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    David Lynchs "Mulholland Drive" zurück im Kino – in 4K: Wie aus einem gescheiterten TV-Film ein Meisterwerk wurde

    Für alle, die David Lynch nur durch die TV-Serie „Twin Peaks“ kennen, lohnt sich der Kinobesuch besonders, denn David Lynchs surreale Visionen funktionieren auf der großen Leinwand noch viel besser – erst recht in der restaurierten 4K-Fassung!

    2001 STUDIOCANAL. All rights reserved.

    In der „Best Of Cinema“-Reihe bringt StudioCanal Meisterwerke mit restauriertem Bild und Ton zurück ins Kino. Im Fall von David Lynchs „Mulholland Drive“ ist das ein Film, der ursprünglich gar nicht fürs Kino gedreht wurde, aber nur auf der großen Leinwand seine ganze Kraft entfaltet.

    Denn in gewisser Weise ist David Lynchs neunter Kinofilm ein Abfallprodukt: Nach dem großen Erfolg ihrer TV-Serie „Twin Peaks“ planten Lynch und sein Co-Autor Mark Frost eine Serie, die nicht in einem obskuren Dorf spielen sollte, sondern direkt in Hollywood. Abgründe gibt es hinter dem schönen Schein der Traumfabrik schließlich mehr als genug, nicht umsonst heißt Kenneth Angers berühmtes Enthüllungsbuch „Hollywood Babylon.“

    Zu mehr als einen Pilotfilm reichte das Geld jedoch nicht, das Fernsehstudio ABC stoppte die Finanzierung, das Projekt schien gestorben. Doch statt den Pilotfilm ins Regal zu stellen (was jedes Jahr mit vielen Versuchen, eine Serie zu starten passiert) fand Lynch in Frankreich einen Finanzier, der es ihm ermöglichte neues Material zu drehen und aus dem Anfang einer TV-Serie das Kino-Meisterwerk „Mulholland Drive“ zu formen.

    Der Bruch zwischen altem und neuem Material ist unschwer zu erkennen: Der Zoom in die mysteriöse blaue Box trennt die lange erste, von der deutlich kürzeren zweiten Hälfte, trennt Fantasie von Realität. Wie so oft bei Lynch stehen zwei Welten neben-, auch gegeneinander, steht der schöne Schein neben dunklen Abgründen. Wie sehr sich die beiden Ebenen, wie sehr Illusion und Abgründe dabei verwischen, wird schnell deutlich.

    Der Traum von Hollywood wird zum Albtraum

    Zu Beginn von „Mulholland Drive“ landet die sehr naive, sehr blonde Betty (Naomi Watts in der Rolle, mit der sie ihren Durchbruch schaffte) in Hollywood, voller Hoffnung auf eine Karriere beim Film. In ihrem Appartement findet sie eine dunkelhaarige Frau (Laura Harring) vor, die ihr Gedächtnis verloren hat und sich nun Rita nennt – nach der 40er-Jahre-Ikone Rita Hayworth.

    Und wie in einem guten Film Noir wird nicht nur das Schicksal Ritas immer mysteriöser, sondern auch die Abgründe dunkler. Neben dem Besuch von Vorsprechen und der Abwehr schmieriger Produzenten, versucht Betty Rita zu helfen, eine sehr erotisch gefilmte Lovestory beginnt, die schließlich mit dem Zoom in die mysteriöse blaue Box ein jähes Ende findet.

    Zwischen Hitchcock und Film Noir

    Neben dem Film Noir bezieht sich David Lynch in „Mulholland Drive“ vor allem auch auf Alfred Hitchcocks „Vertigo“, spielt mit dem Motiv vertauschter Identitäten, dem Wunsch, ein Anderer zu werden, ein neues Leben zu beginnen.

    Nicht nur das also, was jedes Jahr aufs neue angehende Schauspieler*innen versuchen, die nach Hollywood ziehen, sondern auch das, was dem Publikum versprochen wird, wenn es sich einen Film anschaut: Für ein paar Momente Einblicke in fremde Leben und Welten zu bekommen, sich der Illusion hinzugeben, dass man ein anderer sein könnte.

    Die Verwandtschaft zwischen Filmen und Träumen hat die Psychoanalyse seit Beginn des Kinos fasziniert und kaum ein anderer zeitgenössischer Regisseur hat die Verbindung so intensiv ausgelotet wie David Lynch und nie so eindringlich wie in „Mulholland Drive.“

    DIE "BEST OF CINEMA"-REIHE – PRÄSENTIERT VON FILMSTARTS

    In gewisser Weise blieb sein neunter auch sein letzter Kinofilm. Fünf Jahre konnte Lynch zwar noch „Inland Empire“ drehen, hatte davor jedoch so wenig Geld zur Verfügung, dass er auf billigstem Digitalmaterial drehen musste. Und seitdem muss sich einer der größten Regisseure der Gegenwart auf das Fernsehen beschränken.

    Dort hat er unlängst zwar eine faszinierende späte „Twin Peaks“-Fortsetzung vorgelegt (und arbeitet gerade an einer neuen Serie), aber ihren ganzen visuellen und akustischen Sog entfalten die surrealen Welten David Lynchs dann eben doch nur im Kino und dort ist Lynchs Meisterwerk „Mulholland Drive“ nun in ganzer visueller und akustischer Pracht zu erleben.

    Wer die Werke des Meisters des Mindfuck bislang nur auf dem heimischen Fernseher gesehen hat, sollte also unbedingt die Gelegenheit wahrnehmen, am 1. Februar 2022 ins Kino zu gehen, wenn „Mulholland Drive“ für nur einen Tag in die Lichtspielhäuser zurückkehrt.

    Die Filme, die StudioCanal unter dem Label „Best Of Cinema“ zurück ins Kino bringt, sind Filmklassiker, die man unbedingt auf der großen Leinwand sehen muss. Und nicht nur das: Dank einer digitalen Restaurierung sind die Meisterwerke zum ersten Mal in gestochen scharfer 4K Auflösung zu sehen und in brillantem Ton zu hören.

    Als offizieller Medienpartner wird euch FILMSTARTS auch über die kommenden Kinostarts der Reihe auf dem Laufenden halten, die jeden Monat einen weiteren großen Klassiker zurück in die Lichtspielhäuser bringt. Weitere Informationen findet ihr auch auf der „Best of Cinema“-Website.

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