Achtung, der folgende Text enthält Spoiler zu „Star Wars 8“!
Nachdem der von Andy Serkis (Gollum in „Der Herr der Ringe”) per Motion-Capture-Technik zum Leben erweckte Oberste Anführer Snoke in „Star Wars: Das Erwachen der Macht” nur in Form eines gigantischen Hologramms zu seinen Untergebenen Kylo Ren (Adam Driver) und General Hux (Domhnall Gleeson) sprach, brodelten die Spekulationen im Netz über zwei Jahre hinweg: Wer könnte der diabolische Antagonist sein? Ein alter, trotteliger Bekannter aus den Prequels vielleicht? Oder der dort von Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) erwähnte Darth Plagueis, der einst den Tod besiegte? Die meisten „Star Wars“-Jünger – inklusive mir – gingen davon aus, dass sich die Identität des geheimnisvollen Bösewichts in „Star Wars: Die letzten Jedi” aufklären und eine verblüffende Offenbarung ins Haus stehen würde – doch was es dann im Film von Rian Johnson zu sehen gab, enttäuschte mich auf ganzer Linie. Es enttäuschte mich sogar so sehr, dass ich an dieser Stelle behaupten möchte, dass Snoke die Figur ist, bei der in der „Star Wars”-Saga das meiste Potential verschenkt wurde!
Versteht mich bitte nicht falsch: Ich finde „Die letzten Jedi” gut. Gut, aber leider nicht außergewöhnlich gut. Wir sehen einige Momente, die es ohne Frage mit den stärksten der Saga aufnehmen können, aber wir sehen genauso einige Dinge, die leider vollkommen in den Tatooine'schen Sand gesetzt wurden, etwa Leias Weltraum-Spaziergang oder die Mission von Finn (John Boyega) und Rose (Kelly Marie Tran). Doch während ich über diese gut und gerne hinwegsehen kann, ist es der überraschende Tod des Obersten Anführers Snoke, der mich die meine Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen ließ. In den folgenden Abschnitten erkläre ich euch, wieso.
Snokes Auftritte in "Die letzten Jedi" waren stark!
Im Gegensatz zu „Das Erwachen der Macht“, wo mich Snokes Kurzauftritt eher kalt gelassen hat, packten mich seine Auftritte in der achten Episode. Nicht nur strahlte sein von Narben zerfurchtes und ausgemergeltes Gesicht in Kombination mit dem langen, dünnen, in einen goldenen Mantel gehüllten Körper Boshaftigkeit und eine mysteriöse Macht aus, auch seine herablassende, fiese Art in den verbalen Auseinandersetzungen mit Hux und Kylo ließen ihn zu einer großen Bedrohung heranwachsen. Auch Snokes Thronsaal auf der „Supremacy” und seine bedrohlich-rote Prätorianer-Leibwache waren toll designt und strahlten Gefahr aus. Das alles, gepaart mit seinen schier unfassbaren Macht-Fähigkeiten, die er während des Films demonstrierte, weckte enorme Erwartungen in mir.
Wer ist Supreme Leader Snoke und was sind seine Pläne? Die FILMSTARTS-Theorie zu Snoke und "Star Wars 8: Die letzten Jedi"Aber dann das: Reys Lichtschwert teilt den vermeintlichen Oberbösewicht in der Mitte – und zwar direkt nach seinem stärksten Auftritt im Film, mit dem er seine exorbitante Macht soeben eindrucksvoll bewiesen hatte. Ich saß im Kino, hoffte (und dachte), dass dies nicht sein Ende sein kann, darf. Dass er mit seinen bis dato grenzenlos erscheinenden Fähigkeiten vielleicht sogar den Tod besiegt. Aber nein: Dies sollte sein letzter Auftritt gewesen sein. Und auch, wenn mit Reys und Kylos Lichtschwertkampf darauf eine der visuell schönsten Szenen des gesamten Films folgt, war ich maßlos enttäuscht.
Ein unwürdiges Abtreten
Wie oben bereits erwähnt: In „Die letzten Jedi“ hat Snoke unglaubliche Macht bewiesen. Als reines Hologramm konnte er Hux durch die Gegend zerren, er sorgte dafür, dass sein maskierter Untergebener mit Rey über enorme Entfernungen hinweg in Kontakt treten, sie sogar berühren konnte und sah, als beide in seinem Thronsaal stehen, jede ihrer Aktionen voraus und ließ sie dumm dastehen (Stichwort: Lichtschwert gegen den Kopf). Und direkt danach soll man als Zuschauer glauben, dass dieser dunkle Lord, der über so große Macht-Fähigkeiten verfügt, nicht mitbekommt, dass sich ein Lichtschwert direkt neben seinem Arm dreht und kurz davor ist, ihn zu zerteilen?
Ich verstehe die Intention von Rian Johnson, Snoke sterben zu lassen, um so Kylos Entwicklung zum absoluten Bösewicht der Trilogie abzuschließen und ich verstehe ebenso, dass hier die Fähigkeiten des einstigen Schülers demonstriert werden sollen, die von seinem Meister wohl sträflich unterschätzt wurden. Aber dass er plötzlich so fähig sein soll, dass selbst der als übermächtig etablierte Snoke nur noch dumm aus der Wäsche gucken kann, finde ich leider sehr unglaubwürdig. Und der Tod des vernarbten Bösewichtes wirkt in diesem Moment damit nicht nur ein wenig lächerlich, sondern ist in höchstem Maße unwürdig.
Wer ist Snoke denn nun?
Doch was mich leider am meisten an Snokes verfrühtem Ableben ärgert, ist die fehlende Hintergrundgeschichte. Wie erwähnt, haben wir in den „Star Wars“-Filmen noch niemanden mit solch einer Macht gesehen. Selbst Meister Yoda (Frank Oz) und der Imperator waren zu solchen Wundertaten nicht fähig. Wenn man also die Kontinuität der Saga wahren will – was man meiner Meinung nach auf jeden Fall tun sollte – dann muss erklärt werden, wieso eine Figur zu so etwas fähig ist, oder das ganze Gebilde beginnt brüchig und weniger glaubhaft zu werden. Vielleicht wird dies irgendwann in Form eines Buches, Comics oder ähnlichem nachgeholt – aber so schmälert es leider ein Stück weit den Genuss des derzeit im Kino laufenden Films.
Abgesehen von diesem Ärgernis wäre die Hintergrundgeschichte der Figur Snoke mit Sicherheit eine Bereicherung für den Film gewesen. Ja, „Die letzten Jedi“ ist bereits leicht überfrachtet, aber dafür hätte man einige andere Dinge auch gut und gerne rausschneiden oder kürzen können – wie eben die erwähnte Mission von Finn und Rose. Aber jemand, der so aussieht, eine solche Macht besitzt und in der Position ist, in der Snoke ist, MUSS eigentlich eine spannende Biographie haben beziehungsweise muss eine solche verpasst bekommen.
Doch auch wenn hier viel Potential einfach hergegeben wurde und ich weiterhin zumindest auf eine kurze Aufklärung über Snokes Herkunft in einem kleinen Nebensatz in „Star Wars 9“ hoffe, ist „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ ein „starker Mittelteil der dritten Trilogie“. Seit dem 14. Dezember 2017 könnt ihr euch in den deutschen Kinos selbst ein Bild davon machen – und das solltet ihr auf jeden Fall tun.