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    TV-Tipp: Dieser meisterhafte Fantasy-Anime hat mich mehr verzaubert als "Harry Potter" und "Herr der Ringe"
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Weil Hayao Miyazaki ihn träumen lässt, Sergio Leone ihm den Schweiß auf die Stirn treibt und Stanley Kubrick seinen Grips fordert: Dafür liebt Benjamin das Kino!

    Für FILMSTARTS-Redakteur Benjamin ist „Das wandelnde Schloss“ nicht nur einer der besten Filme des Anime-Studios-Ghibli, sondern entfaltet auch mehr Fantasy-Magie als die beliebten Filme der „Harry Potter“- und „Herr der Ringe“-Sagen.

    Studio Ghibli

    +++ Meinung +++

    Am heutigen Freitag, dem 1. April 2022 um 20.15 Uhr, läuft „Das wandelnde Schloss“ auf dem TV-Sender Prosieben MAXX. Alternativ könnt ihr den Film auf Netflix streamen. Wie so viele Produktionen von Studio Ghibli und Regie-Legende Hayao Miyazaki ist auch dieser Anime aus dem Jahr 2004 ein bezauberndes Fantasy-Märchen, das einen mit liebevoller Zeichentrick-Optik und einer virtuos komponierten Filmmusik audiovisuell verwöhnt und zugleich eine ans Herz gehende Geschichte mit skurrilen Figuren bietet, deren teils düstere Schicksale gemeinsam mit den heiteren Zwischentönen die gesamte Gefühlsklaviatur bespielen und so für ein grandioses Filmvergnügen sorgen.

    Für mich hat „Das wandelnde Schloss“ aber einen besonderen Platz in meinem Herzen. Denn als ich den Anime zum ersten Mal sah, realisierte ich, dass mich die magischen Welten von Ghibli einfach mehr faszinieren, als es westliche Fantasy-Filmreihen wie „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“ tun.

    Darum geht es in "Das wandelnde Schloss"

    „Das wandelnde Schloss“ handelt von der gutherzigen Hutmacherin Sophie, die eines Tages die Bekanntschaft mit einem mysteriösen jungen Mann macht, bei dem es sich insgeheim um den mächtigen Magier Hauro handelt. Auf den hat jedoch eine eifersüchtige Hexe bereits ein Auge geworfen, weshalb diese Sophie mit einem Fluch belegt, der sie extrem altern lässt.

    Mit dem gebrechlichen Körper einer 90-Jährigen sucht Sophie nach einem Weg, den Fluch zu brechen und landet dabei in Hauros wandelndem Schloss, einer beeindruckenden Konstruktion, deren Türen als Portale zu weit entfernten Orten dienen. All das vor dem Hintergrund eines Krieges, dessen Ausgang Sophie maßgeblich mit beeinflussen wird...

    Darum ist "Das wandelnde Schloss" so magisch

    Wenn ich an einen Film denke, der pure Fantasy-Magie ausstrahlt, dann denke ich an „Das wandelnde Schloss“. Mit Fantasy-Magie meine ich das Gefühl, sich in eine fantasievoll gestaltete fremde Welt zu begeben, die nach ihren eigenen magischen Regeln funktioniert, die einen aber trotzdem menschlich tief berührt und einen dadurch total vereinnahmt. Ghibli-Filme haben grundsätzlich viel von diesem Zauber, aber „Das wandelnde Schloss“ sticht nochmal besonders hervor.

    Denn die von Hayao Miyazaki inszenierte Welt ist einfach vollkommen verrückt, überrascht einen immer wieder mit sympathisch-seltsamen Figuren, fantasievollen Designs und überraschenden Wendungen, fühlt sich aber trotzdem völlig harmonisch an. Zudem funktioniert die Geschichte auch hervorragend als Spiegelbild für innere Konflikte, die wir Menschen in der Realität mit uns herumschleppen.

    Mein persönliches Highlight im ganzen Film ist Calcifer: Ein Feuerdämon, der einfach nur aus einer Flamme besteht. Nicht nur ist Calcifer wahrlich herausragend animiert und schon allein deshalb grundsympathisch, er hat auch eine sehr ausgefallene Persönlichkeit: Zunächst gibt er sich völlig egoistisch, rücksichtlos und impulsiv, im Verlauf des Abenteuers zeigt er aber auch andere unerwartete Seiten. Allein, dass es „Das wandelnde Schloss“ geschafft hat, dass mich das Schicksal eines Feuers zu Herzen ging, versetzt mich immer wieder ins Staunen.

    Studio Ghibli

    Doch Calcifer ist nur eines der vielen Kreativ-Highlights in diesem zauberhaften Film: Da wären zum Beispiel diese unförmigen schwarzen Schwabbelwesen, die sich zu Beginn des Films an Hauros Fersen heften, die lebendige Vogelscheuche, die ein großes Geheimnis beherbergt, oder das Schloss selbst, dessen Design und Animationsqualität einfach umwerfend sind.

    All das gepaart mit einer Geschichte, in der Magie und Flüche eine große Rolle spielen, diese aber keinen Selbstzweck darstellen, sondern auch immer etwas über die Nutzer*innen und Betroffenen der Zauberei aussagen, machen den Ghibli-Hit zu einem Fantasy-Film, der das Prädikat „fantasievoll“ aber mal so was von verdient hat.

    Bei "Harry Potter" & "Herr der Ringe" springt der Funke nicht über

    Im Vergleich zu den Ghibli-Produktionen lösen die westlichen Fantasy-Überflieger „Harry Potter“ und „Herr der Ringe“ bei mir einfach nicht so viel aus.

    „Herr der Ringe“ hat ich zwar vor allem wegen der herzzereißenden Freundschaft zwischen Frodo und Sam zum Heulen gebracht, aber die Welt von Mittelerde zieht mich vergleichsweise wenig in ihren Bann. Dafür ist es dann doch eine zu konventionelle Heldenreise und das Setting zu sehr Mittelalter mit typisch westlichen Fabelwesen, während Hobbits, Orks, Zwerge und Elben alles irgendwie nur Abwandlungen von Menschen sind. Die Filme haben so – trotz ihrer handwerklichen Brillanz – einfach nie mein Herz erobert.

    „Harry Potter“ schien mir hingegen nie so tiefgründig zu sein, dass ich mich hinterher noch groß damit beschäftigt hätte. Die Zaubersprüche in der Hogwarts-Saga wirken auf mich willkürlich und ohne tieferen Sinn. Vielleicht hat J.K. Rowlings Welt in den Büchern mehr zu bieten, doch die Leinwandabenteuer kamen bei mir nie über den Status eines unterhaltsamen Zeitvertreibs hinaus.

    Anders bei Ghibli, dessen bloße Nennung bereits wie ein Zauberspruch auf mich wirkt, der mich mit nostalgischer Sehnsucht füllt: Für mich bleibt das japanische Animationsstudio die Nummer-eins-Anlaufstelle für meisterhafte Fantasy-Filme.

    Die besten Fantasyfilme aller Zeiten
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