1925: „Ben Hur“
Was ist passiert?
In der Stummfilmzeit herrschten noch ganz raue Sitten. Alleine in den fünf Jahren zwischen 1925 und 1930 sollen bei Hollywoodproduktionen 55 Crewmitglieder umgekommen sein. Auch bei der zweitberühmtesten Verfilmung des „Ben Hur“ von Lew Wallace wurde auf Mensch und Tier nur wenig Rücksicht genommen. Der erste Versuch das legendäre Wagenrennen in einer Nachbildung des Circus Maximus in Rom zu filmen forderte nicht nur das Leben mehrerer Pferde (wenn ein Tier lahmte, wurde es meist direkt erschossen), auch die Stuntmen wurden nicht geschont. Als das Rad an einem Wagen bei vollem Tempo brach, wurde der Fahrer beim Sturz zehn Meter in die Luft geschleudert. Er fiel auf einen Holzstapel und starb an seinen inneren Verletzungen. Das hielt die Macher nicht davon ab, dem Gewinner des Rennens bei einem weiteren Durchgang in Kalifornien, eine Zusatzprämie auszuloben – mit glimpflichem Ausgang und spektakulärem Ergebnis.
Anders war das beim Dreh der Seeschlacht im italienischen Livorno. Etliche lokale Statisten konnten nicht schwimmen, außerdem schlugen die Anhänger von Mussolinis Faschisten und deren Gegner mit scharfen Schwertern aufeinander ein, die Rivalität wurde von den Machern offenbar bewusst geschürt. Als dann auch noch ein Feuer an Bord einer der Galeeren außer Kontrolle geriet, war das Chaos komplett. Angeblich wurden mehrere Todesfälle vertuscht.
Welche Folgen hatte der Unfall?
Die Produzenten sind mit ihrer aggressiven Taktik durchgekommen und feierten einen großen Kassenerfolg. Die Sicherheitsregeln und -gesetze wurden erst einige Jahre später verschärft.
1928: „Die Arche Noah“
Was ist passiert?
In dieser frühen Filmversion der biblischen Geschichte von Noah und seiner Arche wurde die nachgespielte Sintflut zum realen Verhängnis. Über 2,2 Millionen Liter Wasser ließ man zu schnell über das Hunderte Menschen starke Statistenheer auschütten, drei der Komparsen ertranken. Dazu kamen viele schwere Verletzungen bis hin zur Amputation. 35 Krankenwagen waren im Dauereinsatz.
Welche Folgen hatte der Unfall?
Nach ausführlichen Änderungen – dem als Stummfilm begonnenen Werk wurden nachträglich einige Szenen mit Ton hinzugefügt – wurde „Die Arche Noah“ zu einem finanziellen Erfolg. Die Sintflutkatastrophe führte zudem zu einer Einführung von Regeln und Leitlinien zur Sicherheit am Set speziell für Stuntleute.
1931: „The Viking“
Was ist passiert?
Nach Abschluss der eigentlichen Dreharbeiten zu seinem nordischen Abenteuer wollte Regisseur und Produzent Varick Frissell mit einem kleinen Team noch ein paar zusätzliche Aufnahmen von den Labrador-Eisschollen machen. Die Gruppe heuerte auf einem echten Robbenfänger namens The Viking (!) an. Doch als das Schiff im Eis stecken blieb, detonierte das für das Aufbrechen von Eisschollen vorgesehene Dynamit an Bord. Das Schiff wurde komplett zerstört, 27 Menschen starben, darunter Frissell und sein Kameramann Alexander Penrod.
Welche Folgen hatte der Unfall?
Der im Prinzip fertige Film wurde mit einer kurzen Einführung über die tragischen Todesfälle versehen und beeindruckte vor allem mit seinen authentischen Meeres- und Jagdaufnahmen, ehe er in Vergessenheit geriet. Erst in den vergangenen Jahren erhielt „The Viking“ durch eine Dokumentation über Frissell neue Aufmerksamkeit.