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    Ein "Saw"-Universum wie das MCU: "Spiral"-Regisseur Darren Lynn Bousman über die Zukunft der Horror-Reihe im Interview
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Filme, Serien, Videospiele. Markus brennt schon seit Kindertagen für so ziemlich alles, was über Bildschirme und Leinwände flimmert.

    Zum Kinostart von „Saw 9: Spiral“ haben wir Regisseur Darren Lynn Bousman zum (virtuellen) Interview getroffen, in dem er uns ein ganzes „Saw“-Universum in Aussicht stellt und uns verrät, welche der Folter-Fallen der Reihe für ihn die fiesesten sind.

    Lionsgate

    Vier Jahre nach dem achten „Saw“-Film „Jigsaw“ feiert die blutige Horror-Reihe mit „Saw: Spiral“ in diesem Jahr ihr Kino-Comeback – und das jetzt endlich auch in Deutschland, wo „Spiral“ seit dem 16. September 2021 läuft. Das neue Kapitel knüpft dabei nicht direkt an die Vorgänger an, sondern versteht sich mehr als eine Art Ableger in derselben Welt – woran auch Hauptdarsteller Chris Rock, der die Story mitentwickelte, entscheidenden Anteil hatte.

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    Auf den Regiestuhl ist derweil Darren Lynn Bousman zurückgekehrt, der Jahre zuvor bereits die Teile 2 bis 4 inszenierte – und sich für uns die Zeit für ein Interview genommen hat. Im Gespräch erklärt er uns, wie Chris Rock überhaupt an Bord gekommen ist und das uns in dem Franchise demnächst ein ganzer Kosmos à la „Conjuring“ oder dem Marvel Cinematic Universe (MCU) mitsamt Film- und Serienablegern erwarten könnte...

    FILMSTARTS: „Saw: Spiral“ ist der neunte „Saw“-Film – und das zehn Jahre, nachdem „Saw 7“ bereits als finales Kapitel bezeichnet wurde. Aber jedes ikonische Horror-Franchise braucht irgendwo mittendrin wohl ein finales Kapitel...

    Darren Lynn Bousman:Freitag, der 13.“ hatte bestimmt zwölf letzte Kapitel. Das geht schon klar...

    Große Pläne für die "Saw"-Zukunft

    FILMSTARTS: „Saw“ ist also immer noch da – und bleibt uns wohl auch noch eine Weile erhalten. Zumindest haben wir gehört, dass bereits an „Saw 10“ gearbeitet wird. Kannst du uns darüber vielleicht schon etwas erzählen?

    Darren Lynn Bousman: Es ist noch sehr, sehr, sehr verfrüht. Ich weiß nicht mal, wie die Info an die Öffentlichkeit gelangt ist. Ich kann nur so viel sagen: Manches davon ist wahr, manches nicht. Die Produzenten Mark [Burg] und Oren [Koules] sind sehr abergläubisch, wenn es darum geht, vorzeitig über Fortsetzungen zu sprechen. Warten wir also erstmal ab, wie „Spiral“ abschneidet.

    Besonders spannend am „Saw“-Franchise ist aber, dass es inzwischen mehr als nur „Saw“ ist. Wir hatten den Jigsaw-Killer und jetzt jemand anderen. Beide Filme können gleichzeitig existieren. Genau wie „Conjuring“ etwa „Annabelle“ und „Lloronas Fluch“ als Ableger hat, kann auch unser Franchise zahlreiche verschiedene Geschichten haben – übrigens auch im Serienbereich. Die Idee ist also, diese Welt zu öffnen und weiter mit Inhalt zu füllen, der nicht unbedingt immer nur dieselbe Story weitererzählt, aber im selben Universum angesiedelt ist.

    Saw: Spiral

    FILMSTARTS: Wie ist „Spiral“ überhaupt zustande gekommen? War das Ganze ursprünglich mal als direkte Fortsetzung zu „Jigsaw“ geplant? Und welche Rolle spielte Chris Rock bei all dem?

    Darren Lynn Bousman: Es gab ursprünglich tatsächlich die Idee, direkt an „Jigsaw“ anzuknüpfen. Aber das geriet dann in den Hintergrund, als Chris selbst mit einer Idee ankam. Er war Fan des „Saw“-Franchises und schlug vor, dass man die Reihe mit einigen Gags fortführen könnte – wirklich nur ein paar. Er liebt den Film „Nur 48 Stunden“ mit Eddie Murphy – der tonal verdammt düster und eigentlich überhaupt nicht lustig ist. Eddie Murphy ist lustig darin, aber der Film selbst ist ernst, brutal und actionlastig. Und so wollte Chris gerne an einen „Saw“-Film rangehen.

    Also hat er sich mit den Autoren Josh Stolberg und Pete Goldfinger getroffen und auf dieser Grundlage eine Geschichte rund um korrupte Polizisten erarbeitet. Das fertige Skript haben sie mir dann zugeschickt, woraufhin wir uns zu viert mehrmals zusammengesetzt und gebrainstormt haben, wie wir Chris‘ Ideen in das „Saw“-Universum packen können. Ursprünglich war er sogar als Regisseur im Gespräch, aber er drehte auch noch „Fargo“ und hatte dafür dann nicht die Zeit. Darum wollte er sich mit mir treffen, was verrückt war, da ich nicht gedacht hätte, dass ich jemals für einen weiteren „Saw“-Film zurückkehren würde. Aber wenn Chris Rock dich darum bittet, machst du es auch.

    Zwischen Fortsetzung und Reboot

    FILMSTARTS: „Spiral“ funktioniert zwar ganz eigenständig, fühlt sich aber immer noch sehr nach einem „Saw“-Film an. Was unterscheidet den Film in deinen Augen von den Vorgängern? Und was ist gleich geblieben?

    Darren Lynn Bousman: Es ist kein Sequel und es ist kein Reboot, es ist irgendwas dazwischen. In dieser Welt hat es Jigsaw und seine Verbrechen gegeben. Aber hier geht es nicht um Jigsaw. Es geht um einen Polizisten und einen anderen Fall, auch wenn er dabei auf Parallelen stößt. Unser Ansatz war es, den Fans das zu geben, was sie von „Saw“ erwarten: Twists, Fallen und unheimliche Puppen. Die DNA des Films sollte weiterhin die „Saw“-DNA bleiben, aber wir haben dem Ganzen einen anderen Dreh und ein anderes Look-and-Feel verpasst. „Saw“-Fans können also viel von dem wiedererkennen, das sie lieben, während auch Franchise-Neulinge abgeholt werden. In Sachen Look, Einstellungen und Kameraarbeit ist es etwas völlig Anderes, aber es existiert weiterhin im „Saw“-Universum.

    FILMSTARTS: Würdest du denn trotzdem empfehlen, bestimmte Teile der Reihe vor „Spiral“ zu schauen?

    Darren Lynn Bousman: Man sollte sich natürlich meine drei anschauen, „Saw 2, 3 & 4“, Boom! Aber im Ernst: Ich denke, „Saw 1“ zu schauen, um die Ursprünge von allem zu verstehen, ist immer eine gute Idee. Aber es ist ein Neuanfang. Selbst wenn man keinen einzigen „Saw“-Film gesehen hat, funktioniert „Spiral“. Aber wenn man welche gesehen hat, kann man auf mehr Easter Eggs und sonstige Verbindungen stoßen.

    Horror-Schocker "Saw 9: Spiral" verhilft "Saw"-Franchise zum Mega-Erfolg

    FILMSTARTS: Was ist deiner Meinung nach der große Reiz an der „Saw“-Reihe, der sie schon so lange am Leben hält?

    Darren Lynn Bousman: Ich als Horrorfan schätze am Franchise, dass es mehr ist, als man zunächst denkt. Es ist mehr als nur Gewalt. In allen „Saw“-Filmen stecken Botschaften, in den frühen Teilen etwa dazu, sein Leben wertzuschätzen. Die Bösewichte kommen nicht per se aus der Ecke sadistischer Mörder. Egal ob John Kramer oder unser neuer Killer, man versteht sie. Man mag nicht mit ihren Methoden einverstanden sein, aber man versteht, warum sie das tun, was sie tun. Sie sind Störkräfte und wollen so Veränderungen herbeiführen.

    Wenn wir auf das schauen, was gerade in der Welt passiert, etwa in Sachen Polizeigewalt, fühlt es sich an wie ein Déjà vu. Jedes Mal, wenn ich die Zeitung öffne, ist es dieselbe Geschichte in einer anderen Stadt. Etwas muss geschehen, man kann nicht weitermachen wie bisher. Und in diesem Film geht es um eine solche Störkraft. Ich heiße nicht gut, was er tut, aber man versteht, wie so jemand solche Ideen haben kann. Das „Saw“-Franchise funktioniert also, weil die Killer keine verrückten Irren sind, sondern Menschen, die versuchen, etwas zu verändern.

    Folter-Fallen, die selbst einem Horror-Regisseur zu weit gehen

    FILMSTARTS: Die Gewalt gibt es aber natürlich trotzdem und gerade die ausgefeilten Fallen können auf eine perfide Art sehr unterhaltsam sein. Gibt es vielleicht eine besonders fiese Falle, die es nicht in „Spiral“ geschafft hat?

    Darren Lynn Bousman: Witzig, dass du das fragst. Ich hoffe, ich bekomme keinen Ärger, wenn ich das erzähle. Aber wir haben tatsächlich eine Fallenszene gedreht, die nicht im Film gelandet ist, weil es einfach zu weit ging. Ich will nicht verraten, was es ist, da ich wette, dass das Material irgendwann noch verwendet wird. Doch wenn ich auf alle „Saw“-Filme zurückblicke, die ich gemacht habe und in denen ich jede Menge Leute getötet habe, gibt es zwei Fallen, die mich am meisten mitgenommen haben.

    Die eine ist das heiße Wachs in „Spiral“, was an sich sehr simpel ist, aber für mich am abgefucktesten, wenn man sich genauer vorstellt, was mit dir dabei passiert. Es ist wie Waterboarding mit heißem Wachs. Du wirst mit kochendem Wachs übergossen, das deine Haut versengt und dann auch noch in deinen Rachen gelangt und dich gleichzeitig erstickt. Das macht mir selbst echt zu schaffen. Am allerschlimmsten von allen „Saw“-Teilen finde ich aber die Falle in „Saw 3“, bei der dem Opfer die Arme und Beine verdreht werden, weil ich Knochenbrüche nicht abkann.

    FILMSTARTS: Wer kommt eigentlich auf die ganzen Ideen für die Fallen?

    Darren Lynn Bousman: Das ist zu 100 Prozent eine Teamleistung – von den Produzenten über die Produktionsdesigner und die Autoren bis hin zu mir selbst. Das Ganze entwickelt sich auch nach und nach. Wir beginnen etwa mit einer Idee wie dem Herausreißen von Fingernägeln, woraus das Abreißen einzelner Finger und schließlich aller Finger wird. Wir durchlaufen da verschiedene Stadien. Es ist ein wirklich langwieriger Prozess, der mehrere Monate dauert.

    FILMSTARTS: Hast du einen Lieblings-„Saw“-Teil?

    Darren Lynn Bousman: Ich packe da jetzt mal noch nicht „Spiral“ mit rein, aber von den ersten acht „Saw“-Filmen mag ich „Saw 3“ am liebsten. [Jigsaw-Darsteller] Tobin Bell und [Amanda-Darstellerin] Shawnee [Smith] sind zwei meiner absoluten Lieblingsmenschen, weswegen es so toll war, sie aufeinander loszulassen. Außerdem hat er einige meiner Lieblings-Kills und ist sehr emotional, nicht nur im Hinblick auf die Beziehung zwischen John und Amanda, sondern auch hinsichtlich der Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau.

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