Titel: Invisible, Inc.
Genre: Stealth-Action, Rundenstrategie
VÖ-Termin: 12. Mai 2015
Altersfreigabe: keine Angabe
Plattformen: PC, PS 4
Entwickler: Klei Entertainment
Der FILMSTARTS-Gaming-Tipp für... strategische Superspione!
Lange bevor das Echtzeitstrategiespiel „Starcraft“ nicht nur zum König des Genres aufstieg, sondern nicht zuletzt in Südkorea zu einem E-Sport-Massenphänomen wurde, begeisterte eine andere Sorte Spiel die Taktiker unter den Gamern. In ihm wurden keine Städte und Basen gebaut oder Armeen hochgezüchtet, um Kriege auszufechten. Titel wie „Syndicate“ oder „X-Com“ schickten vielmehr Teams aus Spezialagenten auf Missionen, um geheime Stationen zu infiltrieren, gefährliche Informationen zu stehlen oder außerirdische Lebensformen durch Sabotage an der Invasion zu hindern. Der Reboot „X-Com – Enemy Unknown“ des kultigen Franchise vermochte vor fast drei Jahren das totgeglaubte, rundenbasierte Team-Strategie-Genre wiederzubeleben und bereitete Indie-Entwickler Klei Entertainment das Feld: „Invisible, Inc.“ vereint die Tugenden seiner spirituellen Vorgänger mit einer Wagenladung frischer Ideen und Spielmechaniken, die gekonnt altehrwürdige Genremängel umschiffen und stetig frischen Wind bringen. Die grafische Stilsicherheit und die klare, durch einfache aber interessante Charakter transportierte Story pointiert den immer wieder motivierenden Spielkern auf meisterliche Weise: Infiltrieren, Lokalisieren, Exterminieren, Extrahieren!
Der 1993er-Vorfahre „Syndicate“ von Entwicklerkoryphäe Peter Molyneux vererbte „Invisible, Inc.“ nicht nur zahlreiche Spielmechaniken, sondern auch im weitesten Sinne sein Thema: In der Zukunft – genauer gesagt im Jahr 2074 – wird die Welt von Superkonzernen regiert, die private Spionage-Agenturen gegeneinander einsetzen. Zu Beginn des Spiels wird die eigene Agentur von fremden Soldaten angegriffen und ein Großteil der eigenen Agenten und Ressourcen wird vernichten. Obendrein bleiben dir oder vielmehr Chefin Gladestone nur 72 Stunden, um die künstliche Intelligenz und Firmensoftware „Incognita“ vor der endgültigen Zerstörung zu bewahren – was auch das Ende aller Agenten bedeuten würde. In diesem eingeschränkten Zeitfenster müssen nun also Missionen unternommen, weiteres Personal, Equipment und Gelder akquiriert sowie empfindliche Informationen über den Feind gewonnen werden, um vor Ablauf der Zeit zurückschlagen zu können. Im Einsatz getötete Agenten bleiben für immer verloren – oder besser gesagt, bis das Spiel gewonnen ist und ein neuer Durchgang beginnen kann. Denn „Invisible, Inc.“ ist obendrein eine Art Rogue-Like wie „The Binding of Isaac“ oder „Rogue Legacy“, besteht sein großer Mehrwert doch in der Wiederspielbarkeit: Mit jedem Durchgang stehen mehr freigespielte Figuren und Gadgets bereit, die Experimente und mehr spielerischen Tiefgang erlauben. Außerdem werden die Missionslevels mit jedem neuen Durchgang neu berechnet und erstellt, sodass niemals dieselbe Basis erforscht werden muss (oder kann). Vielfältige Einstellungsmöglichkeiten für den Schwierigkeitsgrad erlauben zusätzlich ein jeweils komplett auf die eigenen Präferenzen und Herausforderungswünsche abgestimmtes Spielerlebnis.
Und das meint der Filmkritiker in uns...
Von der Tyrell Corporation in „Blade Runner“ bis zur Weyland-Yutani Corp. in „Alien“ – die Klassiker des Sci-Fi-Genre zeichnen das Bild einer Hightech-Zukunft, die tendenziell nicht mehr von Nationalstaaten, sondern von größenwahnsinnigen Megafirmen kontrolliert wird. Zu gewaltigen, gesichtslosen, kaum noch von Gesetzen eingeschränkten Industriekonglomeraten verschmolzen, kennen sie nur das egoistische Interesse des Konzerns und gehen dafür über Leichen. Selbst Spionageagenturen, die in ihrem Auftrag arbeiten, sind nicht vor ihrem Zugriff sicher. Die Informationen über Kontaktpersonen, Maulwürfe und Feldagenten sind unbezahlbar und wie in „Mission Impossible – Phantom Protokoll“ kann der richtige Datenstick in den falschen Händen den Tod dutzender Menschen bedeuten. Ein Vergleich, der nicht sofort auf der Hand liegt, lässt sich auch noch zu „3 Engel für Charlie – Volle Power“ ziehen: Gut die Hälfte der Agenten von „Invisible Inc.“ ist weiblich und bietet mit der Martial-Arts-Expertin und Scharfschützin namens Nika oder der Tech-Spezialistin und Distanz-Hackerin namens Internationale mehr Frauenpower, als wir es vom Spionage-Genre gewohnt sind. Die weibliche Persona der für den Fortbestand der Organisation essenziellen künstlichen Intelligenz ‚Incognita‘ sowie die Operationsleitung durch Chefin Gladstone rundet das Bild eines modernen, auf das zukünftige mediale Gleichgewicht der Geschlechter ausgerichteten Spiels eindrucksvoll ab.
Ein Spiel für Fans folgender Filme:
Fazit: Sowohl Rogue-Likes-Games als auch Rundenstrategietitel sind in der Regel nicht unbedingt für Otto-Normal-Gamer gedacht. Wer jedoch auf diese Genres abfährt, wird hier ihre vorerst ideale Kombination vorfinden. Alle anderen sollten sich auf ein taktisch anspruchsvolles Spiel gefasst machen, das auch nach der hundertsten Mission noch Überraschungen bereithält.