Stephen King ist als Verfasser von Werken wie „Der dunkle Turm“, „Shining“, „ES“ und vielen weiteren Horror-Klassikern ein absoluter Experte für das Böse! Da ließ es natürlich aufhorchen, als er 2003 anlässlich einer Romanrezension, die er für Entertainment Weekly verfasste, verkündete, dass er in dem kritisierten Buch die beste Bösewichtfigur seit Hannibal Lecter entdeckt habe.
Das waren große und durchaus überraschende Worte, schließlich war der aus der Feder von Thomas Harris stammende Psychiater/Serienkiller mit seinen zweifelhaften kulinarischen Vorlieben spätestens nach der furchteinflößenden Darbietung von Anthony Hopkins in „Das Schweigen der Lämmer“ fester Bestandteil unserer kollektiven Albträume.
Rezension zu einem Jugendbuch
Wenn wir nun den Titel des Buchs verraten, das King damals besprach, folgt die nächste kleine Überraschung, denn es handelt sich um „Harry Potter und der Orden des Phönix“. Nun war der Gruselgroßmeister schon seit J.K. Rowlings erstem Band ein bekennender Fan des Zauberlehrlings mit der Narbe (2007 hat er den Reihenabschluss „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ sogar in seine persönliche Top-Ten der besten Romanneuerscheinungen des Jahres aufgenommen).
Aber eine Figur aus einer Jugendbuchreihe zum ultimativen Schurken zu erklären, liegt trotzdem nicht unbedingt auf der Hand. Und das ist nicht die letzte Überraschung, denn bei Kings neuem Favoriten handelte es sich NICHT um Voldemort!
Schlimmer als Lord Voldemort!
Hannibal Lecter und Lord Voldemort werden in Kings Augen nämlich von einer Frau in den Schatten gestellt, wie ihr in diesem Auszug aus seiner handgeschriebenen (!) Kritik, den ein Twitter-User geteilt hat, in seinen eigenen Worten nachlesen könnt:
Es ist Dolores Umbridge, die Lehrerin „mit dem sanften Lächeln und der mädchenhaften Stimme“, die den hartgesottenen Stephen King das Fürchten lehrt. Für ihn ist sie die Verkörperung der angsteinflößenden Lehrerfigur schlechthin, denn wer Harry Potter das Quidditch-Spielen verbiete, sei wirklich zu allem fähig…
Nicht nur im Buch ist Professor Umbridge eine echt gruselige Figur, auch in der Filmversion kommt ihre unter rosa Kleidern und Schleifen nur dürftig versteckte Brutalität ziemlich gut rüber – nicht zuletzt dank der oscarnominierten Imelda Staunton („Vera Drake“), in der man die ideale Besetzung gefunden hat.
Staunton selbst würde sich Stephen Kings Meinung wahrscheinlich anschließen, denn sie hat selbst in mehreren Interviews erklärt, dass sie den Part der Lehrerin im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste „krankmachend“ fand und in Dolores Umbridge ein „verdammtes Monster“ sieht.
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.