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    Die Macht ist stark in diesem da: Darum wird "Star Wars 8" der Höhepunkt der neuen Trilogie

    Die FILMSTARTS-Meinung: In diesem Format schreiben Redakteure über Dinge, die sie gerade ganz besonders begeistern - oder die ihnen ziemlich auf den Wecker gehen...

    Lucasfilm

    Jetzt ist er endlich da, entfachte die Vorfreude auf breiter Front – aber ich brauchte keinen Trailer, um mir sicher zu sein: „Star Wars 8: Die letzten Jedi“, Mittelstück der neuen Trilogie und Nachfolger des dritterfolgreichsten Films aller Zeiten, kann der Höhepunkt der neuen Trilogie werden, „Das Imperium schlägt zurück“ der Sequels. Die wichtigen Indizien, obgleich wegen Disneys Geheimhaltung spärlich gesät, waren auch vor dem Trailer alle vorhanden. Im Grunde war die Sache klar, als ich „Star Wars 7“ gesehen hatte und wusste, wer den Nachfolger verantwortet.

    Die Besetzung: Danke, Nina Gold

    An "Star Wars 7: Das Erwachen der Macht" wird manches zu hart kritisiert – und anderes wird nicht genug gelobt: die Besetzung zum Beispiel. Zusammengestellt nach einem Auswahlverfahren, das in Sachen Umfang und Anforderungskatalog wohl erst wieder zur Anwendung kommt, wenn die Menschheit ihr Kolonisationsteam zur Besiedelung der nächsten Erde bestimmt, verpflichteten Casting-Direktorin Nina Gold („Game Of Thrones“) und ihr Team ein großartiges Ensemble an Neuzugängen, das uns größtenteils auch in „Star Wars 8“ erhalten bleibt. Newcomerin Daisy Ridley spielte ihre Heldin Rey mit ansteckender Neugierde und beeindruckender emotionaler Kraft. Die Chemie mit Leinwand-Kumpel John Boyega als Ex-Sturmtruppler Finn stimmte, auf sein komödiantisches Timing wird auch in „Die letzten Jedi“ Verlass sein. Genauso auf die Coolness und grundehrliche Herzlichkeit von Oscar Isaac als Fliegerass Poe Dameron, Finns (vielleicht ja doch nicht so) platonischem Bromance-Freund. Und Adam Drivers Vader-Enkel Kylo Ren standen weder Frisur noch Temperament im Weg, wie gemeinhin angenommen wird, sondern lediglich die verkorkste deutsche Synchro. Driver gelang die Gradwanderung, bei der Hayden Christensen als Anakin ausrutschte: einen zornigen, zerrissenen jungen Mann zu spielen, der nicht wie ein weinerlicher Bengel rüberkommt. Ridley, Boyega, Isaac und Driver werden auch „Star Wars 8“ tragen, gemeinsam mit den Veteranen Mark Hamill und Carrie Fisher, die alle ihre Szenen vor ihrem Tod abdrehte, sowie den Premium-Ergänzungen Benicio Del Toro („Sicario“) und Laura Dern („Jurassic Park“). Angesichts der Treffsicherheit, mit der bisher besetzt wurde, mache ich mir beim Neuzugang Kelly Marie Tran ebenfalls keine Sorgen. Tran, noch fast so unbekannt wie Daisy Ridley vor „Star Wars 7“, spielt eine Wartungsarbeiterin des Widerstands, geht mit Finn auf Mission und hat den größten Part der Cast-Neulinge von „Die letzten Jedi“.

    Disney

    Die Vorarbeit: Danke, J.J.

    Als sich nach „Star Wars 7“ der Vorhang schloss, wollte ich sitzenbleiben. Kurze Pinkelpause, ok, aber dann direkt weiter zum nächsten Teil! J.J. Abrams und sein Co-Autor Lawrence Kasdan hatten vielleicht etwas zu stark auf Nostalgie gesetzt, keinen perfekten Film gemacht, aber einen mit sympathischen, aufgekratzten, schwitzenden Figuren drin – ein großer Fortschritt nach den Prequels, in denen Könner wie Ewan McGregor, Natalie Portman und Liam Neeson teils wirkten wie Puppen, denen miese Dialoge in den Mund gelegt wurden. Mit Rey und Finn aber wollte ich sofort ins nächste Abenteuer. Menschen gehen wegen Menschen ins Kino, so simpel ist der Grundsatz, der in zig Blockbustern missachtet wird. Pluspunkt für „Star Wars 8“: Die Einführung der Neuen liegt hinter uns, nun können Beziehungen vertieft und Figuren ausgeleuchtet werden. Leia und Han lernten sich auch erst in „Episode 5“ lieben (auf ihre eigene Art) und Luke kannte sein schweres Erbe vorher nicht. Wobei die Abstammung von Rey, vielleicht die größte im Internet diskutierte Frage vor „Episode 8“, für mich gar nicht so wichtig ist. Interessanter finde ich, wie der alte Luke die junge Rey unter seine Fittiche nehmen wird: Hier der vom Ex-Schüler Ben verratene, tief enttäuschte Meister, dort die hoffnungsvolle neue Schülerin, die endlich den Sandhaufen hinter sich gelassen hat, auf dem man sie aussetzte. Reys Ausbildung wird ein zentraler Handlungsstrang. Sie und Luke werden dabei in Welten gesetzt, die echt wirken, weil sich die Symbiose aus praktischen und digitalen Effekten in „Das Erwachen der Macht“ bewährte. Möglicher Pluspunkt für „Star Wars 8“: Produzentin und Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy musste hoffentlich nicht mehr so stark darauf drängen, dass auf Nummer sicher gegangen, sich auf Nostalgie verlassen wird. Schaut auf die Zahlen, liebe Disney-Aktionäre: Die Fans sind erwacht und sie haben Hunger. Selbst das Spin-off „Rogue One“, dessen Handlung für Nicht-Eingeweihte schwer verständlich ist, spielte über ein Milliarde Dollar ein. Da kann man ruhig mal ein bisschen was wagen.

    Der neue Regisseur: Was ein Vogel

    Sein Krimi „Brick“ spielt an einer Highschool, aber alle sprechen wie in einem Film noir. In der von ihm inszenierten „Breaking Bad“-Folge „Die Fliege“ ist Drogenkoch Walter White die ganze Zeit über damit beschäftigt, ein lästiges Insekt zu fangen. Im Sci-Fi-Thriller „Looper“ wird Joseph Gordon-Levitt beauftragt, sein eigenes künftiges Ich zu töten, das ihm per Zeitsprung vor die Flinte reist: Rian Johnson, Regisseur und Autor von „Die letzten Jedi, mag es abgedreht. Sein Schreiber-Vorgänger Lawrence Kasdan kündigte bereits an, dass „Episode 8“ in Johnsons Händen „sonderbar“ („wierd“) wird. Und auch wenn der neue Sternenkrieg Zwängen unterliegt, als millionenteure Produktion eines Großkonzerns in einem nervösen Markt, auch wenn „Star Wars 8“ damit kein Autorenfilm eines Freaks sein kann, sieht es doch danach aus, dass der beliebte Fortsetzungsfehler „mehr vom Gleichen“ nicht begangen wird. Johnson könnte uns stattdessen mitnehmen zu den abseitigeren Orten, den verrückteren Wesen einer Galaxis, in der oft sehr pathetisch und ernst geredet wird. Jetzt sind die schrägen Vögel dran!

    Johnson, dem „Star Wars“ von J.J. Abrams und Kasdan in gutem Zustand überlassen wurde, könnte ein paar eigene, deutliche Akzente setzen – und bekam schon Lob: Mark Hamill, der endlich den Mund aufmachen wird, freute sich bereits öffentlich über das, was Johnson ihm an Dialog schrieb. Kathleen Kennedy betonte Johnsons Sinn für Humor und Adam Driver hob dessen feinfühligen Umgang mit den Schauspielern hervor, der ihn vergessen ließ, dass gerade ein Blockbuster gedreht wird. 37 Jahre nach dem Saga-Höhepunkt „Star Wars: Episode 5“ steht am 14. Dezember 2017 eine Fortsetzung an, die alle Anlagen zum Volltreffer hat. Und wer weiß? Wenn Rian Johnson gute Lichtschwert-Duelle inszeniert und auf Ewoks verzichtet (um an den Episoden IV und VI vorbeiziehen zu können), erreicht er vielleicht sogar die höchsten möglichen Jedi-Weihen, macht den zweitbesten Film der Saga (denn „Das Imperium schlägt zurück“ kann nicht geschlagen werden, da sind wir uns ja wohl einig).

    Und was ist mit „Episode 9“?

    Beim Trilogieabschluss „Star Wars 9“ bin ich skeptischer. Als Regisseur ist Colin Trevorrow gesetzt, dessen erster Big-Budget-Film „Jurassic World“ zwar auf Platz vier der Liste mit den weltweit erfolgreichsten Filmen trampelte und mit diesem Erfolg viele Beobachter überraschte – doch im Kino blieb das große Staunen aus. Trevorrow lieferte mit seinem Dino-Abenteuer einen unterhaltsamen Sommerblockbuster von der Stange, ohne besondere Akzente. Meine Erwartungen an „Episode 9“ sind daher, zumindest derzeit, wo es so gut wie gar keine Infos zum Film gibt, niedriger als die an „8“. Andererseits: Wenn alles nach Plan läuft, hat Rian Johnson ein Meisterwerk in der Mache – und das könnte seinen Nachfolger anspornen, mindestens gleichzuziehen. Wie sagte es Meister Yoda in „Das Imperium schlägt zurück“? „Schwer zu sehen, in ständiger Bewegung die Zukunft ist“.

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