Regiegröße David Fincher und „Deadpool“-Macher Tim Miller haben ihr ambitioniertes Netflix-Animationsprojekt „Love, Death & Robots“ nach über zwei Jahren endlich fortgesetzt. Die Sammlung der Kurzfilme, die von unterschiedlichen Studios aus aller Welt in verschiedenen Stilen realisiert wurden, ist damit auf stolze 26 Stück angewachsen, weswegen wir einmal die Spreu vom Weizen trennen wollen.
Auch nach zwei Staffeln sind wir nach wie vor sehr angetan von dem Mix aus Sci-Fi-, Fantasy-, Horror- und Comedy-Geschichten. Dennoch gibt es zum Teil doch auch starke qualitative Unterschiede zwischen den einzelnen Folgen, auf deren Grundlage wir eine Rangliste der Filme erstellt haben – vom besten bis zum schlechtesten.
Staffel 2 schneidet dabei insgesamt zwar etwas schlechter ab als Staffel 1, hat aber ebenfalls ein paar echte Highlights zu bieten, die einen Platz unter den vorderen Rängen ergattern konnten...
Platz 1: "Helfende Hand" (Staffel 1)
Allein im Weltraum schwebend, ohne Kontrolle und mit schwindendem Sauerstoff. Ein schockierender Twist macht aus der oft hoffnungslosen Extremsituation mehr als nur eine Minivariante von „Gravity“. Der Gedanke an diese Folge wird noch lange danach für schauriges Zittern sorgen.
Platz 2: "Drei Roboter" (Staffel 1)
Definitiv die lustigste Episode. Wie das titelgebende Trio flapsig über Eigenheiten und Verfehlungen der Menschheit philosophiert, die letztlich zu ihrem Untergang geführt haben, ist nicht nur unglaublich unterhaltsam, sondern steckt auch voller origineller Ideen. Wir hätten den Blechbüchsen auf jeden Fall gerne noch länger bei ihrem Streifzug durch die Post-Apokalypse zugeschaut.
Platz 3: "Jenseits des Aquila-Rifts" (Staffel 1)
Die Crew eines Raumschiffs strandet auf einer Raumstation Tausende Lichtjahre von der Erde entfernt, wo der Captain auf eine alte Bekannte trifft. Science-Fiction-Horror mit starken Bildern und einem fiesen Schlusstwist, der in Erinnerung bleibt.
Platz 4: "Jäger und Gejagte" (Staffel 2)
Es ist erstaunlich, wie spielend es „Jäger und Gejagte“ in gerade mal 18 Minuten schafft, eine raue dystopische Welt zu entwerfen (in der das Kinderkriegen als Preis für die Unsterblichkeit der Reichen verboten wurde) und seine Hauptfigur darin eine ebenso glaubwürdige wie packende Wandlung durchmachen zu lassen. Die Entwicklung vom Systemunterstützer zum Systemgegner mag gerade im Sci-Fi-Gerne nicht neu sein, geht hier aber definitiv ans Herz.
Platz 5: "Snow in der Wüste" (Staffel 2)
„Snow in der Wüste“ ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie nah animierte Filme mittlerweile an fotorealistische Bilder herankommen. In einigen Einstellungen reibt man sich hier verblüfft die Augen angesichts der unglaublichen Bilder – mal ganz abgesehen davon, dass hier in 18 Minuten Laufzeit eine lebendige, düster-abgefuckte Sci-Fi-Welt, eine brutale, clever inszenierte Schießerei und eine spannende Hauptfigur untergebracht werden.
Platz 6: "Die Augenzeugin" (Staffel 1)
Hat eine Stripperin gerade ihren eigenen Mord beobachtet? Ein mysteriöses Verbrechen führt zu einer Verfolgungsjagd mit Zwischenstopp im Fetischclub. Neben viel nackter Haut und dem wohl schicksten Animationsstil aller Episoden bietet der Thriller im „Spider-Man: A New Universe“-Look eine überraschende Wendung am Schluss.
Platz 7: "Sonnies Vorteil" (Staffel 1)
Eine raue Zukunftsvision, nackte Haut und jede Menge Blut: Mit dem Auftakt geht „Love, Death & Robots“ gleich in die Vollen und gibt ganz gut den Ton für das vor, was einen hier erwartet. Mit wuchtig inszenierten Monster-Kämpfen, einer starken Hauptfigur und einem schönen Twist gelingt es „Sonnies Vorteil“ bestens, Lust auf die restlichen Episoden zu machen.
Platz 8: "Raumschiff Nr. 13" (Staffel 1)
Die Abenteuer einer frisch ausgebildeten Pilotin und ihres treuen Flugzeugs während eines anonymen, futuristischen Kriegs. „Raumschiff Nr. 13“ bietet stark inszenierte Actionszenen und ist wahnsinnig gut animiert, vor allem die Gesichtsausdrücke der Figuren.
Platz 9: "Schutzanzüge" (Staffel 1)
Eine Gruppe von Farmern verteidigt ihr Land mit selbstgebauten Mechs vor anstürmenden Alien-Horden. Trotz Comic-Look und humorvollem Tonfall: Eine der stimmungsvollsten und rundesten Episoden.
Platz 10: "Bescherung" (Staffel 2)
„Bescherung“ mag die zweitkürzeste „Love, Death & Robots“-Folge überhaupt sein, besticht aber durch eine wunderschöne Stop-Motion-Optik und die originelle Stimmungs-Achterbahn, die von heimelig-putzig bis schaurig-eklig reicht. Als zwei Geschwister dem „Weihnachtsmann“ beim Geschenkeverteilen auflauern, erwartet sie nämlich eine deftige Überraschung, die für das Publikum ebenso verblüffend wie für die geschockten Kinder ist. Ein skurriler Mix, der dank des augenzwinkernden Humors aber voll aufgeht.
Platz 11: "Rettungskapsel" (Staffel 2)
Neben „Snow in der Wüste“ ist „Rettungskapsel“ fraglos die am fotorealistischsten animierte Episode aus der zweiten Staffel, oder eigentlich sogar der komplette „Love, Death & Robots“-Reihe. Der animierte Michael B. Jordan, der hier gegen einen wild gewordenen Roboter ums Überleben kämpft, sieht seinem realen Vorbild täuschend ähnlich. Ein kleines, fieses Sci-Fi-Horror-Kammerspiel – aber eben auch nicht mehr.
Platz 12: "Eis" (Staffel 2)
Wie schon „Zima Blue“ in Staffel 1 sticht auch „Eis“ allein schon durch den eigenwilligen, abstrakteren Stil aus dem Umfeld heraus (beide Folgen stammen von Regisseur Robert Valley, bei dessen Handschrift es unverkennbar ist, dass er zuvor auch an den Animationen mehrerer Gorillaz-Musikvideos mitgewirkt hat). Daneben erzählt die Folge zudem auf erfreulich subtile Weise von der innigen Beziehung zweier unterschiedlicher Brüder in einer ihnen fremden Welt.
Platz 13: "Zima Blue" (Staffel 1)
Im Fall von „Zima Blue“ spiegelt sich der besagte abstrakte Stil noch stärker in der fast schon meditativ erzählten Handlung wider. Die faszinierende und vielfach deutbare Geschichte über einen augenscheinlich größenwahnsinnigen Künstler macht die Folge nämlich endgültig zu etwas Besonderem.
Platz 14: "Gestaltwandler" (Staffel 1)
Wenn Werwölfe real wären, wären sie wohl eine wichtige Waffe für das Militär. Das ist die Grundidee dieser Folge, in der eine herzerwärmende Freundschaft zweier Soldaten den emotionalen Anker für brutale, unbarmherzige Monsterkämpfe bietet.
Platz 15: "Eiszeit" (Staffel 1)
Die einzige Realfilmepisode wirkt zwischen lauter animierten Folgen ein bisschen fehl am Platz, überzeugt aber mit Humor, einer cleveren Idee (eine sich rasend schnell fortentwickelnde Miniatur-Gesellschaft im Kühlschrank!) und zwei tollen Darstellern (Topher Grace und Mary Elizabeth Winstead).
Platz 16: "Geheimkrieg" (Staffel 1)
Eine Gruppe Rote-Armee-Soldaten gerät während des Zweiten Weltkriegs mit Horden von dämonischen Kreaturen aneinander. Blutige Action in einer wunderschön animierten Schneelandschaft.
Platz 17: "Gute Jagdgründe" (Staffel 1)
„Gute Jagdgründe“ beginnt als Fantasy-Geschichte im Hongkong der frühen Neuzeit und entwickelt sich dann zu einer Steam-Punk-Fabel über Kolonialismus. Hübsch anzuschauen und einzigartig, aber auch ein klein wenig öde.
Platz 18: "Seelenfänger" (Staffel 1)
Die wohl blutigste, aber nicht unbedingt brutalste Folge. Sympathische Charaktere und ein übertriebener Splatter-Moment im verspielten Zeichentrick-Look machen „Seelenfänger“ sehenswert. Das abrupte Ende verspielt leider einiges an Potential.
Platz 19: "Im hohen Gras" (Staffel 2)
Der Comic-ähnliche Animationsstil von „Im hohen Gras“ erinnert an „Schutzanzüge“ aus Staffel 1 (und an die Telltale-Videospiele wie „The Walking Dead“), das Ganze wird kombiniert mit einer Horror-Story irgendwo zwischen H.P. Lovecraft, Stephen King und Western – hier kann man nicht viel falsch machen (auch wenn wir uns vielleicht eine etwas originellere Monster-Bedrohung gewünscht hätten).
Platz 20: "Der ertrunkene Riese" (Staffel 2)
Unterm Strich ist „Der ertrunkene Riese“ zwar eine schön melancholische Metapher für die Vergänglichkeit allen Seins, trifft dabei aber nicht immer die richtigen Töne. Der begleitende allzu bedeutungschwangere Off-Kommentar verliert sich irgendwann nämlich eher in Plattitüden, anstatt wirklich erhellend zu sein.
Platz 21: "Alternative Zeitachsen" (Staffel 1)
Die Einführung schürt hohe Erwartungen, doch die Macher verschenken hier leider die Chance, aus der vielversprechenden Prämisse wirklich clevere Alternativ-Szenarien zu Adolf Hitlers Ableben zu entwerfen. Stattdessen verlieren sie sich in absolut willkürlichen Einfällen, die der Originalität der Grundidee zu keiner Zeit gerecht werden.
Platz 22: "Blindspot" (Staffel 1)
Action-Fast-Food der reinsten Sorte. Uninteressante Cyborg-Figuren hangeln sich durch ein paar explosive Szenen inmitten einer belanglosen Heist-Story ohne jeglichen Kontext, die in ein allzu harmloses Ende mündet. Schnell wieder vergessen.
Platz 23: "Nacht der Fische" (Staffel 1)
Eine Episode vom Unterhaltungswert eines Aquariums. Sieht zwar schön aus und lädt zum Träumen ein, aber an den belanglosen Figuren und der flachen Dramaturgie kann auch der Schockmoment am Ende nichts ändern.
Platz 24: "Als der Joghurt die Kontrolle übernahm" (Staffel 1)
In der kürzesten Folge von „Love, Death & Robots“ wird der Begriff „Joghurtkultur“ ad absurdum geführt. Leider fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept und es bleibt bei einer seichten Satire mit dem Tiefgang eines Fruchtzwergs.
Platz 25: "Automatisierter Kundenservice" (Staffel 2)
Ganz ehrlich: Was die Idee hinter „Automatisierter Kundenservice“ ist, haben wir einfach nicht verstanden. Egal, ob der bewusst hässliche Animationsstil, die lahme Kundenservice-Satire oder die ausgelatschte Vorsicht-vor-Robotern-Story: All das hat man woanders schon besser und stimmiger gesehen.
Platz 26: "Müllhalde" (Staffel 1)
Die Folge „Müllhalde“ hätte getrost auch auf ebenjener landen können, hat sie doch abgesehen vom netten CGI-Cartoon-Stil einfach nichts zu bieten, was einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Der skurrile Humor wirkt zu bemüht, die tragischen Untertöne zünden nicht, für uns schlicht der Tiefpunkt dieses spannenden Projekts.
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Wiederveröffentlichung unseres Rankings zu Staffel 1, das wir um die Folgen aus Staffel 2 ergänzt haben.