Bram Stokers „Dracula“ begleitet das Filmgeschäft bereits seit seinen Anfangstagen. Beinahe hundert Jahre ist es bald her, dass Friedrich Wilhelm Murnau mit „Nosferatu – Eine Sinfonie des Grauens“ die erste Kinoadaption des Stoffes inszenierte. In den 1930ern begründete Universal seine goldene Horrorzeit unter anderem auf den Geschichten über den Blutsauger und trug mit seinen Filmen entscheidend zur Ikonenbildung bei. Die jüngste große Spielfilmversion stammt von 2014 mit Luke Evans in der Hauptrolle („Dracula Untold“). Zuletzt trat der Vampir auch im Seriensektor in Erscheinung: Sowohl das Gothic-Horror-Mashup „Penny Dreadful“ als auch NBCs „Dracula“ nahmen sich der Erzählung an.
Letztere versetzte die klassische Story in einen völlig neuen Kontext, indem sie Dracula in die Welt der Wirt- und Wissenschaft versetzt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen nun wohl auch die Produzenten Nick Wechsler („Requiem For A Dream“, „The Fountain“) und Joni Sighvatsson. Letzterer agiert für die skandinavische Firma Scanbox, die unter anderem den Vertrieb für „Hell Or High Water“ übernahm. Unter Führung dieser Parteien soll nun die Serie „Dracula Now“ entstehen, in der die bekannte Geschicht aus einem neuen, politischen Blickwinkel beleuchtet wird. Das berichtete Variety exklusiv. Als Drehbuchautor ist der Isländer Otto Geir Borg an Bord.
Geir wird dabei nicht nur politisch werden, sondern das Ganze auch in die Jetztzeit versetzen. „‚Dracula Now‘ wird eine Allegorie auf das, was derzeit in den USA, Großbritannien und Frankreich passiert“, weiß Joni Sighvatsson. „Wir verfolgen die Idee Draculas als Diktator, der eine blutige Herrschaft formt, um die Menschen in der heutigen Welt zu kontrollieren.“ Als Basis ziehe man für die Serie dabei vor allem den Roman „Makt Myrkranna“ heran – eine isländische Neubearbeitung von Bram Stokers Buch aus dem Jahr 1900. Im Vorwort der kürzlich erschienenen englischen Übersetzung äußert Stokers Ururneffe Dacre Stoker die Vermutung, dass tatsächlich Stoker selbst an der Entstehung der „Makt Myrkranna“ beteiligt war, um eine frühe Alternativ-Version seines später genredefinierenden Gothic-Werkes zu veröffentlichen.
Aktuell plant Scanbox, zehn Episoden für die erste Staffel der neuen Serie abzudrehen. Variety schätzt das Budget pro Folge auf drei Millionen Dollar und deutet eine Zusammenarbeit der Produktionsfirma mit einem europaweit aktiven Partner an. Dass das hinter den Kulissen bislang sehr skandinavisch besetzte Projekt einen internationalen Anspruch verfolgt, untermauert die Meldung, dass die Geschichte auf Englisch erzählt wird.