Wer trägt die Schuld daran, dass „Fantastic Four“ an den US-Kinokassen enttäuschte und sowohl von Zuschauern als auch Kritikern (siehe auch die FILMSTARTS-Kritik) abgestraft wird? Fox, das Studio, welches den Film bezahlt hat und wohl immer wieder Änderungswünsche hatte? Oder Josh Trank, der als Regisseur für die Inszenierung zuständig war, sich am Set keine Freunde gemacht haben soll und kurz vor Kinostart via Twitter schlechte Stimmung gegen den eigenen Film machte? In den USA läuft diese Schuldfragen-Diskussionen immer weiter und die Kollegen des Hollywood Reporter haben nun neue Details ans Licht gebracht.
Bisher kamen vor allem Josh Trank nahestehende Personen zu Wort, die über die Knüppel sprachen, die Fox dem Regisseur angeblich zwischen die Beine geworfen hat. So wurde angeblich das Drehbuch erst in letzter Sekunde vom Studio bewilligt, so dass Sets und Kostüme unter Zeitdruck hergestellt werden mussten. Nun dringen aber nach und nach mehr Informationen ans Licht, die Trank in ein schlechteres Licht rücken.
Auslöser ist dessen nach wenigen Minuten wieder gelöschter, aber trotzdem um die Welt gegangener Tweet, in dem dieser den eigenen Film direkt zum US-Kinostart kritisierte (und damit nach Expertenmeinung das Einspielergebnis noch einmal massiv drückte). Bis zu diesem Tweet wollte man bei Fox wohl weiter Stillschweigen über die schwierige Produktion halten, nachdem Gerüchte, dass es massive Probleme am Set zwischen Regisseur auf der einen sowie Cast und Crew auf der anderen Seite gegeben habe, nicht kommentiert wurden. Laut dem Hollywood Reporter wollte man bei Fox sich eigentlich an ähnlichen Beispielen aus der Filmgeschichte orientieren. Erwähnt werden „Die Bourne Identität“ und „Mr. & Mrs. Smith“, die beide von Doug Liman inszeniert wurden. Dort kam es jeweils ebenfalls zum Streit, der zu massiven Änderungen durch das Studio gegen den Willen des Regisseurs führte. In beiden Fällen wurde keine große öffentliche Debatte zum Kinostart darüber geführt. Die Filme überzeugten an den Kinokassen und das Image des Regisseurs blieb intakt – ganz anders nun bei „Fantastic Four“.
Und so gibt es nun nach den Vorwürfen des Regisseurs und seines Umfelds an das Studio viele Details zu Josh Tranks angeblichen Fehlern. Die kommen natürlich nicht von Fox direkt, wo man laut des Hollywood Reporters weiterhin jede Stellungnahme zu dem Film verweigert, sondern aus dem Umfeld der Produktion. Dabei heißt es, der Regisseur habe sich komplett abgeschottet. Er habe sogar während des Drehs ein schwarzes Zelt um sich und seinen Monitor gebaut. Er habe jedes Hilfeangebot verweigert. Er habe kaum mit seiner Umwelt kommuniziert – mit einer Ausnahme: Im Gegenzug dazu redete er nämlich zu viel mit den Hauptdarstellern und habe diese mit seinen Anweisungen entnervt. Er habe ihnen sogar vorgegeben, wann sie in einer Szene zu blinzeln haben und versucht, die Darstellungen so „flach wie möglich“ zu machen.
Bei den Kollegen von HitFix wird die Schuld so auch ganz klar auf Trank geschoben. Fox habe nach ihren Informationen alles getan, um dem Regisseur den Film zu ermöglichen, den er machen wollte. Man ihm die Crew gegeben, die er wollte. Man habe immer wieder versucht, ihm zu helfen und erst am Schluss habe man sich entschieden, den Film zu ändern, dabei aber so viel wie möglich von Tranks Vision behalten. Dabei hätte es sogar interne Überlegungen gegeben, den Film komplett zu streichen und überhaupt nicht zu veröffentlichen.
Die Quellen des Hollywood Reporters sehen aber trotzdem nicht die alleinige Schuld bei Trank. Dieser trage einen Großteil der Schuld, aber Fox habe auch Fehler gemacht. Das Projekt sei aus den falschen Gründen entstanden. Es ging nur darum, die Rechte an den „Fantastic Four“ zu behalten. Daher seien überstürzte Entscheidungen gefallen. Dies sei auch der Grund gewesen, warum Fox Josh Trank nicht einfach gefeuert habe, als sich früh die Probleme abzeichneten. Man wollte keinen neuen Regisseur noch einmal bei Null anfangen lassen müssen und damit Gefahr laufen, dass zu viel Zeit verstreicht und die Rechte zurück an Marvel fallen. Irgendwann sei es dann leider einfach zu spät gewesen, um den Regisseur noch zu ersetzen.
Als größtes Fiasko bei „Fantastic Four“ wird immer das Ende genannt. Die Gründe dafür liegen laut den Quellen des Hollywood Reporters auf der Hand. Das Ende wurde neu gedreht. Josh Trank blieb zwar daran beteiligt, war aber weitgehend kaltgestellt, weil die Produzenten Simon Kinberg und Hutch Parker nun das Sagen hatten. Einige Quellen berichten dem Branchenmagazin sogar, dass Drew Goddard, der sich durch „World War Z“ mit Last-Minute-Ende-Nachdrehs auskennt, zusätzlich als Teil eines Rettungsteams an Bord geholt wurde. Das größte Problem konnte aber keiner lösen: Die Darsteller hatten keine Zeit mehr für gemeinsame Nachdrehs. So seien viele Szenen mit Doubles gedreht worden. Miles Teller wurde zudem ganz alleine vor einem Green-Screen gefilmt und dann in den Film geschnitten.
Dass Josh Trank nun aber wegen des komplett geänderten Endes zu seiner Schimpftirade via Twitter ansetzte, kann scheinbar niemand aus dem Umfeld der Produktion verstehen Der allgemeine Konsens aller sei: Ob man das Originalende von Trank oder das neue, nun verwendete Ende besser finde, sei natürlich pure Geschmackssache. Aber ganz eindeutig ist: Keines von beiden sei auch nur annähernd gut…
Trotz des Misserfolgs von „Fantastic Four“ bislang soll die schon vorab angekündigte Fortsetzung übrigens kommen. Wie HitFix plant, will Fox „Fantastic Four 2“ auf jeden Fall weiterhin machen. Allerdings könne es sein, dass dieser nicht bereits 2017 erscheint, wie ursprünglich einmal angekündigt. Möglicherweise will Fox etwas mehr Zeit zwischen den Filmen verstreichen lassen.