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    FILMSTARTS-Interview mit Gary Oldman und Joe Wright zu "Die dunkelste Stunde": "Rollen gewinnen Oscars, nicht Schauspieler!"

    Wir haben Gary Oldman und Regisseur Joe Wright in London getroffen, um mit ihnen über ihren historischen Politthriller „Die dunkelste Stunde“ zu sprechen… über Winston Churchill, die Oscarsaison und warum Oldman keinen Publizisten hat.

    FILMSTARTS: Gary, bei einem Interview zu „Dame, König, As, Spion“ wurdest du gefragt, ob du einen Oscar ablehnen würdest? Und du hast geantwortet: „Ich würde nicht nein sagen, aber einen amerikanischen Ureinwohner zur Preisverleihung schicken, um den Oscar abzuholen. [Anm. der Red.: Wie Marlon Brando 1973 bei „Der Pate“] Ist das immer noch deine Einstellung?

    Gary Oldman: Ich habe einen Witz gemacht!

    FILMSTARTS: Aber was würde ein wichtiger Filmpreis wirklich für dich bedeuten? 2012 hast du die Golden-Globe-Verantwortlichen hart kritisiert…

    Gary Oldman: Es würde mir enorm viel bedeuten. Es war einfach wundervoll, mit diesem Mann hier [zeigt auf Regisseur Joe Wright neben sich] zu arbeiten. Ich habe genau das aus der Erfahrung herausbekommen, was ich wollte. Ich wollte in einem Raum stehen und diese wundervollen Dialogzeilen aufsagen. Mit Joe und seinem tollen Team zu arbeiten, war eine der lohnendsten Erfahrungen, die ich bisher als Schauspieler gemacht habe. Ich bin dankbar für das Geschenk, diese fabelhafte Rolle spielen zu dürfen. Rollen gewinnen Oscars, nicht Schauspieler.

    FILMSTARTS: Joe, warum hast du dich gerade in dieser Zeit dafür entschieden, Winston Churchill zu porträtieren?

    Joe Wright: Ich habe im Januar 2016 angefangen, an dem Film zu arbeiten. Da gab es noch keinen Donald Trump, keinen Brexit, der Aufstieg der Nationalisten quer durch Europa fand noch nicht in dem Maße statt. Ich war einfach an diesem Charakter Churchill interessiert. Ich habe mich richtig mit ihm und diesem speziellen Moment identifiziert, wo er seine Selbstzweifel zertrümmert hat. Aber auch mit seinem Humor konnte ich mich identifizieren. Ich wollte die Geschichte dieses lustigen Mannes erzählen, der eine Menge Fehler gemacht hat. Doch an einem ganz bestimmten, entscheidenden Punkt in seinem Leben hat er etwas wirklich sehr, sehr richtig gemacht. Es geht gar nicht um eine besondere Liebe zu Churchill, sondern mehr um diesen verwundbaren, seltsamen Typen, der nirgendwo wirklich reinpasste und der allein durch die Macht der Sprache den Lauf der Geschichte veränderte. Das hat mich angetrieben.

    Die dunkelste Stunde

    Und als wir den Film drehten, begannen all diese globalen Ereignisse, die ich anfangs erwähnte, ins Rollen zu kommen. Da lag die Versuchung nahe, unseren Film mit mehr aktuellen politischen Bezügen aufzuladen. Ich habe es tatsächlich versucht, aber schnell gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. Ich habe mich da fürchterlich verfahren. Also stellte ich mich anschließend wieder den ursprünglichen Herausforderungen. Nicht zuletzt der komplizierten Aufgabe, einen sehr gesprächigen Film mit Männern mittleren Alters, die in geschlossenen Räumen miteinander sprechen, zu etwas Filmischem zu machen. Darauf habe ich mich konzentriert. Der Fakt, dass jetzt Zuschauer auf beiden Seiten des Atlantiks aktuelle Relevanz in diesem Stoff entdecken, ist trotzdem sehr aufregend für mich.

    Dreh: Kein Gedanken an Filmpreise

    FILMSTARTS: Filme wie „Die dunkelste Stunde“ gewinnen oft viele Nominierungen für Filmpreise. Erhöht das den Druck auf einer solchen Produktion, wenn du denkst, du drehst hier einen potenziellen Oscargewinner?

    Joe Wright: Nein, so kannst und darfst du nicht denken. Sobald du anfängst, so zu denken, ist das tödlich. Alles, was du tun kannst, ist dich auf deine Aufgabe und dein Handwerk zu konzentrieren. Ich bin sehr ambitioniert, wenn es um die Arbeit geht. Solange die Studio-Verantwortlichen mir erlauben, Filme zu drehen, bin ich glücklich. Dummerweise arbeite ich in einer Industrie, wo andere Leute mir eine Erlaubnis erteilen müssen, meine Arbeit zu verrichten. Aber solange ich Filme, die ich machen will, drehen darf, und herausfinden kann, was es bedeutet, menschlich zu sein und wie wir uns alle zueinander verhalten… solange ist alles gut. Das ist das, was mich wirklich umtreibt.

    Gary Oldman: Es ist lustig. Manchmal kommen Leute und sagen „Oh, ich kann es einfach nicht glauben, dass du noch nie einen Oscar gewonnen hast“. Bis gestern war ich noch nicht einmal für einen Golden Globe nominiert. Das lag auch teilweise daran, dass ich noch nie einen Publizisten hatte.

    Warum Gary Oldman keinen Publizisten hat

    FILMSTARTS: Warum hast du keinen?

    Gary Oldman: Ich bin vielleicht die einzige Person der Geschichte, die für einen Golden Globe nominiert wurde und keinen Publizisten hat. Ich denke einfach nicht darüber nach. Es ist nicht wichtig. Joe hat es gesagt: Worauf du dich konzentrieren musst, ist die Arbeit. Die Filmpreise sind das allerletzte auf einer sehr langen Liste, woran ich denke. Vielleicht ist dieser Punkt noch nicht einmal auf der Liste - bis jemand sagt…

    Joe Wright: … bei einem Dinner zum Ende der Dreharbeiten zum Beispiel. Wenn da jemand plötzlich sagt: „Dieser Film ist verdammt gut.“ Und du denkst, „oh, shit, wirklich“? Okay, was bedeutet das?

    FILMSTARTS: Joe, kannst du Award-Kampagnen für deine Filme genießen? Du hast das ja früher etwa bei „Abbitte“ auch schon durchgemacht…

    Joe Wright: Nein, nicht wirklich. Aber es gibt zumindest eine großartige Sache: Andere Filmemacher sind auch auf dieser Reise unterwegs und du beginnst, Beziehungen und Freundschaften aufzubauen. Dann hängst du plötzlich mit Greta Gerwig herum, verbringst Zeit mit Guillermo del Toro … und das ist wundervoll!

    Die dunkelste Stunde“ startet am 18. Januar 2018 in den deutschen Kinos.

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