Kurz vor Kinostart des „Star Wars”-Spin-offs über Han Solo kommen neue Details zu den Problemen bei der Produktion. Dass die Produktion des Films mehr als holprig war, ist ja hinlänglich bekannt, doch zur Vorgeschichte hinter dem berühmten Schmuggler Han Solo (erstmals verkörpert von Alden Ehrenreich) gibt es nun einen Bericht des Wall Street Journal, der aufdeckt, dass es hinter den Kulissen offenbar noch mehr Probleme gab, als zunächst angenommen. (via The Playlist)
Vor allem bestätigt der Artikel laut The Playlist die Gerüchte, dass Ron Howard einen Großteil des Films neu gedreht habe. In Wirklichkeit sollen ganze 70% unter der Leitung des erfahrenen Filmemachers entstanden sein. Wie bereits bekannt, nahm Howard auf dem Regiestuhl Platz, nachdem die eigentlichen Regisseure Phil Lord und Chris Miller gefeuert wurden. Bisher waren als Ursache hauptsächlich kreative Differenzen angegeben. Für Produzentin Kathleen Kennedy soll das Duo sich zu sehr von dem, was „Star Wars“ ausmache, entfernt haben.
Probleme schon vor dem Dreh
Der Bericht offenbart, dass es jedoch schon vor dem Drehstart hinter den Kulissen gekracht haben soll. Denn es sei vor allem Drehbuchautor Lawrence Kasdan gewesen, mit dem Lord und Miller in Streit gerieten. Die Regisseure waren demnach nicht wirklich einverstanden mit der Vorlage, die ihnen Kasdan gab und hätten eigenmächtig einfach angefangen, Szenen des Films auf eigene Faust anders zu drehen und sich nicht an das Drehbuch zu halten.
Lawrence Kasdan verfasste das Skript zusammen mit seinem Sohn Jonathan. Dass Lucasfilm-Chefin Kennedy bei den Differenzen letztendlich zu ihrem Autor hielt, ist wenig verwunderlich: Beide arbeiteten schon mehrmals zusammen und Lawrence Kasdan gilt zudem als wesentlicher Bestandteil der „Star Wars”-Filme. Schließlich lieferte er neben seinem Skript für „Das Erwachen der Macht” auch schon die Drehbücher für „Das Imperium schlägt zurück” und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Außerdem ist Kasdan auch als Ausführender Produzent bei „Solo“ beteiligt.
Krieg der Sterne am Set statt im Film
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass Phil Lord und Chris Miller für reichlich dicke Luft am Set gesorgt haben sollen, da sie vermehrt auf Improvisation setzten und verschiedene Versionen für die Szenen ausprobiert haben, statt eben das Drehbuch der Kasdans zu berücksichtigen. Improvisierte Schauspieleinlagen sind speziell bei Comedy-Filmen üblich. Ein Genre, welches das Regie-Duo nur zu gut kennt (beide brachten unter anderem „The Lego Movie“ und die „Jump Street“-Filme auf die Leinwand). Was da jedoch vielleicht gut funktioniert hat, hat beim Dreh eines „Star Wars“-Films offenbar jedoch für reichlich Ärger gesorgt. So soll die Stimmung beim Dreh immer mehr von Frust geprägt gewesen sein und vor allem die etablierte Crew, die schon an vielen Teilen des Franchise gearbeitet habe, fühlte sich durch den Arbeitsstil der Regisseure erschöpft.
Lawrence Kasdan sei sogar persönlich am Set gewesen, um seinen Unmut zu äußern. Dabei soll er auch mit dem Cast und der Crew schlecht über die Regisseure geredet haben, hinter ihren Rücken wohlgemerkt. Es kam, wie es kommen musste: Kathleen Kennedy entschied sich, Lord und Miller von ihren Aufgaben zu entbinden und mit Ron Howard kurzfristig einen Ersatz zu finden. Doch wie sollte es nun weitergehen? Als Howard im Juni 2017 einsprang, war es nicht mal mehr ein Jahr bis zum Kinostart und es galt, eine völlig neue Linie zu finden.
"Solo" sollte wie "Guardians Of The Galaxy" werden
Das Drehbuch sei nicht geändert worden. Und trotzdem wurde der Film quasi noch einmal von vorne gedreht. Howard filmte, wie erwähnt, fast drei Viertel von „Solo“ neu, auch da er sich zurück zum Geist der Original-Trilogie bewegen wollte. Lord und Miller haben mit ihrer Version dagegen etwas ganz Neues probiert, was laut einer Quelle aus der Produktion mehr wie der Marvel-Hit „Guardians Of The Galaxy“ ausgesehen haben soll. Trotz identischem Skript hätte uns also ein ganz anderer Film erwarten können, als der, der nun in den Kinos anläuft.
Es gleicht einem Wunder, dass der Titel ohne Verschiebung nun pünktlich Ende Mai 2018 erscheint, obwohl er fast zweimal gedreht wurde. Eine namentliche Nennung in den Credits sollen Lord und Miller jedenfalls nur als ausführende Produzenten bekommen, schließlich sei von ihnen auch weniger Material im Film. Bereits gestern, am 10. Mai 2018, feierte „Solo: A Star Wars Story“ seine Weltpremiere. Und die ersten Reaktionen in den sozialen Medien fallen durchaus euphorisch aus. Hat Ron Howard das Schiff trotz stürmischer See am Ende noch sicher in den Hafen geschaukelt? Unser Kollege Tobias Mayer hat jedenfalls schon jetzt auch keinen Zweifel daran. Am 15. Mai 2018 dürfen wir dann auch unsere Kritik veröffentlichen und ab dem 24. Mai 2018 muss sich dann „Solo“ auch in den Kinos dem Publikum stellen.