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    Die besten Filme des Jahres 2018 (von Carsten Baumgardt)

    Zum Ende des Jahres präsentieren wir euch täglich die Top-10-Liste eines FILMSTARTS-Mitarbeiters mit den besten Filmen, die 2018 regulär in den Kinos angelaufen sind. Weiter geht’s mit der Liste von FILMSTARTS-Chefredakteur Carsten Baumgardt.

    2017 Twentieth Century Fox

    Das Dumme an einer Kino-Top-10-Liste: Man kann dort nur zehn Filme reinpacken! Es ist jedes Jahr dasselbe Dilemma. „Shoplifters“, „Leave No Trace“, „Die dunkelste Stunde“ oder „A Beautiful Day“? All diese großartigen Werke landeten haarscharf außerhalb meiner Top 10 des Jahres 2018. Aber sei’s drum. Im Kampf um die Spitze gab es dieses Mal bei mir ein Duell Ost gegen West: zwischen den USA und Russland – wobei die Russen zwar nicht gewinnen konnten, sich aber Silber und Bronze gesichert haben. Der deutsche Film nahm sich in meiner Top 10 eine Auszeit, während im Vorjahr Valeska Grisebachs großartiges Drama „Western“ auf Platz 4 stand und 2016 Maren Ades Meisterwerk „Toni Erdmann“ sogar meine Liste gewinnen konnte. Bester deutscher Film des Jahres 2018 ist aus meiner Sicht Ulrich Köhlers Sci-Fi-Drama „In My Room (ist mir 4 FILMSTARTS-Sterne wert) mit Hans Löw als vermeintlich letztem Mensch auf Erden.

    Auch wenn Alex Garlands Sci-Fi-Thriller „Auslöschung“ (lief in Deutschland nur bei Netflix) es in meine Top 3 geschafft hätte, bleibt Kino einfach das Größte. Eines meiner Highlights des Jahres: Mehr als Stanley Kubricks bahnbrechendes Meisterwerk „2001 – Odyssee im Weltraum“ zum 50. Jubiläum in der von Christopher Nolan restaurierten Fassung zusammen mit ihm und Hauptdarsteller Keir Dullea (den ich tags zuvor interviewt hatte) und 1.500 weiteren Leuten auf der großen Leinwand in Cannes zu sehen, geht nicht.

    Der verrückteste Film, den ich 2018 gesehen habe, ist übrigens David Robert Mitchells bizarres Noir-Thriller-Puzzle „Under The Silver Lake mit Andrew Garfield, der im Mai in Cannes auf ein geteiltes Echo stieß. Mir hat dieser Wahnsinn gefallen und ich werde mir den kryptischen Film auf jeden Fall noch einmal anschauen (und demnächst aus dieser Kategorie „Verrücktes“ noch „Mandy“ nachholen).

    Platz 1: ”Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“

    Wenn man in seiner Erzählung verschiedene Genres vermengt, ist es wahnsinnig schwer, immer die passende Balance zwischen den Gegensätzen zu finden. Niemand hat das 2018 besser gemacht als Martin McDonagh („Brügge sehen … und sterben?“, „7 Psychos“) in seinem Meisterwerk „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Das düstere tragikomische Drama bietet so viele Emotionen – zwischen tiefem Schmerzen und trocken-lakonischem Humor – und herausragende Figuren, dass es eine Freude ist, deren Vielschichtigkeit nach und nach zu entdecken. Kein einziger der zentralen Charaktere ist so, wie es zunächst scheint – es steckt immer mehr Tiefe dahinter.

    „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist für mich der „beste Coen-Film“, der nicht von den Coen-Brüdern Joel und Ethan stammt.

    Wild Bunch

    Platz 2: ”Loveless“

    Bei dem russischen Anti-Establishment-Regiestar Andrey Zvyagintsev geht es emotional immer ans Eingemachte – das weiß jeder allerspätestens seit seinem 2014er markerschütternden Meisterwerk „Leviathan“, das einen so sehr umhaut, dass man kaum mehr aus den Kinositzen hochkommt. Sein Nachfolger, das Entführungsdrama „Loveless“, entfaltet da kaum weniger Wirkung, wenn der Sohn der Noch-Eheleute Boris (Alexey Rozin) und Zhenya (Maryana Spivak) gekidnappt wird und einfach nicht mehr auftauchen will – wobei der kümmerliche Rest der Ehe zertrümmert wird. Zvyagintsev erzählt über den Alltag in Russland und trotzdem etwas Universelles, sodass „Loveless“ auch als düstere Allegorie auf das Gegenwartsrussland gelesen werden kann.

    „Loveless“ ist ein kühles, aber herzzerreißendes Drama voller unwiderstehlicher Grimmigkeit.

    Platz 3: ”Leto“

    Leto“ von Regisseur Kirill Serebrennikov („Der die Zeichen liest“) ist der atmosphärisch mitreißendste Film des Jahres. Das Musiker-Biopic über die Untergrundhelden und Rock-Pioniere Viktor Tsoi und Mike Naumenko spielt in der Sowjetunion kurz vor der Entspannungspolitik der Perestroika ist eine überragend inszenierte Hommage in berauschenden Schwarz-Weiß-Bildern. Wenn die Passagiere eines Busses urplötzlich vom normalen Schauspiel in den Musicalmodus umschalten und inbrünstig Iggy Pops Rock-Klassiker „Passenger“ brüllen, ist ein das unfassbar mitreißender und optimistischer Moment, von denen es ein halbes Dutzend im ganzen Film gibt.

    „Leto“ ist ein wild pochendes Porträt der sowjetischen Rockszene, ein einziger energiegeladener Rausch.

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