Bis zum Kinostart von „Vaiana“ sind es immer noch drei Monate, doch schon seit längerer Zeit wird Disneys neuestem Animationsfilm von aufgeregten Debatten begleitet. Nun sieht sich Disney wegen „Vaiana“, der Geschichte der gleichnamigen jungen Abenteurerin und Seefahrerin aus dem Südpazifik, erneut schweren Vorwürfen ausgesetzt: Einige Bewohner der Region behaupten, ein Maui-Kostüm für Kinder und Erwachsene, das der Mäusekonzern in seinem Onlinestore anbot, sei rassistisch und beute die polynesische Kultur aus, um Profit zu machen (via Hollywood Reporter).
Das Kostüm, um das es in der Debatte geht, ist in der Hautfarbe des Halbgotts Maui gehalten (siehe rechts auf dem Bild oben), bedeckt fast den ganzen Körper des Trägers und lässt nur Hände, Füße und Kopf frei. Die Kleidung, der Schmuck und die Tätowierungen Mauis, wie sie in „Vaiana“ dargestellt werden, sind ebenfalls enthalten. Doch genau daran entzündet sich die Debatte: Eine hawaiianische College-Studentin etwa bezeichnete das Kostüm in einem Facebook-Video als „Polyface“, in Anspielung auf das sogenannten Blackfacing, bei dem etwa in frühen Hollywoodfilmen weiße Schauspieler schwarz geschminkt wurden. Weiterhin empfände sie das Kostüm nicht als Hommage an Maui oder an ihre Kultur, sondern als Veralberung.
Marama Fox, Vorsitzende der neuseeländischen Maori-Partei, sprach von „kultureller Veruntreuung“ und Profitmacherei auf Kosten einer anderen Kultur. Der ganze Film sei ihrer Meinung nach gespickt von rassistischen Klischees. Tevita Kaili, Professor an der Brigham Young University auf Hawaii, erklärte, warum manche Menschen etwa die Verwendung der Tattoos als verletzend empfinden: Diese würden im polynesischen Kulturkreis verwendet, um die Verbindung zu bestimmten Vorfahren zu signalisieren. Durch die Verwendung auf einem Halloween-Kostüm würden diese Tätowierungen aus ihrem kulturellen Kontext gerissen.
Disney hat auf die Vorwürfe mittlerweile reagiert und das Kostüm in allen Varianten aus seinem Onlinestore entfernt. In einem Statement drückte der Konzern sein Bedauern aus: „Das Team hinter ‚Vaiana‘ hat sich stets darum bemüht, die verschiedenen Kulturen der pazifischen Inseln zu respektieren, die den Film inspiriert haben. Wir bedauern, dass das Kostüm einige Menschen gekränkt hat. Es tut uns sehr leid, wir werden das Kostüm von unserer Website und aus unseren Läden entfernen.“
Schon im Juli 2016 brodelte es im Internet und auch damals drehten sich die Beschwerden um den Halbgott Maui, im Original gesprochen von Dwayne Johnson. Damals lautete der Vorwurf, Disney würde mit der Figur des kräftig gebauten Halbgottes negative Vorurteile über die Bewohner des Südpazifiks bestärken, nämlich, dass diese oft übergewichtig seien. Das sei jedoch eine „typisch amerikanische Klischeevorstellung“. Doch damals fanden sich schnell Stimmen, die das Aussehen von Dwayne Johnsons Figur verteidigten, auch und vor allem aus der Region, aus der die Vorwürfe stammten.
„Vaiana“ startet am 22. Dezember 2016 in den deutschen Kinos.