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    Ist "James Bond – Keine Zeit zu sterben" trotz Rekord-Ergebnis ein Kino-Flop? Wir klären auf!
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Gerade hat „Keine Zeit zu sterben“ den Rekord von „Fast & Furious 9“ gebrochen und ist nun der erfolgreichste Hollywood-Kinofilm seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Doch trotzdem soll er ein dickes Verlustgeschäft sein. Wir blicken hinter die Meldung.

    Universal Pictures

    James Bond – Keine Zeit zu sterben“ war der allererste große Kinofilm, der bereits früh 2020 aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde. Es blieb nicht die einzige Verschiebung für die Abschiedsvorstellung von Daniel Craig als 007. Diese Umplanung hat – oft verbunden mit einem kostspieligen Neustart der Marketing-Kampagne – viel Geld gekostet.

    Wie viel, das weiß kaum jemand. Insider gehen davon aus, dass allein die Mehrkosten für die Verschiebungen im deutlich zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Folge ist, dass „Keine Zeit zu sterben“ mehr als ursprünglich geplant einspielen muss, um Gewinn abzuwerfen. Und das hat der Action-Thriller bislang angeblich nicht geschafft.

    100 Millionen Verlust für "Keine Zeit zu sterben"?

    Bei rund 735 Millionen Dollar liegen die aktuell vermeldeten, weltweiten Kinoeinnahmen von „Keine Zeit zu sterben“, von denen ein Teil bei den Kinobetreiber*innen geblieben ist und nicht an die Studios hinter dem Film ging. Auf der Ausgabenseite steht unter anderem ein Produktionsbudget von mindestens 250 Millionen Dollar, mindestens 100 Millionen Dollar planmäßige Marketingkosten sowie die bereits erläuterten Zusatzkosten für die diversen Verschiebungen über einen Zeitraum von insgesamt 16 Monaten.

    Wie ist das Gesamtergebnis zu bewerten, wenn man alle diese Zahlen berücksichtigt? Nicht gut, wenn man dem für gewöhnlich gut informierten Branchenmagazin Variety glauben will. Es sei damit schon jetzt klar, dass „Keine Zeit zu sterben“ am Ende der Kinoauswertung bei 100 Millionen Dollar Verlust stehen würde. Besonders pikant dabei: Diese Summe ist nicht das Ergebnis eigener Rechnungen von Variety, sondern man bezieht sich auf Aussagen von mehreren Quellen, die der Produktion nahe stehen, es also wissen müssen.

    Die Behauptung von Variety ist also: Bond-Produktionsfirma MGM habe selbst schon erkannt, dass der neueste Bond an den Kinokassen ein dickes Verlustgeschäft sei.

    Studio widerspricht: "Keine Zeit zu sterben" ist ein Hit

    Bedenken muss man aber, dass Variety explizit von der Kinoauswertung spricht. Für ein Filmstudio gibt es jedoch noch zahlreiche weitere Einnahmen – über Streaming, DVD- und Blu-ray-Verkäufe bis hin zu den TV-Verträgen. Zudem räumt auch Variety ein, dass nicht alle Quellen die Zahl von 100 Millionen bestätigt hätten. Einige meinten auch, dass die Verlustsumme dann doch nicht ganz neunstellig sei, aber trotzdem in beträchtliche Höhe.

    Widerspruch gibt es zudem von MGM selbst. In einer Stellungnahme gab das Studio hinter der 007-Reihe zu Protokoll: „Ungenannte und uninformierte Quellen, die den Eindruck erzeugen, dass der Film Geld verlieren wird, sind kategorisch unbegründet und – um es einfach zu sagen – falsch.“ Zudem habe „Keine Zeit zu sterben“ laut MGM „unsere Kinoprognosen für diesen Zeitrahmen weit übertroffen“.

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    Die teilweise bereits erfolgte Premium-VoD-Veröffentlichung sorge zudem für herausragende Zahlen, ohne dass es dadurch Einbuße an den Kinokassen gebe. Daher könne man sagen: „‚Keine Zeit zu sterben‘ wird für MGM Profit abwerfen, sowohl als einzelner Film wie auch als Teil der unglaublichen Filmbibliothek von MGM.“

    Die Analyse: Was ist denn nun Sache?

    Wie so oft in solchen Fällen ist die wahre Lage kompliziert. „Keine Zeit zu sterben“ wird an den Kinokassen massiv weniger einspielen als „Skyfall“ (1,1 Milliarden) und auch deutlich hinter „Spectre“ (880 Millionen Dollar) bleiben – und das wäre grundsätzlich erst einmal eine Enttäuschung und war so sicher nicht geplant. Aufgrund von Corona sieht die Lage zwar anders aus, mit dem Wissen um die aktuelle Kinosituation ist das Ergebnis per se herausragend. Andererseits wurde „Keine Zeit zu sterben“ ja gerade ohne dieses Wissen und ohne Corona geplant – und die veranschlagten Kosten sind durch die Pandemie ja sogar gestiegen.

    Daher ist es schon naheliegend, dass der Film in den roten Zahlen steht, wenn man nur auf das reine Kinoergebnis schaut – aber genau das macht MGM in der aktuellen Lage nicht mehr. In den USA, wo das Ergebnis besonders deutlich hinter den Zahlen der Vorgänger war, gab man schon sehr schnell grünes Licht für eine Streamingveröffentlichung. In anderen Ländern wie Deutschland, wo der Film stark läuft, dagegen nicht. Und in den USA wird „Keine Zeit zu sterben“ sehr viel Geld beim Streaming eingespielt haben, von dem die Studios zudem einen viel geringeren Anteil abgeben müssen als an die Kinos bei der Leinwandauswertung. Mit diesen Streamingeinnahmen wird „Keine Zeit zu sterben“ locker profitabel.

    "Keine Zeit zu sterben" ist der erfolgreichste Hollywood-Film der Pandemie – doch diese 2 Filme haben noch mehr eingespielt

    Und so ist auch das Dementi von MGM zu sehen. Wenn man das nämlich genau unter die Lupe nimmt, geht es bei den Aussagen um Verlust oder Gewinn immer um die Gesamtperformance des Films und nicht um die Kinoauswertung. Die wird nur einmal angesprochen, wenn es heißt, dass „Keine Zeit zu sterben“ die eigenen Prognosen für diesen Zeitrahmen weit übertroffen habe.

    Allerdings ist natürlich auch das ein schwaches Dementi. Denn die Prognosen wurden ja kurz vor Kinostart mit dem Wissen um die aktuellen Schwierigkeiten erstellt und waren deswegen natürlich deutlich niedriger, als sie es sonst gewesen wären. Diese Prognosen waren wohl in einem Bereich, in dem klar war, dass man an den Kinokassen noch nicht in die Gewinnzone kommen wird.

    Was steckt also hinter der Meldung, dass „Keine Zeit zu sterben“ ein Kino-Flop ist? Ja, das ist er wahrscheinlich, wenn man nur das Kino-Ergebnis betrachtet und berücksichtigt, dass der Film vor Corona geplant wurde. Am Ende wird MGM aber auf anderen Wegen, vor allem Streaming, genug einspielen, dass auch der letzte 007-Film mit Daniel Craig ein Hit für das Unternehmen wird.

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