„Der Mann ist ein Kretin“, wird Ennio Morricone in der seit dem gestrigen 8. November 2018 erhältlichen, neuen Ausgabe des deutschen Playboys über Quentin Tarantino zitiert. Ein „unfähiger Dummkopf“, so die Bedeutung von „Kretin“, ist Tarantino also für Morricone und der erklärt auch gleich warum: „Er klaut nur bei anderen und setzt das neu zusammen. Daran ist nichts originell.“
In dem Playboy-Interview, das in Auszügen auf der Webseite des Magazins und in kompletter Länge in der Dezember-Ausgabe veröffentlicht wurde, spricht Morricone Tarantino sogar die Bezeichnung „Regisseur“ ab. Der Filmemacher sein „kein Regisseur“ und „nicht vergleichbar mit echten Hollywood-Größen wie John Huston, Alfred Hitchcock oder Billy Wilder.“ Die seien schließlich klasse gewesen, Tarantino koche dagegen nur alte Sachen auf.
Morricone hasste die Arbeit mit Tarantino
Nicht nur die Filme, sondern auch die Arbeit mit Quentin Tarantino selbst hat Ennio Morricone ganz und gar nicht gefallen. Vor allem die stetigen neuen Einfälle des Filmemachers stoßen dem Komponisten sauer auf. Tarantino sei „ein absoluter Chaot“, der „redet, ohne zu überlegen“. Vor allem stört ihn, dass der Filmemacher alles überstürze, zu schnell Ergebnisse wolle: „Er macht alles auf den letzten Drücker, hat kein Konzept“, wirft der Musiker dem Filmemacher vor, um dies auch kurz darauf weiter auszuführen: „Er ruft wie aus dem Nichts an und will dann innerhalb von Tagen eine fertige Filmmusik haben. Was unmöglich ist. Was mich rasend macht! Denn das geht einfach nicht.“
Morricone erklärte zudem, dass er dies dem Regisseur schon einmal gesagt habe, beim nächsten Mal aber hart bleiben und alle zukünftigen Anfragen absagen werde. Damit spielt der legendäre Komponist auf das stetige Hin-und-Her zwischen ihm und dem Filmemacher an. So sollte Morricone bereits für „Inglourious Basterds“ neue Filmmusik komponieren. Damals sagte der Komponist dem Filmemacher aber ab, weil er nicht genug Zeit hatte. Tarantino nutze dann alte Stücke des Komponisten, die dieser bereits für frühere Filme komponiert hatte.
Morricone kritisierte Tarantino bereits
Bei „Django Unchained“ ließ er sich dann aber doch erstmals breitschlagen. Tarantino bekam komplett neue Musik von Morricone. Der Komponist behauptete später aber, dass er diese nicht extra für den Filmemacher geschrieben habe, sondern die Kompositionen schon fertig bei ihm herumlagen und er ohnehin nie mehr für Tarantino arbeiten werde. Der platziere Musik in seinen Filmen nämlich ohne jeglichen Zusammenhang, daher könne er mit ihm nicht arbeiten.
Später ruderte er aber zurück. Seine Äußerungen seien falsch verstanden worden. Tarantinos Weg, verschiedene Musikstücke auszuwählen, sorge hin und wieder dafür, dass die Einzelstücke nicht immer ganz passend zum Gesamtwerk sind. Nur das habe er ausdrücken wollen. Aber er halte zum Beispiel „Inglourious Basterds“ für ein Meisterwerk und würde gerne wieder mit Tarantino arbeiten.
Dazu kam es dann auch. Für „The Hateful 8“ schrieb er den Score und wurde dafür mit dem Oscar gekrönt. Mit 87 gewann er so 2016 den ersten Oscar für eine bestimmte Filmmusik, nachdem er schon 2007 einen Goldjungen für sein Lebenswerk erhalten hatte und zuvor bereits fünf Mal nominiert war. Viel bedeutet ihm das nicht. Im aktuellen Playboy-Interview bezeichnet er die Oscars so als „Peinlichkeit“ und „langweilige Veranstaltung“, bei der er nur Schmerzen vom langen Sitzen gehabt habe.
Tarantino wollte Morricone für seinen neuen Film
Nach diesen Aussagen von Ennio Morricone ist eher unwahrscheinlich, dass dieser noch die Musik für Quentin Tarantinos „Once Upon A Time… In Hollywood“ (Kinostart: 8. August 2019) machen wird. Dabei verriet der Komponist selbst schon 2016, dass der „Pulp Fiction“-Regisseur ihn bereits für seinen nächsten, damals noch unbekannten Film angefragt habe.
Wenn Morricone dieses Mal – wie angekündigt – wirklich hart bleibt, dürfte es dazu aber nicht kommen. Aber vielleicht kommt Tarantino doch wieder mit einem überzeugenden Last-Minute-Angebot oder nutzt wie schon so oft vorher einfach bereits bestehende Musik von Morricone.