Was sind eigentlich verstörende Filme? Der eine denkt womöglich direkt an Werke, die einfach zu krass sind, um sie überhaupt auf die Menschheit loszulassen, die ungekürzt niemals auf Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+ laufen würden, nicht einmal eine FSK-Freigabe bekommen und stattdessen auf dem Index landen oder sogar beschlagnahmt werden.
Doch das Feld ist weiter. Es muss nicht immer eine Splatter-Schlachtplatte sein, die einem vor den Kopf stößt, nicht immer ein kultiger Serienkiller, der seine Opfer brutal abschlachtet. Oft genügen irre Ideen, bei denen man sich selbst nur fragt, wie jemand überhaupt auf so etwas kommen kann, damit das Publikum im Kino die Hände vor dem Gesicht zusammenschlägt, weil es – wie es der Titel unseres Specials erfordert – verstört ist. Auch einfach nur schonungslose Geschichten, die so nah an der schrecklichen Realität sind, dass es besonders weh tut, können verstören.
Dass Filmemacher praktisch unendlich viele Möglichkeiten haben, um ihrem Publikum den Boden unter den Füßen wegzureißen, zeigt unsere Liste der verstörendsten Filme aller Zeiten. Neben Meisterwerken wie David Lynchs surrealem Vaterschafts-Albtraum „Eraserhead“ und dem französischen Terror-Schocker „Martyrs“ erwarten euch historisch angehauchte Skandalfilm-Klassiker wie „Men Behind The Sun“ und „Die 120 Tage von Sodom“ und jede Menge weitere Tabubrecher zwischen Kotze („Slaughtered Vomit Dolls“), Vergewaltigung („Irreversibel“) und sogar tatsächlich getöteten Tieren („Nackt und zerfleischt“).
Ihr habt euch schon immer gefragt, wie viel ihr aushaltet? Mit den folgenden filmischen Grenzerfahrungen servieren wir euch 25 Wege, um es rauszufinden.
Die verstörendsten Filme aller Zeiten – Platz 25:
Mulholland Drive (2001)
Regie: David Lynch
Mit: Naomi Watts, Laura Harring, Justin Theroux
„Mulholland Drive“ ist ein fast schon klassischer Film von Regie-Exzentriker David Lynch, bei dem man sich nie zu sicher fühlen darf oder sollte. Ein zügellos-verspielter Film über Obsession, Sex und Gewalt, der mit seiner verschachtelten Struktur Fragen über Fragen aufwirft – nur um am Ende weit weniger Antworten zu geben, als dem Publikum lieb ist.
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Lynch lässt die Geschichte um die unbedarfte Betty aus der Provinz, die in Hollywood groß rauskommen will, immer weiter in den Wahnsinn entgleiten – und wirft dabei jede Menge Fragen auf, während er einen immer tiefer in einen albtraumhaften Schlund zieht, aus dem kein Entkommen zu geben scheint. Was steht in dem schwarzen Buch, das drei Menschen das Leben kostete? Was hat es mit dem fiesen Zwerg auf sich? Warum ist der junge Mann im Coffee-Shop zu Tode geängstigt? Und was hat eigentlich die Kellnerin Diane mit all dem zu tun?
Die verstörendsten Filme aller Zeiten – Platz 24:
Parasiten-Mörder (1975)
Regie: David Cronenberg
Mit: Barbara Steele, David Cronenberg, Paul Hampton
In einem Appartementkomplex verbreiten sich wurmartige Parasiten rasend schnell, indem sie erst den Sexualtrieb ihrer Wirte steigern, um dann während des Aktes auf ein neues Opfer überzuspringen. Während die Bewohner des Hauses es aber treiben wie die Karnickel, dürfte sich die Lust beim Publikum allerdings in Grenzen halten – denn sich schleimig-blutige Parasiten beim Geschlechtsverkehr einzufangen, dürfte nur die wenigsten Zuschauer*innen antörnen…
Zu diesem Film haben wir leider keinen Kauf-Link.
Der Durchbruchsfilm des Body-Horror-Experten David Cronenberg ist ein grandios-ekelhafter Schocker, der seinerzeit als erfolgreichster kanadischer Film in die Geschichte einging. Verstörend ging es bei „Parasiten-Mörder“ übrigens auch hinter der Kamera zu: Da Schauspielerin Susan Petrie für eine Szene nicht auf Anhieb weinen konnte, beschloss Regisseur Cronenberg, mit Zwiebeln nachzuhelfen. Die Aufnahmen misslangen dennoch, sodass Petrie dem Filmemacher schließlich erlaubte, ihr ins Gesicht zu schlagen. Nachdem ihr Gesicht nach einigen Wiederholungen von den Schlägen ganz taub war, musste sich Cronenberg am Ende aber dennoch mit Einstellungen zufriedengeben, die ihm eigentlich noch immer nicht gefielen. Method-Acting der verstörendsten Sorte!
Die verstörendsten Filme aller Zeiten – Platz 23:
Uhrwerk Orange (1971)
Regie: Stanley Kubrick
Mit: Malcolm McDowell, Patrick Magee, Michael Bates
Haben der Staat und die Gesellschaft das Recht, kriminelle Gewalt durch Gegengewalt zu brechen – und Verbrechern sogar ihren eigenen Willen zu nehmen? Genau das passiert Alex DeLarge, der mit seinen Kumpels in der Korova Milchbar abhängt und überlegt, was sie aus ihrem Tag machen könnten. Schließlich überfällt die Bande ein Ehepaar – der Mann wird übel zusammengeschlagen, die Frau vergewaltigt.
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Stanley Kubricks bitterböse Satire „Uhrwerk Orange“ aus dem Jahr 1971 spielt in der damaligen Zukunft 1983. Das Verstörende: Kubrick inszeniert die brutal-abstoßende Gewalt als virtuoses Ballett, er unterlegt schreckliche Taten wie die Vergewaltigung mit klassischer Musik und sentimentalen Klassikern – und legt die moralische Verwundbarkeit der Gesellschaft am Ende nicht nur schonungslos, sondern vor allem erschreckend einleuchtend frei.
Die verstörendsten Filme aller Zeiten – Platz 22:
Funny Games (1997)
Regie: Michael Haneke
Mit: Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch
In Michael Hanekes „Funny Games” schleicht sich der Horror auf leisen Sohlen an. Alles beginnt mit einer ganz normalen Familie, die zum Urlaub an ihr Haus am See fährt. Dort angekommen, scheint alles wie immer. Das Wetter lädt zum Schwimmen ein und zwei junge Herren aus der Nachbarschaft fragen nach Eiern. Die Familie kennt die beiden zwar nicht, aber hilft natürlich gerne aus…
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Doch es dauert nicht lange, bis die beiden Fremden ihr wahres Gesicht zeigen: Sie bringen die Familie mit einem perfiden Spiel in ihre Gewalt. Und während es anfangs noch ganz so scheint, als ließen sich die Eindringlinge womöglich doch noch abwimmeln, geht es schon bald nur noch darum, möglichst schmerzlos zu sterben. Und wenn dann doch mal ein Hoffnungsschimmer am Horizont auftaucht, lässt einen Regisseur Haneke einfach die bedingungslose Macht spüren, die er über sein Publikum hat.
Die verstörendsten Filme aller Zeiten – Platz 21:
Mann beißt Hund (1992)
Regie: Rémy Belvaux, André Bonzel, Benoît Poelvoorde
Mit: Benoît Poelvoorde, Jacqueline Poelvoorde Pappaert, Nelly Pappaert
„Mann beißt Hund“ ist nicht nur einer der bekanntesten belgischen Filme überhaupt, sondern auch einer der berühmtesten Studentenfilme aller Zeiten und einer der Indie-Hits der 90er – der für seine Veröffentlichung in den USA sogar die seltene Erwachsenenfreigabe NC-17 erhielt.
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Die bitterböse und im Stil eines Dokumentarfilms gedrehte Mediensatire dreht sich um ein Kamerateam, das eigentlich nur eine Doku über einen Serienmörder, einen gewalttätigen Selbstdarsteller drehen will. Doch je länger die Dreharbeiten dauern, desto mehr geraten sie außer Kontrolle. Und spätestens als der Killer dann auch noch bestialisch zu meucheln beginnt und die Kamera weiter voll drauf hält, werden die Beobachter zu Mittätern – und halten damit auch ihren Zuschauer*innen den Spiegel vor.
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An diesem Special mitgearbeitet haben auch noch: Christoph Petersen, Carsten Baumgardt, David Herger und Julius Vietzen.
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