Erst kürzlich bekräftigte Quentin Tarantino seinen Plan, insgesamt zehn Filme drehen zu wollen. Nach „The Hateful 8“ blieben somit also noch zwei, auf die sich seine Fans freuen dürften. Sollte er dabei die Qualität seines kurz nach dem Bürgerkrieg angesiedelten Western halten, könnte er seine Karriere gar mit einem Paukenschlag beenden – das lässt zumindest ein großer Teil der ersten Kritiken vermuten.
Guardian-Kritiker Peter Bradshaw spricht von einem „Meisterwerk alter Schule“. Tarantino habe einen weiteren atemberaubend stylischen und cleveren Film geschaffen, intim und doch irgendwie seltsam gigantisch. „Wieder einmal versprüht er sein ganz eigenes, ungesund verrückt-lustig-gewalttätiges Lachgas im Kino, damit wir es einatmen.“ Besondere erwähnt Bradshaw Tarantinos Qualitäten als Autor, der „ausladende Dialogszenen verherrlicht, für die andere Filmemacher nicht die nötige Aufmerksamkeitsspanne besitzen.“ Voll des Lobes kommt er zu dem Schluss: „‚Thriller‘ ist eine generische Bezeichnung, die ihre Kraft verloren hat. Aber ‚The Hateful 8‘ ist voller Thrill.“
Ähnlich positive Worte findet Ignatiy Vishnevetsky von A.V. Club, wobei er vor allem die politischen Dimensionen des Films hervorhebt. Bei dem Western handele es sich um Tarantinos Beitrag zum hintergangenen Versprechen Amerikas: „eine abartige Schau von sadistischen Männern, die sich mit falschen Beweggründen trösten.“ Dabei sieht er „The Hateful 8“ nicht nur in der Tradition von u.a. Sam Peckinpahs Werken, denn er habe [dramaturgisch] ebenso viel mit John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ gemein.
Auch für Variety-Autor Peter Debruge sind Tarantinos inszenatorische und schreiberische Vorzüge unbestritten, allerdings stört er sich an den Auftritten einiger Schauspieler. Walton Goggins, der in nahezu allen anderen Rollen überzeichnet wirke, füge sich erstaunlich gut in das Ensemble ein – ganz im Gegensatz zu Tim Roths Figur Oswaldo Mobray. Zudem bezeichnet er Channing Tatum als „fehlbesetzt“. Die Darstellerleistungen von Samuel L. Jackson, Kurt Russell sowie Jennifer Jason Leigh, die die denkwürdigste der neuen Figuren erschaffe, lobt er wiederum.
Todd McCarthy widmet sich in seiner Kritik für The Hollywood Reporter indes ausgiebig Tarantinos Entscheidung, „The Hateful 8“ im 70mm-Format umzusetzen. Diese Erfahrung lohne sich für jeden, der herausragende Bilder auf der großen Leinwand liebe. Dennoch lässt er anklingen, dass es in Tarantinos Filmographie durchaus Einträge gibt, denen dieses Format besser zu Gesicht gestanden hätte – allen voran „Kill Bill: Vol. 1“.
Etwas distanzierter als andere Kritiker gibt sich auch Alonso Duralde von The Wrap. Er kritisiert – im Hinblick auf Zuschauer, denen etwa die Gespräche in „Death Proof“ oder „Reservoir Dogs“ zu lang waren – die Gewichtung von Action und Dialogen. Seiner Ansicht nach geht „The Hateful 8“ eher in die Richtung von Agatha Christie als Sergio Leone.
Eine der wohl negativsten Stimmen stammt von Entertainment-Weekly-Autor Andrew Cooper, der „The Hateful 8“ im besseren Mittelmaß verortet. Zum ersten Mal habe er bei einem Tarantino-Film etwas gespürt, das einer Enttäuschung nahekomme. Dem Kult-Regisseur mangele es diesmal an Ideen, so rechtfertige die spärliche Geschichte weder die dreistündige Spielzeit noch den Einsatz des 70mm-Formats. Bisher ist diese Stimme aber eine große Ausnahme und zum Beispiel auf der Sammelseite metacritic.com die einzige Kritik, die nicht als „positiv“ eingestuft wird.
„The Hateful 8“ startet am 28. Januar 2016 in den deutschen Kinos.