Audrey Hepburn begann ihre Karriere in Hollywood als Prinzessin und beendete sie als Engel. Zwischen ihrer oscar-prämierten ersten Hauptrolle in William Wylers Liebesfilm-Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ von 1953 und ihrem Gastauftritt in Steven Spielbergs Fantasy-Romanze „Always“ von 1989 avancierte die britsch-niederländische Schauspielerin nicht nur zu einer der populärsten Leinwandschönheiten der Filmgeschichte, mit ihrem Sinn für Mode etablierte sie sich auch als zeitlose Stilikone. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in den 50er und 60er Jahren stach die 1,69 Meter große, zierliche Aktrice durch ihre großen braunen Augen, ihrer mädchenhaften Gestalt und ihrem unschuldigen Lächeln neben üppigen Sexbomben der Zeit wie Marilyn Monroe, Kim Novak und Lana Turner hervor. Noch heute wird die mehrfach (u.a. mit dem Oscar) prämierte, multilingual talentierte Schauspielerin für ihr elegantes Auftreten und ihre schauspielerische Risikobereitschaft geschätzt.
Von der Ballettschule auf die Oscar-Bühne
Audrey Kathleen Ruston ist die Tochter eines englischen Bankiers und einer niederländischen Baroness und wuchs als britische Staatsbürgerin überwiegend in ihrem Geburtsland Belgien auf. Zur Namensänderung in Hepburn-Ruston kam es durch die Ahnenrecherche ihres Vaters, der die Familie allerdings verließ, als Audrey sechs war. Ihre Kindheit verbrachte sie im Schatten des zweiten Weltkrieges zwischen Belgien, England und Holland. In Arnheim lernte Hepburn Ballett und trat heimlich als Tänzerin auf, um für den Widerstand gegen die deutschen Besatz Geld zu sammeln. Ende der 40er Jahre zog sie nach London, wo sie im West End als Backgroundtänzerin in Musicals besetzt wurde. Nach einigen kleinen Auftritten in britischen Filmen gelante sie nach Amerika, als sie unerwartet die Hauptrolle im Broadway-Musical „Gigi“ bekam, nachdem die Autorin Sidonie-Gabrielle Colette sie in einem Hotel sah. Hollywood wurde auf den Nachwuchsstar aufmerksam und 1953 kam der Durchbruch gleich mit ihrer ersten Hauptrolle: als flüchtige Prinzessin in William Wylers Liebesmärchen „Ein Herz und eine Krone“ verzauberte sie nicht nur ihren Co-Star Gregory Peck als Klatschreporter, sondern auch die Oscar-Academy.
Liebesdreiecke und gealterte Playboys
Nach dem Golden Globe und dem Oscar als beste Hauptdarstellerin für ihre traumhafte Vorstellung in „Ein Herz und eine Krone“ war Audrey Hepburn endgültig in Hollywood angekommen und spielte nur noch mit den größten Stars der Branche. Bis in die späten 1960er Jahre zählte sie zu den Kassenmagneten der Traumfabrik. Für ihre zweite Hollywood-Produktion „Sabrina“, unter der Regie des Altmeisters Billy Wilder, gab es eine weitere Oscar-Nominierung: als die hübsche Tochter eines Chauffeurs, um die sich die zwei reichen Söhne einer wohlhabenden Familie (Humphrey Bogart und William Holden) duellieren, glänzte Hepburn einmal mehr durch jugendlichen Charme und komödiantisches Talent. Im selben Jahr erhielt sie den Theaterpreis Tony für ihre Hauptrolle in dem Broadway-Stück „Ondine“ an der Seite ihres späteren Gatten Mel Ferrer. Nach ihrer Blitzhochzeit standen die beiden für King Vidors ambitionierten Monumentalfilm „Krieg und Frieden“ zusammen vor der Kamera. Hepburn fuhr im Anschluss fort zwischen leichten und schweren Stoffen zu wechseln, spielte aber kontinuierlich nur mit den angesehensten Regisseuren und den größten männlichen Stars zusammen, die oftmals viel älter waren als sie.
Zwischen Kommerz und Anspruch
So folgten auf Stanley Donens Musical „Ein süßer Fratz“ neben der bereits faltigen Tanzsensation Fred Astaire mit Billy Wilders Tragikomödie „Ariana – Liebe am Nachmittag“ neben Hollywood-Legende Gary Cooper und Fred Zinnemanns Drama „Geschichte einer Nonne“ schauspielerisch anspruchsvolle Projekte, die Audrey Hepburn allesamt mit Bravour meisterte. Nach einer weiteren Oscar-Nominierung für ihre Hauptrolle in Zinnemans Film, wechselte Hepburn erneut das Genre und gab in John Hustons Rassendrama „Denen man nicht vergibt“ ihr Westerndebüt an der Seite von des herb-maskulinen Burt Lancaster als ihren Stiefbruder. Beim Dreh verlor die schwangere Schauspielerin ihr Baby durch einen Sturz vom Pferd. Es war die erste von insgesamt drei Fehlgeburten, die sie im Laufe ihres Lebens verkraften musste. Der Film erwies sich als Misserfolg. Zwei Jahre später kehrte Hepburn aber in der bekanntesten Rolle ihres Lebens zurück. Trotz der Bedenken des Autoren der Vorlage, Truman Capote, glänzte in einer Rolle, die ursprünglich für Marilyn Monroe vorgesehen war: als unbeschwertes und lebensfrohes High-Society-Callgirl Holly Golighty in Blake Edwards' Liebesfilm-Klassiker „Frühstück bei Tiffany’s“.
Die vielseitige Königin der Genres
Nach ihrer bereits vierten Oscar-Nominierung als beste Darstellerin des Jahres (für „Frühstück bei Tiffany’s“) stellte Audrey Hepburn auch die 1960er Jahre hindurch ihr Gespür für erfolgreiche Stoffe unter Beweis und gab in den unterschiedlichsten Genres eindrucksvolle Vorstellungen. Die auf High-Society-Frauen spezialisierte Mimin glänzte unter anderem als der Homosexualität beschuldigten Lehrerin neben Shirley MacLaine in William Wylers „Infam“, in den turbulenten Action-Komödien „Charade“ und „Wie klaut man eine Million?“, sowie in dem prächtigen Musical „My Fair Lady“ und dem fesselnden Psychothriller „Ware, bis es dunkel ist“. Trotz ihrer berühmten Gesangseinlage in „Frühstück bei Tiffany’s“ mit Henry Mancinis Song „Moon River“, wurde Hepburn für ihre Rolle in „My Fair Lady“ mit der professionellen Sängerin Marnie Nixon synchronisiert – was die Schauspielerin sehr erzürnte. Für „Warte, bis es dunkel ist“ erhielt sie ihre fünfte und letzte Oscar-Nominierung. Im Anschluss zog sich Hepburn trotz Rollen-Angeboten in späteren Hits wie „Der Exorzist“ und „Einer flog über's Kuckucksnest“ vom Filmen zurück, widmete sich ihrer Unicef-Arbeit und trat bis zu ihrem Krebstod 1993 nur noch in fünf Filmen auf, darunter neben Sean Connery in Richard Lesters „Robin und Marian“.
Audrey Hepburn war zweimal verheiratet, ihr zweiter Mann war der Schauspielkollege Mel Ferrer. Die Ehe hielt von 1954 bis 1968. Sie hinterließ zwei Kinder.