Die anhaltende Debatte um den Snyder-Cut ist ein Phänomen für sich. Auch über zwei Jahre nach Release werden Fans nicht müde, lautstark die Veröffentlichung der ursprünglichen Version von „Justice League“ zu fordern. Schauplatz des Einforderungs-Dauerfeuers der optimistischen Befürworter ist vor allem Twitter, wo die Sache unter dem Hashtag #ReleaseTheSnyderCut auf konstant hoher Flamme köchelt.
Zur Erinnerung: Zack Snyder konnte „Justice League“ damals nicht finalisieren, da er aufgrund einer persönlichen Tragödie die Arbeit niederlegen musste. Kurzerhand sprang „Avengers“-Regisseur Joss Whedon für die geplanten Nachdrehs ein und stellte den Film fertig – und zwar mit vielen neuen Szenen und gänzlich anders als Snyder es geplant hatte. Das Ergebnis enttäuschte viele und seitdem erschallen die Rufe, dass Synders Vision mit einer Rekonstruktion seiner intendierten Fassung Rechnung getragen werden müsse.
Promis und Zack Snyder schüren weiter Hoffnung
Grund für den anhaltenden Optimismus dürften vor allem die prominenten Gewährsmänner der Aktion sein. Erst kürzlich stimmten „Wonder Woman“-Star Gal Gadot, (Ex-)Batman Ben Affleck und Ray „Cyborg“ Fisher in den Chor ein und verlangten den Snyder-Cut.
Batman und Wonder Woman fordern den "Justice League"-Snyder-Cut – was ist da los?Vor allem aber Zack Snyder selbst gießt konstant Öl ins Feuer. So veröffentlichte der Filmemacher mehrere Einzelbilder von Material, das nach der Übernahme Whedons auf dem Boden des Schneideraums gelandet ist, um die großen Diskrepanzen zwischen der existierenden Filmfassung und einem möglichen Snyder Cut zu unterstreichen. Unlängst zeigte er etwa, wie Vulko (Willem Dafoe) in seiner Version von „Justice League“ ausgesehen hätte. In der Kinofassung fehlt Aquamans Mentor komplett.
Kürzlich adressierte ein Fan Snyder mit verzweifelten Worten: „Sag etwas [zum Snyder-Cut]. Ich verliere die Hoffnung.“ Tatsächlich reagierte der Regisseur. Und zwar so einsilbig wie kryptisch: „Don’t“ lautete seine Replik, also in etwa: „Verliere nicht die Hoffnung.“
Das wiederum bestärkte die allgemeine Hoffnung, dass es eine Snyder-Version von „Justice League“ vielleicht auf dem im nächsten Mai startenden Streaming-Service HBO Max geben könnte. Aber wie wahrscheinlich ist das wirklich?
Der offizielle Status quo: Nach wie vor ernüchternd
Faktisch scheint nach wie vor alles dagegen zu sprechen, dass es jemals einen Snyder-Cut geben wird. „Justice League“, so wie wir den Film kennen, verschlang ein Heidengeld und blieb dann meilenweit unter sämtlichen Umsatz-Erwartungen. Die Fertigstellung eines Snyder-Cuts würde sehr wahrscheinlich noch einmal hohe Summen verschlingen.
Ein vielzitierter Variety-Artikel untermauert dies noch einmal. Darin wird eine Insider-Quelle zitiert, die die Veröffentlichung des Snyder-Cut als „Luftschloss“ bezeichnete. Es gebe momentan keine Pläne, den Snyder-Cut ins Kinos zu bringen oder auf HBO Max zu veröffentlichen, heißt es bei Variety.
Und auch Komponist Danny Elfman, der den Score zum Film kreierte und damit die bereits fertige Musik von Junkie XL komplett ersetzte, ist über all den Aufruhr nur verwundert. Es könne keinen Snyder-Cut geben, weil Snyder dafür viel zu früh die Arbeit niedergelegt habe, sagte er vor wenigen Tagen im Big Reviewski-Podcast. (Der Vollständigkeit halber muss aber auch erwähnt werden, dass Elfman seine Äußerung damit beschließt, eigentlich nicht informiert zu sein.)
Die Hoffnung stirbt zuletzt?
Doch insbesondere Snyders Einsatz, die Kampagne am Laufen zu halten, irritiert. Wenn es wirklich keinerlei Chance geben sollte, müsste er es dann nicht vor allen anderen wissen? Sollte der Regisseur all das nicht nur machen, weil er den langlebigen Hype genießt, müsste doch irgendwas dahinterstehen. Oder? Natürlich könnte Snyder auch einfach nur hoffen, dass Warner Bros. irgendwann doch noch einlenkt, wenn der Aufschrei nur lang und laut genug ist.
Klar ist nur: Die einzigen definitiven Aussagen stammen von Instanzen, die die Wahrscheinlichkeit für sehr, sehr gering halten. Als gesichert darf aber angesehen werden, dass der Cut in irgendeiner Form, wie unfertig auch immer, existiert.
Immerhin gibt „Aquaman“-Darsteller Jason Momoa an, ihn mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und Snyder-Verfechter Mark Hughes spekulierte in einem Forbes-Artikel ausufernd darüber, dass besagte Schnittfassung vollständiger sein müsste als man gemeinhin annimmt und der Film der Logik halber irgendwann einfach erscheinen müsse.
Ein Happy End wie einst bei "Superman II"?
Noch ist nicht aller Tage Abend: Die Nachfrage ist definitiv vorhanden, das Material existiert in irgendeiner Form und womöglich wird eines Tages eine Entscheidung getroffen, die uns den Snyder-Cut beschert.
Man denke nur an den legendären Richard Donner-Cut von „Superman 2“, der erst 26 Jahre nach Veröffentlichung anno 2006 das Licht der Welt erblickte und sich ebenfalls eklatant von der Kinoversion unterscheidet. (Nach kreativen Differenzen wurde Donner damals freigestellt, obwohl er bereits 70% des Filmes abgedreht hatte. Sein Ersatz Richard Lester führte mehrere Nachdrehs durch, wodurch es viel Material von Donner nicht in den ursprünglichen Film schaffte.)
Natürlich wäre es ein Wahnsinns-Coup, wenn der Snyder Cut doch klammheimlich fertiggestellt worden wäre und HBO Max ihn ins Programm aufnähme. Denn das wäre gerade nach dem aktuellen Wirbel ein ähnlich starkes Argument zur Nutzung des Streaming-Dienstes wie „The Mandalorian“ es aktuell für Disney+ ist. Doch aktuell ist das nur Träumerei.
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