FILMSTARTS: Wir haben vorhin beim Dreh einer Party-Szene mit Spider-Man zugesehen, die auch hier in Berlin spielt. Wie genau passen die in Deutschland gedrehten Szenen denn in die Filmhandlung?
Eric Hauserman Carroll: Der Teil, den wir hier drehen, knüpft direkt an „The First Avenger: Civil War“ an, wir liefern dem Publikum also eine direkte Überleitung. Peter Parker ist ein typischer Teenager, also nimmt er sein Handy überall mit hin und filmt, wie junge Leute nun mal so sind. Als Tony Stark zu ihm sagt „Komm' mit mir nach Deutschland!“, ist er natürlich total begeistert. Die Geschichte, die wir erzählen, handelt von einem Kind, das sozusagen im Erdgeschoss dieses Universums lebt, in dem Superhelden Realität sind. Weil seine Familie nicht besonders wohlhabend ist, hat er noch nie New York City verlassen, geschweige denn in einem Flugzeug gesessen, geschweige denn in Tony Starks Privatjet. Für ihn ist es die coolste Sache seines bisherigen Lebens. In Berlin drehen wir alles, was passiert, nachdem er hier ankommt, hinführend zu dem Kampf, an dem er in „Civil War“ teilnimmt. Nach der Flughafen-Schlacht bleibt er noch ein paar Tage in Berlin, um die Stadt kennenzulernen, bevor er nach Queens zurückkehrt.
FILMSTARTS: Was ist die größte Herausforderung beim Dreh hier in Berlin?
Jon Watts: Eigentlich gar nichts. Außer vielleicht abends nach dem Dreh nicht zu lange zu feiern… (lacht) Nein, ich mache nur Spaß. Bis jetzt war die Arbeit sehr angenehm und unkompliziert. Wir sind jetzt am Ende des Drehs angelangt und daher herrscht eine super Stimmung. Aber eigentlich hat alles eine Menge Spaß gemacht - wir filmen einfach Peter dabei, wie er in Deutschland herumrennt. Es ist praktisch wie Sightseeing durch die Augen des 15-jährigen Peter Parker.
FILMSTARTS: Wo habt ihr sonst noch gedreht?
Eric Hauserman Carroll: Selbstverständlich in New York City, denn Spider-Man ist New York und New York ist Spider-Man - das lässt sich nicht trennen. Der Rest entstand in den Pinewood Studios in Atlanta. Da „Homecoming“ in der realen Welt angesiedelt ist, musste - im Gegensatz etwa zu „Guardians Of The Galaxy“ - kein fiktives Universum erbaut werden. In Atlanta fanden wir zum Drehen echt coole Lagerhallen. Aber der Film selbst spielt hauptsächlich in Queens.
FILMSTARTS: Das hier ist nun der dritte „Spider-Man“-Reboot in 14 Jahren - was macht ihr dieses Mal anders?
Jon Watts: Ich sehe den Film gar nicht mal so sehr als Reboot, sondern vielmehr als etwas, das man vorher in dieser Form einfach gar nicht machen konnte - nämlich Spider-Man in das MCU einzugliedern. Jetzt agiert Spider-Man an der Seite all dieser anderen Marvel-Helden. Für ihn ist es das erste Mal, in seinem Universum nicht der einzige Superheld zu sein. Dadurch tut sich für uns eine Vielzahl an Möglichkeiten auf, mit denen wir spielen können.
Eric Hauserman Carroll: Wir versuchen hier, den ersten Film über Peter Parker zu drehen. Das hier wird also nicht der sechste Spider-Man-Film, sondern der erste Peter-Parker-Film. Es geht um einen Jungen, der durch den Kontakt zu Tony zum ersten Mal einen Eindruck von einer größeren Welt bekommt - und es dann sehr eilig hat, sein altes Leben hinter sich zu lassen. Die größte Herausforderung war es, einen frischen Ansatz zu finden, der auch das Publikum überrascht und begeistert. Wenn die Leute den ersten Trailer sehen, sollen sie sagen: „Das sieht wirklich nach etwas Neuem aus!“
FILMSTARTS: Wo ihr gerade auf das Thema Marvel zu sprechen kommt. War es schwierig, die unterschiedlichen Ideen von Sony und Marvel unter einen Hut zu bringen? [Anm.d.Red.: Sony hat die Rechte an der Figur Spider-Man, Marvel besitzt die Rechte am Rest des Marvel Cinematic Universe]
Eric Hauserman Carroll: Nein, das verlief super, alle waren sehr kooperativ. Wir waren uns einig, dass wir mit Spider-Man nie zu sehr herumspielen würden. Zwar haben wir bei Marvel so einige schillernde Spielzeuge, aber Spider-Man ist das Wertvollste von allen. Wir wollten einfach den bestmöglichen Film drehen und dafür wurde im Voraus nichts ausgeschlossen. Bei Sony mochte man den Ansatz, dass dieser Film einerseits im bekannten MCU-Universum spielen, aber wie bei allen Marvel-Solofilmen ein verhältnismäßig kleines Superhelden-Team am Werk sein würde.
FILMSTARTS: Was ist für euch das Wichtigste dabei, einen Superhelden-Film zu drehen - besonders über eine so beliebte Figur wie Spider-Man?
Jon Watts: Ich habe nicht so sehr einen Superhelden-Film vor Augen als vielmehr die Geschichte eines Kindes. Das Publikum soll mit Peter mitfühlen, seine Emotionen nachvollziehen. Das ist mir am Wichtigsten.
Eric Hauserman Carroll: Vieles aus unserem Film basiert auf den alten Comics ab 1962. Dort hat die Geschichte um den Schüler Peter Parker teilweise noch etwas von einer Teenager-Seifenoper mit romantischen Verstrickungen und solchen Dingen. Daran wollten wir uns ein wenig anlehnen. Die letzten Spider-Man-Verfilmungen befördern Peter Parker recht schnell aus der High-School, oder zumindest diente die Schule nicht sehr oft als Schauplatz. Was den Charakter aber von anderen Superhelden aus den Comics dieser Zeit unterscheidet, ist die Tatsache, dass er eben ein Schuljunge war und mit Problemen zu kämpfen hatte, die jeder kennt. Peter Parker muss erst einmal seinen Platz im Leben finden - und erst recht seinen Platz als Superheld.
Jon Watts: Ja, auf jeden Fall. Es ist eine Coming-of-Age-Story - und daneben auch ein Superhelden-Film. Das Coming-of-Age-Element steht für mich aber an erster Stelle.
FILMSTARTS: Wird es auch eine von Peter Parkers klassischen Angebeteten geben?
Eric Hauserman Carroll: Oh ja, hier haben wir Liz und Michelle - den beiden schmachtet er hinterher. Wenn man eine Figur wie Mary Jane Watson einführt, ist praktisch von vorneherein klar, dass Peter und sie zusammenkommen werden, was der Sache ein wenig die Spannung nimmt - daher haben wir uns dafür entschieden, die Romanze ein wenig undurchschaubarer zu machen. Liz basiert auf Liz Allen, wogegen Michelle ein Produkt mehrerer Love Interests aus den Spider-Man-Comicbüchern der 60er und 70er ist.
FILMSTARTS: Vieles aus den 60er-Comics wirkt heute wiederum ziemlich altmodisch. Wie sieht es im Film in Sachen Gadgets aus?
Eric Hauserman Carroll: Peter Parker hat natürlich diesen super coolen Anzug, den ihm Tony Stark gegeben hat - mit dementsprechender Iron-Man-Technologie, beispielsweise einem sehr fortschrittlichen Sichtsystem. Außerdem haben wir die Webwings, die er einsetzen kann, um ein bisschen durch die Gegend zu segeln. Es gibt sogar ein paar überraschende Extras, von denen zunächst nicht einmal Spider-Man selbst etwas weiß – zum Beispiel einem eingebauten Fallschirm.
FILMSTARTS: Jetzt haben wir schon so viel über Spider-Man geredet, ohne Tom Holland zu erwähnen! Was bringt er mit, was macht ausgerechnet ihn zum perfekten Spider-Man?
Jon Watts: Er hat eine tolle Mentalität sowie eine großartige Physis. Die Begeisterungsfähigkeit und auch das Unschuldige an Peter Parker bringt er perfekt rüber - genau wie diesen typischen New Yorker Stolz.
Eric Hauserman Carroll: Tom Holland kam schon beim Casting aus mehr als 7.500 Jugendlichen ziemlich schnell in die engere Auswahl - wir waren uns einfach einig, dass man es mit ihm probieren könnte. Robert Downey Jr., der selbst auch viel Herzblut in dieses Projekt steckt, bot sich dann für einen Screen-Test mit den letzten vier Kandidaten an. Und an der Seite von Robert, der natürlich eine sehr magnetische Präsenz hat, wurde dann endgültig deutlich, wer sich für die große Leinwand eignet. Im Rahmen dieses Tests widmeten wir Tom unweigerlich genauso viel Aufmerksamkeit wie ihm. Sein Hintergrund als Turner ist ebenfalls sehr nützlich, da er sich eben extrem gut bewegen kann.
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„Spider-Man: Homecoming“ startet am 13. Juli 2017 in den deutschen Kinos!