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    Neue Funktion auf Netflix: Filmemacher sagen dem Streaming-Riesen den Kampf an!

    Gerade wurde bekannt, dass Netflix eine neue Funktion testet, mit der User Filme und Serien in halber oder auch eineinhalbfacher Geschwindigkeit abspielen können. Bei Filmemachern stößt der Vorstoß allerdings auf teils heftigen Widerstand.

    Netflix

    Vor einigen Tagen haben wir darüber berichtet, dass Netflix aktuell bei einer kleinen Gruppe von Android-Nutzern eine Funktion austestet, mit der sich der gestreamte Content auch in 0,5-facher, 0,7-facher, 1,25-facher und 1,5-facher Geschwindigkeit abspielen lässt. Und man kennt das ja von Podcasts, die inzwischen viele Hörer auch in eineinhalbfacher Geschwindigkeit ablaufen lassen, um möglichst viele Folgen in möglichst kurzer Zeit unterzubringen. Netflix geht wohl davon aus, dass es sich die eigenen User auch für die ein oder andere hauseigene Serie vorstellen könnten.

    Nicht vorstellen können sich das hingegen einige Hollywood-Regisseure, die nun in den Sozialen Netzwerken gegen die neue Funktion zu Felde ziehen: Denn auch wenn es sich bisher nur um einen sehr begrenzten Feldversuch handelt, kann es dann erfahrungsgemäß auch ganz schnell gehen, eine solche Funktion für alle einzuführen, wenn sie von den Testnutzern gut angenommen wird. Deshalb ergibt es durchaus Sinn, dass die Filmemacher ihre Kritik schon jetzt äußern und nicht erst warten, bis es eh zu spät ist.

    So droht etwa „Ant-Man“-Regisseur Peyton Reed, dessen Komödie „Der Ja-Sager“ aktuell auf Netflix Deutschland verfügbar ist, auf Twitter ganz offen: „Liebes Netflix, das ist eine furchtbare Idee und jeder Regisseur, den ich kenne, wird dagegen kämpfen. Mit freundlichen Grüßen, Peyton Reed“

    Losgetreten hatte den Widerstand übrigens Regisseur und Produzent Judd Apatow, der u. a. ein eigenes Stand-up-Special und die Serie „Love“ speziell für Netflix gedreht hat, als er einen UPROXX-Artikel zu den Funktionstests mit den Worten geretweetet hat: „Nein, Netflix, nein. Zwingt mich bitte nicht, jeden Regisseur und Serienschöpfer auf diesem Planeten anzurufen, um euch in dieser Sache zu bekämpfen. Spart mir die Zeit. Ich werde gewinnen, aber es würde einen Haufen Zeit kosten. Macht unser Timing nicht kaputt. Wir geben euch viele schöne Dinge. Lasst sie die Zuschauer so sehen, wie es vorgesehen war.“

    Natürlich gab es von einigen Usern auch negatives Feedback zu dem Kommentar. So hieß es zum Beispiel, dass viele Serien und Filme auf Netflix ja eh keine Kunst seien und die Macher sich deshalb wohl auch nicht darum scheren würden, wenn man sie in erhöhter Geschwindigkeit schaut. Und wer das als Filmemacher nicht wolle, der solle sich das doch in seinen Vertrag schreiben lassen.

    Aber auch darauf hatte Judd Apatow eine Erwiderung parat: „Nein, so funktioniert das nicht. Distributoren dürfen nicht die Art verändern, in der der Content präsentiert wird. Das wäre ein Bruch des Vertrauens und wird von den Machern nicht toleriert werden. Die Leute, die es nicht interessiert, können sich in den Vertrag schreiben lassen, dass es sie nicht interessiert. Aber die meisten interessiert es sehr wohl.“

    Dann kam natürlich auch das nahe liegende Argument, dass Netflix schließlich für den Content zahle (und deshalb auch damit auch alles machen könne). Aber wer ein bisschen weiß, wie gerade die Gewerkschaften in den USA ticken und was dort alles an kreativen Rechten der Macher reglementiert ist, dem wird natürlich sofort einleuchten, dass das so leicht nicht ist.

    Der Meinung ist – wenig überraschend – auch Judd Apatow, wenn er auf einen solchen Kommentar antwortet: „Die meisten Dinge lizenzieren sie ja nur für eine bestimmte Zeit. Und glaubt mir, die Macher von ‚Friends‘, ‚The Office‘ oder ‚The Irishman‘ werden es nicht cool finden, wenn man sich die Sachen mit einem Speed-Knopf ansehen lassen. Da könnte man genauso gut auch den Ton entfernen und die Leute ihre eigene Tonspur aufnehmen lassen.“

    Sogar eine eigene Hashtag-Bewegung sowie das Einschalten der Gewerkschaften der Drehbuchautoren (WGA) und Regisseure (DGA) fordert Judd Apatow inzwischen: „Sieht so aus, als bräuchten wie einen Hashtag wie #heynetflixifyouthinkwearegonnaletyouspeedupourworkyouarehigh. Vielleicht könnten sich WGA und DGA auch mal dazu melden.“

    Und was meint ihr: Sollten die Netflix-User machen können, was immer sie wollen? Oder sollte man an dieser Stelle auch Rücksicht auf die Macher nehmen, die die Kontrolle über ihr Werk behalten wollen? Sicherlich keine ganz einfache Frage, die sich ohne Grautöne einfach so beantworten lässt…

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