Der Mann fürs Grobe stammt aus London, trägt kaum noch Haare auf dem Kopf und hat Muskeln wie He-Man. Dazu hat der ungekrönte B-Movie-König Jason Statham auch Charisma - und zwar reichlich davon. Das bewies der gestählte Brite mit dem prägnanten Cockney-Akzent nicht nur in der „Transporter“-Reihe und stieg schnell in die erste Riege der internationalen Actionstars auf.
Turmspringer, Model und erste Filme mit Guy Ritchie
Jason Statham erblickte am 12. September 1967 als zweiter Sohn eines Lounge-Sängers und einer Tänzerin das Licht der Welt. Vor dem Beginn seiner Kinokarriere glänzte der Brite bereits auf sportlichem Parkett: Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gehörte er zum britischen Turmspringer-Team. Bei den Weltmeisterschaften 1992 wurde er Zwölfter, woraufhin er in Printkampagnen und TV-Spots als Model auftrat. Dieses Engagement ebnete Statham auch den Weg ins Filmbusiness, denn das Label French Connection, bei dem er unter Vertrag stand, investierte zu jener Zeit auch in Guy Ritchies legendäres Gaunerstück „Bube, Dame, König, grAS“. Der Neuling erhielt dort zwar nur eine Nebenrolle, doch der junge Muskelberg hinterließ bei seinem Regisseur so viel Eindruck, dass Guy Ritchie ihn bei seinem zweiten Film „Snatch“ gleich wieder mit ins Boot holte – ebenfalls für eine kleinere, aber nichtsdestotrotz erinnerungswürdige Rolle an der Seite von Hollywood-Superstar Brad Pitt.
Durchbruch mit Anlauf
Das Jahr 2001 verlief für den aufstrebenden Darsteller zwar sehr arbeitsam, aber nur wenig erfolgreich: John Carpenters Sci-Fi-Gurke „Ghosts of Mars“ konnte auch Jason Statham nicht retten und das Jet-Li-Vehikel „The One“ sowie das Remake „Mean Machine - Die Kampfmaschine“, in dem er mit einem markigen Kurzauftritt als „Käfigmonster“ glänzt, waren zwar keine Flops, aber auch nicht sonderlich erfolgreich. Der endgültige Durchbruch folgte 2002 mit der Rolle des kompromisslosen Fahrers für die besonders heiklen Frachten in „The Transporter“. Frank Martin ist eiskalt, unbeirrbar, entschlossen und arbeitet präzise wie ein Uhrwerk. Drei Grundregeln sichern seinen Ausnahmestatus in der Branche. Erstens: Ändere nie einen Deal! Zweitens: Frage nie nach Namen! Drittens: Öffne nie das Paket, das es zu transportieren gilt. Der Archetyp, den Statham seitdem immer wieder kopiert, war geboren. Sein Markenzeichen: Als Experte im Mixed Martials Arts und Kickboxen macht er fast alle Stunts selbst.
Höher, schneller, weiter – Actionstar auf der Überholspur
Der von Frankreichs Kreativkopf Luc Besson produzierte „The Transporter“ öffnete Jason Statham das Tor für weitere attraktive Rollen. Das Heist-Movie „The Italian Job“ räumte an den US-Kinokassen richtig ab und der Action-Thriller „Final Call“ erfreute zumindest die Genrefans. Erwähnenswert ist auch Stathams (allerdings sehr kleiner Auftritt) in Michael Manns coolem Thriller „Collateral“ von 2005. Diese Cameo-Rolle war die unausgesprochene Rückkehr des Frank Martin, die offizielle Fortsetzung folgte mit „Transporter - The Mission“ 2005. Diesmal legte Jason Statham - frei nach dem alten Actionmotto „höher, schneller, weiter“ - noch eine Schippe drauf. Die Story spielte keine echte Rolle, aber Stathams Charisma bugsierte auch diese Mission souverän in die schwarzen Zahlen. Die anschließende Wiedervereinigung mit Regisseur Guy Ritchie (für den Thriller „Revolver“) verlief hingegen enttäuschend.
Lebenserhaltender Overkill: „Crank“
In den „Transporter“-Filmen hatte Jason Statham seine persönliche Erfolgsformel gefunden, nun wandte er sie auf einen weiteren furiosen Action-Film an und trieb sie gemeinsam mit den Filmemacher Mark Neveldine und Brian Taylor auf die Spitze. In „Crank“ spielte Statham den Auftragskiller Chev Chelios, dem tödliches Gift gespritzt wurde - sobald sein Adrenalinspiegel sinkt, stirbt er. Oder andersherum gesagt: Stress, Action und Tempo halten ihn am Leben. Und so ist „Crank“ auch für den Zuschauer eine wahre Adrenalinorgie, garniert mit coolen Onelinern. Was Statham dagegen geritten hat, Uwe Boll für seinen Historien-Rohrkrepierer „Schwerter des Königs)“ zuzusagen, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Auch der Actionfilm „War“ mit Jet Li blieb in den Startlöchern hängen und bekam in Deutschland nicht einmal einen Kinostart.
Weniger ist mehr
Für ein wenig Abwechslung neben all der Action sorgte 2006 das Seventies-Thriller-Drama „Bank Job“, bei dem Jason Statham einmal nicht ausschließlich seine Muskeln spielen ließ, sondern stattdessen einen Gebrauchtwagenhändler mimte, der durch seine Schulden bei der Londoner Unterwelt zu einem riskanten Bankraub getrieben wird. Roger Donaldsons Heist-Movie hebt sich inhaltlich deutlich von sonstigen Statham-Werken ab und bietet vor allem storytechnisch Überdurchschnittliches. Aber damit war Jason Statham, der Actionheld noch lange nicht von der Bildfläche verschwunden, das zeigte er 2008 gleich mit zwei Filmen. Im hochtourigen „Death Race“, einem freien Remake von „Death Race 2000“ mit Sylvester Stallone, tat Statham einmal mehr das, was er am besten kann: Hinter dem Steuer sitzen, Gas geben und Leute verprügeln. In „Transporter 3“ hingegen hat der Brite den Bogen überspannt - die Action erwies sich als derart gaga, dass sie viele Fans enttäuschte.
Immer mehr ist gerade genug
Mit „Transporter 3“ war Jason Statham über das Ziel hinausgeschossen, aber er blieb der Overkill-Action mit dem völlig überdrehten „Crank 2: High Voltage“ dennoch zunächst treu und konnte seinen Ausrutscher wiedergutmachen. Längst gehörte der britische Charakterkopf zu den ganz großen Stars des Genres und so gehörte er standesgemäß auch zu den Teilnehmern an Sylvester Stallones Actionhelden-Party „The Expendables“. Neben Statham, Jet Li und Stallone selbst prügelten die Achtzigerjahre-Recken Mickey Rourke, Dolph Lundgren und Bruce Willis munter mit und sogar Arnold Schwarzenegger schaute kurz vorbei. Nachdem sich die augenzwinkernde Variation alter Erfolgsmuster als erfolgreich erwies, versuchte sich Statham direkt an einem Remake und schlüpfte als „The Mechanic“ in die Fußstapfen von Charles Bronson, aber vorher machte er einmal etwas ganz anderes: In der Animationskomödie „Gnomeo und Julia“ lieh er seine Stimme dem roten Gartenzwerg Tybalt, der bei dieser ungewöhnlichen Shakespeare-Adaption an vorderster Front mitmischt.