Der Titel des NY-Times-Artikels lautet: „Deshalb ist Uma Thurman wütend“. Und die Schauspielerin hat allen Grund, wütend zu sein, nicht nur auf Produzent Harvey Weinstein, den auch sie als eine von sehr vielen Frauen der sexuellen Angriffe beschuldigt, sondern auch auf Regisseur Quentin Tarantino. Diesem vertraute sie sich schließlich bezüglich Weinstein an, doch statt der Schauspielerin zu helfen, führte ihr Gesuch um Hilfe zu einem Riss in ihrer Beziehung zu Tarantino. Das schlechte Verhältnis gipfelte in einer Situation, in der sowohl Weinstein als auch Tarantino Uma Thurmans geäußerte Angst vor einem Auto-Stunt beim „Kill Bill“-Dreh ignorierten und der Regisseur die Schauspielerin laut ihrer Aussage zwang, den Stunt auszuführen, was in einer Gehirnerschütterung und Knieverletzungen resultierte.
Obiges Video gab Thurman zur Veröffentlichung im Rahmen des NY-Times-Interviews frei – das Video hatte sie davor 15 Jahre lang nicht sehen dürfen. Die Schauspielerin gibt an, seit den damaligen Dreharbeiten mit Tarantino um das Videomaterial gekämpft zu haben, das er und die Produktionsfirma unter Verschluss hielten. Erst unter dem Druck, den die aktuelle Welle der Beschuldigungen gegen seinen engen Kollaborateur Weinstein auf ihn aufgebaut hat, habe er das Material an Thurman ausgehändigt. In einem Interview mit der Times hatte Tarantino zuvor bereits sein Bedauern darüber ausgedrückt, nichts getan zu haben, obwohl er von Weinsteins kriminellem Verhalten wusste, und stattdessen mit ihm weiter zusammengearbeitet zu haben.
Uma Thurman erklärte in ihrem Interview, sie habe Quentin Tarantino ausdrücklich gebeten, für den Auto-Stunt für „Kill Bill Vol. 2“ eine Stuntfrau einzusetzen, da sie sich damit unwohl fühle. Doch der Regisseur habe darauf bestanden, dass sie den Stunt selbst ausführe, sei sogar wütend gewesen, weil sie die Produktion aufhielt. „Ich hatte Angst. Aber er sagte mir: ‚Ich verspreche dir, das Auto ist sicher. Und es ist ein ordentliches Straßenstück. Fahre mindestens 40 Meilen pro Stunde, sonst weht dein Haar nicht richtig und ich werde es dich noch einmal machen lassen.‘ Aber es war eine Todesfalle, in der ich da saß. Der Sitz war nicht richtig festgeschraubt. Es war ein Sandweg und keine richtige Straße“, so Thurman.
Nach Weinstein-Skandal: Quentin Tarantino sucht neuen Partner für Film über Massenmörder Charles MansonIm Video ist zu sehen, wie die Schauspielerin nach einer Kurve von der Fahrbahn abkommt und gegen eine Palme kracht, im Sitz zurücksinkt und sich den Kopf hält. Das Team und auch Tarantino kommen, um sie zu beruhigen, beim Aussteigen ringt sie sich ein Lächeln ab. Anschließend musste sie jedoch ins Krankenhaus, das sie mit einer Halskrause und einer dicken Beule am Kopf verließ. Der Unfall hatte in einer Gehirnerschütterung und kaputten Knien resultiert. Noch im Auto sitzend habe sie auf Grund der Schmerzen in ihren eingeklemmten Beinen gedacht, sie könne nie wieder laufen, erinnert sich Thurman.
Anschließend wollte sie das Auto sehen und stritt sich mit Quentin Tarantino, den sie beschuldigte, dass er versucht habe, sie umzubringen. „Er war sehr wütend, was wahrscheinlich verständlich ist, da er nicht das Gefühl hatte, dass er mich umzubringen versuchte“, so Thurman. Zwei Wochen nach dem Unfall habe ihr Anwalt dann ein Schreiben an Weinsteins Produktionsfirma Miramax, dem Studio und Verleih hinter „Kill Bill“, geschickt, mit der Erläuterung des Geschehenen aus Thurmans Sicht und dass sie sich das Recht vorbehalte, zu klagen. Miramax soll daraufhin angeboten haben, Thurman das Material vom Dreh zu zeigen, wenn sie ein Dokument unterschreibe, in dem sie „sie von allen Konsequenzen aus ihrem zukünftigen Schmerz und Leiden befreie“. Thurman weigerte sich. Dass Tarantino das Material nach 15 Jahren endlich herausrückte, sieht die Schauspielerin als einen Versuch der Wiedergutmachung.
The Hollywood Reporter hat bereits bei Tarantino um einen Kommentar zu der Situation gebeten, den er aber bislang nicht zu geben bereit war.