Wie wir schon öfter berichtet haben, endeten 2015 mit dem Kinostart von „Spectre“ die Rechte von Sony am James-Bond-Franchise und die Macher suchen seitdem ein neues Zuhause (das auch wieder das Alte sein könnte). In diesen Tagen entscheidet sich dabei die Zukunft und die New York Times liefert nun Insider-Informationen direkt von den Verhandlungen, die zeigen, dass das Geschacher hinter den Kulissen auch für die Zuschauer relevant ist.
Wie die New York Times unter Bezugnahme auf mehrere an den Verhandlungen beteiligte Insider berichtet, konkurrieren insgesamt noch fünf Studios um „James Bond“, wobei fast alle großen Player dabei sind. Nur bei Disney hat man kein Interesse. Schließlich besitzt man schon genug andere Marken und braucht Bond einfach nicht. Auch Paramount ist nicht dabei. Das Studio steckt gerade in einer kleinen Führungskrise und so lange die künftige Ausrichtung nicht klar ist, wird man keine so teure Investition tätigen. Laut dem Bericht der New York Times veranstalten die Rechteinhaber MGM und Eon Productions eine Art Casting-Show, bei der sich die übrigen Hollywood-Studios präsentieren müssen, um den Zuschlag zu bekommen. Dabei legte sich am Dienstag nach Ostern (18. April 2017) erst einmal Sony so richtig ins Zeug. Das Studio, das mit den James-Bond-Filmen mit Daniel Craig in den vergangenen Jahren eine sagenhafte Erfolgsgeschichte schrieb, soll für seine Präsentation ein altes Set des allerersten Kinoabenteuers „James Bond 007 jagt Dr. No“ nachgebaut haben, um für Eindruck zu sorgen.
Neben Sony präsentieren sich in diesen Tagen auch Warner, Universal, Fox und – die größte Überraschung – Annapurna. Die seit 2011 existierende Firma von Millionenerbin Megan Ellison kündigte erst im Januar 2017 an, selbst Filme in die Kinos zu bringen. Das im Sommer 2017 in den USA startende Rassenunruhen-Drama „Detroit“ von Oscarpreisträgerin Kathryn Bigelow („The Hurt Locker“) wird der allererste Film, den Annapurna unter eigenem Banner startet. Ein Deal mit so einem Newcomer wäre eine Überraschung, aber auch eine Chance, die vielleicht viele Fans der Reihe begeistern könnte. Denn wie Megan Ellison tickt, hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt. Seit 2011 produziert sie mit ihrer Firma schon Filme, die sie bislang noch von wechselnden Studios in die Kinos bringen ließ. Dabei trat sie als Partnerin starker Regisseure auf, die sie in ihren künstlerischen Visionen unterstützte. Regisseure wie Paul Thomas Anderson („The Master“), Harmony Korine („Spring Breakers“), Spike Jonze („Her“) und David O. Russell („American Hustle“, „Joy“) bekamen von ihr Carte blanche für Projekte, an die in Hollywood nur wenige glaubten. Sollte Annapurna den Zuschlag bekommen, könnte dies die Macht der Regisseure stärken und auch Filmemacher mit sehr eigenen Visionen einladen.
Die Frage ist in diesem Zusammenhang natürlich aber, wie viel kreativen Einfluss MGM und Eon Productions abgeben würden. In der Vergangenheit setzten die Geschwister Michael G. Wilson und Barbara Broccoli, die Bosse von Eon und Herrscher über das Franchise, oftmals lieber auf leichter zu kontrollierende „Handwerker-Regisseure“, was einem Deal mit Annapurna im Wege stehen könnte (schon Sam Mendes galt ihnen als Wagnis, obwohl er keine einzigartige Handschrift hat). Beim Vertrag mit Sony und den vorherigen Regisseuren sollen sich Broccoli und ihr Halbbruder die finale Bestätigung für jede Dialogzeile, jede Actionsequenz, jede Besetzung und jede Werbemaßnahme vorbehalten haben. Wie sehr Wilson und Broccoli auch weiterhin die Kontrolle am Franchise behalten wollen, zeigen zwei weitere Details aus den Verhandlungen, über die die New York Times berichtet.
So werde in den Meetings nicht die Besetzung der Hauptrolle diskutiert, da die Produzenten weiter auf die Rückkehr von Daniel Craig hoffen, der in seinem Terminkalender auch bereits eine passende Lücke haben soll. Zudem werde der Vertrag nur über einen einzigen Film geschlossen, was unserer Meinung nach noch einmal deutlich macht: Es geht hier um die Abschiedsvorstellung von Daniel Craig. Entweder darf sich Sony damit noch einmal beweisen oder ein neuer Partner zeigen, ob er es noch besser kann. Und danach kann man sich dann immer noch zusammensetzen, um gemeinsam einen neuen Vertrag auszuhandeln und dabei den Neustart des Franchise mit dem nächsten Schauspieler planen. Als man damals den Neubeginn mit Daniel Craig anging, schloss man schließlich auch gleich eine Vereinbarung über vier Filme (die übrigens vorsah, dass Sony jeweils 50 Prozent der Kosten trägt, aber nur 25 Prozent der Einnahmen bekommt).
Wenn sich in den nächsten Tagen entscheidet, mit wem MGM und Eon den nächsten James-Bond-Film machen, dürfte es aber wirklich Schlag auf Schlag gehen. Angeblich sitzen die Autoren Neal Purvis und Robert Wade, die an allen vier Filmen mit Craig als 007 beteiligt waren, bereits am Skript. Da wir davon ausgehen, dass das ausgewählte Studio sich kreativ erst einmal beim möglichen Craig-Abschiedsabenteuer zurückhalten wird, könnten die Dreharbeiten noch im Laufe des Jahres 2017 beginnen, was in einem Kinostart von „Bond 25“ im Jahr 2018 münden würde. Dort würde das ausgewählte Studio dann sicher beweisen wollen, dass man die Fabelzahlen der jüngsten 007-Actioner noch einmal übertreffen kann, um sich eine perfekte Ausgangsposition für die nächste Verhandlungsrunde zu schaffen. Und in der dürfte sich dann erst entscheiden, in welche Richtung es mit der nächsten Neuausrichtung der Agenten-Kultreihe geht. Definitiv spannende Tage für alle James-Bond-Fans…