FILMSTARTS: Ihr dreht gerade hier am Leipziger Flughafen. Welchen Flughafen wird er denn im Film darstellen?
Stephen McFeely: Der Leipziger Flughafen spielt den Leipziger Flughafen, er tritt tatsächlich als er selbst auf!
Christopher Markus: Es ist eine ziemlich große Szene, deshalb sind wir auch für so viele Tage hier. Ich weiß nicht, wie viel ich euch noch darüber verraten darf, aber…
Stephen McFeely: … es gibt eine zentrale Sektion im Film, die in Berlin beginnt und sich dann in Leipzig fortsetzt.
FILMSTARTS: Habt ihr die Szenen von Anfang an für Berlin und Leipzig geschrieben oder wurden die Drehorte erst später bestimmt?
Stephen McFeely: Von Anfang an war eine der Ansagen von Produzent Kevin Feige, dass es ein möglichst internationaler Film werden soll. Wir haben uns dann schnell auf Europa geeinigt und einen zentralen Abschnitt geschrieben, der in Berlin angesiedelt ist – und daran hat sich von dem Zeitpunkt an auch nichts mehr geändert. Zusätzlich haben wir aber auch noch einige Sachen in Berlin gedreht, die nicht hier in Deutschland spielen.
FILMSTARTS: Neben Captain America werden in „Civil War“ noch eine Menge anderer Avenger auftreten. Seht ihr den Film trotzdem als „Captain America 3“ oder nicht doch eher als „The Avengers 2,5“?
Stephen McFeely: Auf jeden Fall als „Captain America 3“. Ja, es geht darin auch um andere Themen, aber wir sind nun mal die Cap-Guys! Uns ging es deshalb immer darum, die Geschichte so weit wie möglich aus der Perspektive von Cap zu erzählen: Es gibt zwar einen „Avengers“-artigen Handlungsstrang mit weitreichenderen Auswirkungen und mehr Charakteren, aber noch wichtiger für den Film ist ein anderer Plot, in dessen Zentrum definitiv Captain America steht.
FILMSTARTS: Wie stark habt ihr euch an den „Civil War“-Comics orientiert?
Christopher Markus: Ähnlich stark wie an den „The Winter Soldier“-Comics beim letzten Film. „Captain America 2“ übernimmt eine Menge Elemente aus den Comics, erzählt aber nicht die exakt selbe Geschichte. Bei „Civil War“ ist das ähnlich – wir verwenden zwar dieselben Zutaten wie der Comic, bereiten daraus aber ein anderes Gericht zu.
FILMSTARTS: Wir wissen, dass es ein „Team Captain America“ und ein „Team Iron Man“ geben wird – könnt ihr denn schon verraten, welche der anderen Helden auf welcher Seite kämpfen werden?
Stephen McFeely: Nein, das können wir nicht, denn hoffentlich werden wir euch mit der Antwort überraschen…
Christopher Markus: Mir gefällt dabei aber besonders, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Jeder im Film hat ziemlich gute Argumente für das, was er tut. Damit fühlt sich der Konflikt ziemlich verfahren und so auf eine Art auch ziemlich realistisch an.
Stephen McFeely: Wir wollten niemanden als DEN Guten oder DEN Bösen hinstellen. Unser Traum ist, dass die Hälfte der Zuschauer beim Verlassen des Kinos sagt: „Tony Stark har recht!“ Und die andere Hälfte: „Steve Rogers hat recht!“ Dann haben wir einen guten Job gemacht. Wenn es hingegen 90 % zu 10 % ausgeht, haben wir die Story einfach nicht gut genug ausbalanciert.
FILMSTARTS: Aber das muss doch hart gewesen sein, schließlich ist Chris Evans doch EUER Held…
Stephen McFeely: Also erstmal ist Captain America mein Held, Chris Evans ist ein guter Freund…
Christopher Markus: … außerdem hat es etwas sehr Ansprechendes, Ecken und Kanten an seinem Helden zu entdecken. Wenn er in jedem Film einfach nur perfekt ist, heißt es irgendwann nur noch: (er spricht mit aufgesetzt gelangweilter Stimme) „Oh, da kommt wieder dieser Typ, der immer alles einfach wieder in Ordnung bringt.“
FILMSTARTS: Wie schwer ist es für euch, im wachsenden Marvel-Kinouniversum die Übersicht zu behalten – und inwiefern koordiniert ihr euch mit den Autoren der anderen zukünftigen Marvel-Filme?
Christopher Markus: Es ist gar nicht so schwer, wie man glauben könnte. Außerdem hatten wir das Glück, dass wir mit den letzten beiden „Captain America“-Filmen zwar allen anderen das Leben schwergemacht haben, aber nicht uns selbst: Wir haben S.H.I.E.L.D. zerstört und dafür gesorgt, dass jetzt alle gegeneinander kämpfen. Das hat natürlich Auswirkungen für die anderen Filme – allerdings kommen bei weitem nicht so viele Auswirkungen aus den anderen Filmen zu uns zurück.
FILMSTARTS: Aber selbst wenn ihr nicht so eng mit den Machern der anderen Filme zusammenarbeitet, wie genau habt ihr die Rezeption von „Ant-Man“ verfolgt – er wird ja schließlich auch in eurem Film auftreten? Ist euch ein Stein vom Herzen gefallen, dass er so gut angekommen ist?
Stephen McFeely: Ja, es war toll! Aber beim Schreiben war es auch ziemlich merkwürdig, denn wir haben Szenen für diesen Charakter geschrieben, dessen Film wir noch nicht kannten. Als wir dann nach und nach immer mehr von „Ant-Man“ zu sehen bekamen, hat das natürlich auch die Figur in unserem Skript beeinflusst, weil wir dann etwa erkennen konnten, dass dieser Ant-Man bestimmte Sachen so einfach nicht sagen würden.
FILMSTARTS: Was war für euch die größte Herausforderung bei diesem Skript?
Christopher Markus: Es gab einige Dinge, bei denen es ziemlich schwer war, innerhalb des ganzen Studios einen Kompromiss zu erzielen. Zum Beispiel als es darum ging, ob und wie schnell der zentrale Konflikt wieder aufgelöst werden soll: Wir wollten auf keinen Fall, dass die Helden nach der Hälfte des Films auf einmal feststellen, wie unnötig ihr Streit doch ist und dass sie doch lieber gemeinsam einen anderen Bösewicht bekämpfen sollten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch welche, die glauben, dass das Publikum nur sehen will, wie Superhelden gegen einen Bösewicht kämpfen – und dass solche Zuschauer das Konzept von „Civil War“ eher abschrecken würde. Mein Argument ist dann immer, dass jeder Zehnjährige seine Actionfiguren gegeneinanderschlägt – es gibt keine größere Erfüllung in Superheldenfilmen als zwei Superhelden, die gegeneinander antreten. Da mussten wir mitunter aber schon einiges an Überzeugungsarbeit leisten.
FILMSTARTS: Wie sehr hat es euch geholfen, dass der Fight zwischen Iron Man und dem Hulk in „Avengers: Age Of Ultron“ so gut angekommen ist?
Christopher Markus: Das hat uns definitiv sehr geholfen. So konnten wir zeigen, wie viel Spaß ein solcher Kampf machen kann.
FILMSTARTS: Wie schreibt ihr zu zweit an einem Drehbuch?
Christopher Markus: Es ist wie beim Ultimate Fighting. Wir gehen in einen Käfig, schließen den Käfig… Aber im Ernst, wir planen den Plot sehr ausführlich, denn das ist der härteste Teil, weil immer wieder verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. Wenn wir uns erst einmal in allen Punkten geeinigt haben, zerlegen wir den Film, jeder schreibt seine Teile und dann fügen wir es wieder zusammen. Anschließend lesen wir alles noch Tausendmal, bis wir schließlich ein funktionierendes Skript in den Händen halten.
FILMSTARTS: Als nächstes stehen für euch die Drehbücher zu den beiden „Avengers: Infinity War“-Filmen an. Wisst ihr schon, in welchem Jahr ihr frei seid, mal wieder etwas zu schreiben, das nichts mit Marvel zu tun hat?
Stephen McFeely: Na ja, wir könnten ja jederzeit gefeuert werden, also… (lacht)
Christopher Markus: Wenn wir unseren Vertrag bis zum Ende erfüllen, sind wir irgendwann 2019 damit durch. Das kann schon überwältigend sein, ist auf der anderen Seite aber auch so, als hätte man einfach einen ganz normalen festen Job.
„The First Avenger: Civil War“ startet am 28. April in den deutschen Kinos!