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    "Phantastische Tierwesen 3": Diese herzzerreißende Szene zählt zu den Highlights der gesamten "Harry Potter"-Reihe
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Roman Polanski entfachte Pascals Leidenschaft für das Kino. Bevorzugt hält er sich in den 1970er-Jahren auf und fühlt sich in jedem Genre heimisch.

    Auch wenn „Dumbledores Geheimnisse“ für FILMSTARTS-Redakteur Pascal eine Enttäuschung war, hat ihm die ziemlich bewegende Auftaktszene deutlich gemacht, wie viel Potenzial doch eigentlich in der „Harry Potter“-Prequel-Reihe steckt.

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    +++ Meinung +++

    Dass sich die „Harry Potter“-Filme nach wie vor an einer derartigen Beliebtheit erfreuen, liegt nicht nur an der magischen Welt, deren Wunder und Gefahren wir als Zuschauerschaft zusammen mit den Protagonist*innen Harry (Daniel Radcliffe), Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) immer wieder aufs Neue ergründen dürfen. Genauso elementar für den Erfolg der Reihe ist auch die herzergreifende Zwischenmenschlichkeit, die von Teil zu Teil nuancierter ausgebaut wurde und tiefe Einblicke in das Seelenleben der verschiedenen Charaktere gegeben hat.

    Der „Phantastische Tierwesen“-Reihe krankt es an beiden Aspekten. David Yates, der seit „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ jeden einzelnen Eintrag in das „Harry Potter“-Universum in Szene gesetzt hat, scheint nicht nur ein wenig betriebsblind geworden zu sein und keinen richtigen Zugang mehr zur wundersamen Welt der Zauberer, Hexen und Muggel zu bekommen. Es menschelt auch nicht mehr sonderlich, was emotionale Höhepunkte nur in der Theorie zum Vorschein bringt. Mit einer Ausnahme.

    Auch wenn „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ aus diversen Gründen kein gelungener Film geworden ist (zum Beispiel aufgrund seiner unheimlich anti-demokratischen Tendenzen, wie ihr hier nachlesen könnt), so wartet er doch mit einer Sequenz auf, die zu den schönsten und eindringlichsten des gesamten „Harry Potter“-Franchises gehört.

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    Hier spielt die Liebe mit offenen Karten

    Es ist gleich die Eröffnung, die mich darauf hoffen lassen hat, dass „Phantastische Tierwesen“ endlich das schafft, was den „Harry Potter“-Abenteuern in jedem Film mindestens einmal gelungen ist: mich emotional mitzureißen. Albus Dumbledore (Jude Law) und Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) treffen sich in einem nahezu menschenleeren Restaurant. Anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, wie die Dinge nur so aus den Fugen geraten konnten, sehen wir hier auf einmal das, worum „Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen“ auf lächerliche Art und Weise herumgedruckst ist: zwei Männer, die ihrer verflossenen Liebe nachtrauern.

    Das Schöne an der Szene ist nicht nur, dass endlich ausgesprochen wird, was eigentlich schon beim zweiten Teil mehr als offensichtlich gewesen ist. Es ist vielmehr die Art und Weise, die hier bewegt, denn Dumbledore und Grindelwald stehen ihrer einstigen Liebe vollkommen selbstverständlich gegenüber. Das bedeutet: Im Gespräch wird die einstige homosexuelle Beziehung der beiden mächtigen Zauberer nicht als Überraschung für das Publikum präsentiert, sondern als organischer Teil des Austauschs. Eine Überraschung wäre hier auch fehl am Platze gewesen, denn beide Männer wissen ja, was sie aneinander hatten – und beide wissen, was sie verloren haben, seitdem sie kein Paar mehr sind.

    War es das oder kommt "Phantastische Tierwesen 4" noch?

    Hier schafft es „Phantastische Tierwesen 3“, echte Emotionen zu entfesseln und spricht den Charakteren etwas zu, was ihnen die meiste Zeit darüber hinaus fehlt: Eigendynamik. Nachdem sich Dumbledore und Grindelwald darüber unterhalten haben, dass es nicht die Überzeugungen waren, die sie einst untrennbar zusammengehalten haben, sondern die Liebe, geht das Restaurant um Dumbledore in lodernen Flammen auf.

    Der Hogwarts-Leiter versteht hier, dass er seine große Liebe nicht retten kann, sondern aufhalten muss. Mag die Flammen-Metapher auch nicht sonderlich subtil sein, sie ist wirkungsvoll und schließt eine Szene ab, die bemerkenswert ist und damit zu einer Ausnahmeerscheinung in einem Film wird, der in erster Linie dadurch auffällt, wie rigoros er Potenzial verschwendet.

    Übrigens: Damit „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ auf dem lukrativen Kinomarkt China veröffentlicht werden durfte, hat Warner nun genau die entscheidenden Dialogzeilen aus der Eröffnungsszene entfernt. Hier könnt ihr noch einmal genauer nachlesen, was es damit auf sich hat und wie das Studio seine Entscheidung in einem Statement rechtfertigt:

    Schwuler Moment in "Phantastische Tierwesen 3" zensiert: So nimmt Studio Warner nun Stellung

    In unserer neuen Podcast-Folge diskutieren wir über „Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse“ und dabei auch über die Frage, wie sich Mads Mikkelsen als Johnny-Depp-Ersatz macht.

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