müsste. Im Fall von „Dark Shadows“ war es jedoch genau andersherum: Als großer Fan der gleichnamigen täglichen Fantasy-Soap (die 1225 Episoden liefen von 1966 bis 1971 im US-Fernsehen) war es in erster Linie Johnny Depp, der das kultige TV-Format (siehe auch unser Special zur „Dark Shadows“-Serie) unbedingt für die Leinwand neu auflegen wollte… und da musste er seinen Stammregisseur sicherlich nicht zweimal fragen, zumal die Mischung aus Gothic-Horror-Elementen und 70er-Jahre-Retrolook ohnehin nahtlos in Tim Burton Œuvre hineinpasst. Auch der herrlich ironische Trailer (gibt es überhaupt einen lustigeren Trailer zu einem Tim-Burton-Film?) spricht dafür, dass das Duo am Set erneut eine Menge Spaß hatte und „Dark Shadows“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die letzte Zusammenarbeit der beiden gewesen ist:

 

 

Was meint ihr: Ist jede Ankündigung eines gemeinsamen Films von Tim Burton und Johnny Depp erst einmal eine gute Nachricht? Oder sollten die beiden zukünftig häufiger unabhängig voneinander Projekte angehen?

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Kommentare

  • Bjoerg

    ich finde deren Projekte immer wieder klasse und Sweeney Todd ist einer meiner Lieblingsfilme. Es wirkt zwar, als ob Burton + Depp immer das Gleiche machen, dabei ist jeder Film anders und Burtons Kreativität ist scheinbar nie ausgeschöpft. Freu mich schon sehr auf Dark Shadows. (Außerdem kommt doch im Herbst 'Frankenweenie' mal ohne Johnny)

  • LeonardBlondieTyler

    ich würd mit wünschen,dass Depp wieder mehr filme wie donnie brasco oder blow macht.diese schrägen rollen sind zwar schön und gut aber langsam find ich ihn nervig,denn iwie laufen sie immer nach dem gleichen Schema am.er verschwendet sein talent für ernstere rollen.

  • Axel R.

    @LeonardBlondieTyler: Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • Lasse

    Tim Burton und Johnny Depp sind das mit Abstand kreativste Regisseur-Schauspieler-Team der jüngsten Kino-Geschichte. Kommt dann noch Danny Elfman dazu, ist die Mischung perfekt. Sie versetzen mich in reinste Film-Ekstase, egal, ob die Filme nun sehr gut oder für Burton-Verhältnisse weniger gelungen sind. Alice im Wunderland ist für mich der schlechteste Burton-Film, aber durch Johnny Depps Rolle kommt trotzdem die altbekannte Skurrilität mit hinein und kann das Werk ein klein wenig retten. Ich liebe die Kombination und werde nicht müde, mir neue Werke der beiden (drei) Kindsköpfe anzuschauen.

  • Mud

    @LeonardBlondieTyler: die Rollen als verschwendetes Talent zu sehen sehe ich ganz anders. Gerade in den abgefuckten Rollen kann Johnny sein ganzes Repertoire an Akzenten, Stimmen und Verhalten zeigen. Ich kann schon verstehen, dass manche sich wieder ernste Rollen mit ihm wünschen, aber Verschwendung ist das nicht. Außer bei Fluch der Karibik vielleicht. ;) Ich freue mich jedenfalls auf den Film!

  • Timo Pieper

    LeonardBlondieTyler trifft den Nagel auf den Kopf. Das "kreativste" Duo sind die beiden bei weitem nicht @Lasse, da habe ich eher das Gefühl dass die beiden immer "das Gleiche machen" (by Bjoerg) - Burton/Depp machen Filme mit makaberer Handlung, morbidem Witz und manischer Stimmung -

  • PaddyBear

    Sehe das so wie LeonardBlondieTyler. Es wär mal schon ihn wieder in "normalen" Rollen zu sehen und nicht mit 5 cm Schminke etc. im Gesicht. Werde mir morgen Abend Dark Shadows angucken, erwarte aber nicht zuviel, da die Kritiken bei weitem nicht so gut sind wie die hier bei FS. Ich warte ab und überzeug mich selbst. Vielleicht werde ich ja positiv überrascht. Sweeny Todd war meines Erachtens nach der letzte Burton Film der mich überzeugt hat. Alice war Käse.

  • Venom

    Depp hat auch ohne Burton schon skurrile Rollen gespielt, die für mich deutlich prägender waren als die Auftritte in den Burton Filmen. Generell messe ich Burton in Depps Karriere eine eher untergeordnete Rolle zu, denn seine besten Filme hat er mit anderen Regisseuren gemacht (mMn Fear and Loathing in Las Vegas, Dead Man und Blow). Bei Burton verhält es sich ähnlich, hier waren Beetlejuice, Batman und Big Fish für mich die besten Filme...und nix von Depp zu sehen. Vor diesem Hintergrund würde es mich freuen, wenn die beiden wieder vermehrt getrennte Wege beschreiten würden.

  • Fain5

    Der beste Burtonfilm ist für mich Big Fish und der kommt ohne Depp aus!

  • Saeglopur

    Ich kann keine Depp/Burton Filme mehr sehen...

  • Lukas B.

    Edwood und Sweeney Todd sind für mich die besten "Burton-Depp-Filme".

  • Jimmy V.

    Ich sehe das ähnlich kritisch: Burtons bester ist Big Fish. Bei Depp würde ich schon dass es Fear and Loathing in Las Vegas oder Fluch der Karibik 1 ist. Man mag von beiden Filmen halten was man will, aber seine Rolle macht er da gut. Trotzdem liefern die Beiden mir zu oft dasselbe ab. Es muss immer skurril sein. Und leider ist die Mischung nie so befriedigend wie bei Sleepy Hollow, dass trotz Witz auch wirklich GRUSELIG sein konnte.

  • niman7

    Ich bin auch ganz klar für eine Trennung der beiden. Die Welt hat jetzt genug Buton/Depp Filme gesehen. Es sei denn, die beiden versuchen mal was ganz anderes.

  • aulst

    Ich belächle das Gespann mittlerweile auch ja irgendwie, aber jetzt zurückblickend, find ich bis auf Alice im Wunderland und Sleepy Hollow wirklich großartig (Charlie und die Schokoladenfabrik ist da wahrschienlich noch der eheste, des aus dieser Wertung rausfliegt), aber ich stimm dem allgemeinen Tenor zu, dass die beiden, wenn sie getrennt voneindaner arbeiten, besseres abliefern.

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