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    "The Walking Dead": Darum ist es gut, dass Andrew Lincoln und Lauren Cohan die Serie verlassen

    Der Großteil der Fans zeigt sich schockiert darüber, dass Hauptdarsteller Andrew Lincoln „The Walking Dead“ den Rücken kehren wird. Unser Redakteur Tobias Tißen sieht dies jedoch vielmehr als längst überfälligen Einschnitt...

    AMC

    ACHTUNG: Spoiler zur 8. Staffel von „The Walking Dead“!

    Enttäuschte Fans, die ihrem Unmut in den sozialen Netzwerken lautstark Luft machen oder längst dazu übergegangen sind, alles nur noch ironisch zu kommentieren sowie immer weiter fallende Einschaltquoten sind bereits seit mehreren Jahren ständige Begleiter von „The Walking Dead“. Auch ich befasste mich schon vor über einem Jahr mit den Gründen für diese traurige Entwicklung einer der populärsten Serien der vergangenen zehn Jahre und attestierte dem Zombie-Drama Stagnation und Langeweile sowie den Verlust der Tugenden, die es einst aus- und vor allem interessant machten. Leider änderte daran auch die zur „Kriegsstaffel“ ausgerufene achte Season nichts.

    Doch mit der für Oktober 2018 angesetzten neunten Staffel könnte frischer Wind die schlaffen „Walking Dead“-Segel tatsächlich mal wieder auf Spannung bringen. Die Voraussetzungen dafür sind zumindest gegeben – und zwar spätestens durch das bevorstehende Aus der Serien-Veteranen und Fanlieblinge Andrew „Rick“ Lincoln und Lauren „Maggie“ Cohan (wobei bei ihr immer noch ein kleiner Hoffnungsschimmer leuchtet, denn zumindest laut ihrem Vertrag dürfte sie in den Drehpausen ihrer neuen Serie „Whiskey Cavalier“ noch vor die „Walking Dead“-Kameras treten).

    Während sich das Gros der Fans schockiert über die Neuigkeiten zeigt – besonders in Bezug auf Hauptdarsteller Lincoln, wie ihr an den Kommentaren unter unserer Nachricht zu seinem Ausstieg sehen könnt –, sehe ich sie hauptsächlich positiv und als hoffentlich fruchtbaren Nährboden für eine längst überfällige „Walking Dead“-Renaissance.

    Kaum Mut und völlige Selbstüberschätzung

    In den letzten Staffeln war der fehlende kreative Mut des „Walking Dead“-Autoren-Teams förmlich spürbar: Gehörte die Serie durch die allgegenwärtige Gefahr, die zu großen Teilen auch durch das überraschende Ableben von Hauptfiguren hervorgerufen wurde, zu Beginn noch zu den mutigsten auf dem Markt, ist mittlerweile beinahe das Gegenteil der Fall. Die Angst, durch das Ausscheiden eines Fanlieblings noch mehr Zuschauer zu verlieren, lag geradezu in der Luft. Lediglich die Entscheidung, mit Carl (Chandler Riggs) mal wieder eine Figur der ersten Stunde zu opfern, stellte da zuletzt eine sehr erfreuliche Ausnahme dar.

    Doch ganz im Gegensatz zum abnehmenden Mut entwickelten sich die warmen Worte, mit denen Serien-Macher und Schauspieler die neuen Staffeln im Vorfeld anpriesen, zur Superlativ-Parade. So kündigte der nun von Angela Kang abgelöste Showrunner Scott M. Gimple vor Staffel 5 an, dass diese die „bis dato beste werde“. Daryl-Darsteller Norman Reedus setzte während Staffel 6 noch eins drauf und sagte: „Es überrascht mich andauernd, wie diese Serie immer besser wird, besser zusammengebaut und umgesetzt ist […] Wir erreichen laufend neue Höhen, jedes Mal. Und so hoch wie jetzt waren wir noch nie.“ Und Andrew Lincoln tat kund, dass er nach der Lektüre des Drehbuchs zu Staffel 7 „in die Luft gehauen und einen kleinen Freudentanz veranstaltet“ habe.

    All diese großen Worte verpufften jedoch und das sahen wohl auch die Fernsehzuschauer so: Sie schalteten nämlich ab oder gar nicht erst wieder ein, sodass sich Sender AMC zuletzt mit den niedrigsten Quoten seit Staffel 1 zufriedengeben musste. Und so scheint in Fan-Kreisen auch die Hoffnung gering zu sein, dass mit Neu-Showrunnerin Angela Kang alles besser werden könnte. Daran ändern auch die Äußerungen von Seth Gilliam (spielt Vater Gabriel) gegenüber dem britischen Express nichts, laut denen die neunte Staffel „ganz anders“ und „schockierend“ werde.

    Darum machen die Ausstiege Hoffnung

    Doch warum soll uns jetzt gerade Mut machen, dass mit Andrew Lincoln und Lauren Cohan zwei beliebte Hauptdarsteller die Serie wahrscheinlich verlassen? Dafür gibt es drei Gründe:

    Angela Kang ist gezwungen, „Walking Dead“ neu zu erfinden: Zwar bleiben sowohl Lincoln als auch Cohan der Serie auf jeden Fall noch für jeweils sechs Episoden erhalten, doch kommt Angela Kang nun die anspruchsvolle Aufgabe zu, die nächste (und vielleicht finale?) Phase der Serie vorzubereiten. Mit Carl ist bereits ein Hauptcharakter ausgeschieden, Rick und Maggie werden wohl bald folgen und dazu kommt ein größerer Zeitsprung vor Staffel 9.

    Darüber hinaus ist die Serie nun so weit von Robert Kirkmans Comic-Vorlage entfernt wie nie zuvor – Rick, Carl und Maggie gehören dort nämlich allesamt noch zu den Hauptfiguren. Durch diese tiefen Einschnitte sind die kreativen Köpfe hinter „The Walking Dead“ nun regelrecht gezwungen, neue Impulse zu geben und die Serie neu zu erfinden. Es gibt kein gemachtes Bett, in dem sie es sich bequem machen können. Natürlich bedeutet das nicht zwangsweise, dass die Qualität wieder steigt, nur weil es anders ist als zuvor, aber eine Neuausrichtung ist fraglos überfällig.

    Frisches Blut ist dringend nötig: Durch das Ausscheiden wichtiger Figuren und den bevorstehenden Zeitsprung besteht für „The Walking Dead“ jetzt aber vor allem auch die Chance, durch frisches Blut wieder neues Leben eingehaucht zu bekommen. Zuletzt wurde der Cast durch farblose Neuzugänge, wie eigentlich alle Bewohner Alexandrias, aufgebläht, während eigentlich interessante Figuren wie Jesus (Tom Payne) nichts weiter waren, als hochbezahlte Komparsen. Nun ist es an der Zeit, sich von den Altlasten zu verabschieden, die Stammbesetzung zu verkleinern und Figuren mit Potential in den Mittelpunkt zu stellen. Ob der verschwiegene Fanliebling Daryl, der nun als neuer Leading Man auserkoren wurde (und dessen Darsteller Norman Reedus diese Position angeblich mit 20 Millionen Dollar versüßt wird), die richtige Wahl ist, wird vor allem auch von seinen Mitstreitern und der richtigen Portionierung ihrer Screen Time abhängen.

    Die emotionale Fallhöhe könnte zurückkehren: Die unverzichtbaren Neuerungen bei der Besetzung  bieten zugleich eine Chance, die emotionale Fallhöhe wieder zu erhöhen. Der Tod von Carl durch einen  profanen Zombie-Biss war ein erster und sehr guter Schritt, doch dieser Pfad muss weitergegangen werden: Das Gefühl, dass bei einer Zombie-Apokalypse wirklich niemand sicher ist, muss zurückkehren. Die sowieso bevorstehenden Abschiede könnten zeigen, dass das auch für Rick Grimes und auch für eine junge Mutter wie Maggie gilt. Sollte es Angela Kang und ihrem Team gelingen, die weiteren Entwicklungen beider Figuren so zu nutzen, dass wieder eine allgemeine Gefahr für jeden spürbar ist (was in den vergangenen Staffeln oft durch aufgebauschte Cliffhanger erreicht werden sollte und völlig misslang), dann liegt eine Rückkehr zu alter „Walking Dead“-Stärke durchaus im Bereich des Möglichen.

    Wie geht es nun weiter?

    Am Ende der achten Staffel wird ein schwelender Konflikt zwischen Maggie und Rick angedeutet: Weil die schwangere Ehefrau des ermordeten Glenn Rhee (Steven Yeun) Rache an dessen Mörder Negan (Jeffrey Dean Morgan) nehmen will, Rick ihn aber verschonte, könnte es in Staffel 9 zur Konfrontation zwischen den beiden kommen. Eventuell endet diese Auseinandersetzung dann auch mit dem Serien-Aus der beiden Fan-Lieblinge: Entweder, weil einer den anderen umbringt und daraufhin die Protagonisten-Gruppe verlässt oder sogar, weil beide das Zeitliche segnen.

    Sicher ist bisher aber nur, dass Staffel 9 nach dem Zeitsprung ein neu errichtetes und florierendes Alexandria zeigt, die verschiedenen Überlebenden-Kolonien in Frieden leben und wieder so etwas wie eine Zivilisation entstanden ist. Dafür sollen alle derzeit noch lebenden Hauptfiguren zurückkehren, Andrew Lincoln und Lauren Cohan, wie bereits erwähnt, für jeweils nur sechs Episoden. Neu zum bald von Norman Reedus angeführten Hauptcast gehören dafür nun Avi Nash, der den Arzt Siddiq spielt, zu dessen Rettung Carl sein Leben ließ, sowie Callan McAuliffe, der als Alden von den Saviors zu Maggies Hilltop-Gemeinschaft überlief (via TV Line).

    Die erste Hälfte der neunten Staffel „The Walking Dead“ wird wie gewohnt im Oktober Premiere feiern, ein genaues Startdatum steht jedoch noch nicht fest. Die Dreharbeiten hingegen laufen bereits seit dem 1. Mai 2018 auf Hochtouren:

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