Nicht nur das Mexiko-Bild in „Rambo 5: Last Blood“ ist etwas eigenartig, auch die Darstellung von Frauen verdient es, auf den Prüfstand zu kommen.
Wehrlos und naiv: Die Frauen in "Rambo 5: Last Blood"
Als Gabrielle (Yvette Monreal) endlich ihren richtigen Vater kennenlernen und zur Rede stellen möchte, steht Rambos (Sylvester Stallone) Meinung bereits fest. Er hält sie zurück und will sie am liebsten auf ewig beschützen. Das typische Bild eines Vaters mit maßlos übertrieber Sorge, der die individuelle Entwicklung des Kindes hemmt.
In jedem anderen Film müsste der Vater die Lektion lernen, loszulassen. Nicht hier, denn der Handlungsverlauf gibt jedem seiner Einwände doppelt und dreifach recht. Gabrielle muss mit dem Leben dafür zahlen, die restriktiven Regeln von Ziehdaddy Rambo missachtet zu haben. Sie ist tatsächlich nicht bereit für die Welt da draußen.
Die auf der vorherigen Seite bereits erwähnte Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega) wirkt nur auf den ersten Blick wie die zweite starke Figur neben Rambo: Sie liest den Schwerverwundeten auf, pflegt ihn gesund und beweist damit ein gutes Herz. Später aber muss sie von Rambo gemaßregelt werden, weil auch sie die Welt nicht versteht: Nicht trauern und versuchen, mit einem Verlust abzuschließen, sondern kräftig austeilen, bis die alttestamentarische Vorstellung von Gerechtigkeit auf der ganzen Welt Anwendung gefunden hat. Dieser stichhaltigen Argumentation hat die Dame dann freilich nichts entgegenzusetzen.
Und dann gibt es noch zwei weitere Frauen: Maria (Adriana Barraza), die für Rambo allabendlich am Herd steht und am Ende verzweifelt seiner Rückkehr harrt – bis er sie dann einfach wegschickt. Und Jezel (Fenessa Pineda), Gabrielles falsche Freundin, die Drogen nimmt und Gabrielle ans Messer liefert, weil sie – „typisch Frau“ – auf ihren gewöhnlichen Schmuck scharf ist.
Frauen in „Rambo 5: Last Blood“ sind unfähige, unmündige und machtlose Objekte. Wenn sie nicht als wehrloses Opfer von Rambo gerettet werden müssen, dann befinden sie sich in der passiven Rolle der Pflegerin und Haushälterin, während der Held als Macher auszieht, um das zu tun, was ein Mann tun muss. Und wenn nicht das, dann sind sie verdorben.
Der Mann: Richter, Retter, Rechthaber
So definiert sich indirekt auch das Männlichkeitsideal, das von „Rambo 5“ (re-)produziert wird: Männer sind entweder amoralische Teufel ohne Gewissen oder eben stahlharte Helden wie Rambo, die nach eigenem Ermessen richten, bis der Knochenstaub jede Sicht nimmt.
Der Film bricht nur dann damit, wenn Rambos Ziehtochter Gabrielle (Yvette Monreal) stirbt. Der ewige Heimbringer – so beginnt der Film hierzulande ja schließlich auch – scheitert. Wie schon am Anfang kann die Familie nicht wieder vereint werden. Hier leuchtet kurz der Subtext auf, dass Rambo eben auch scheitern kann.
Aber es bleibt dabei: Auch dann brauchen ihn die Frauen als ihren Beschützer, Unterweiser und Rächer.
„Rambo 5: Last Blood“ läuft aktuell im Kino.
"Rambo 5": Diese Prequel-Idee von Sylvester Stallone ist nicht so blöd wie sie sich anhört