LG-Fernseher mit WebOS (reloaded):
Ein abgeschriebenes Betriebssystem rettet die Smart-TVs
Viele SmartTVs sind ja leider gar nicht so smart. Stattdessen schwächeln sie bei der Bedienung und neigen zu langsamen Reaktionen aufgrund fehlender Rechenleistung. LG stockt die Prozessorpower aktueller Fernseher daher stark auf und nutzt dazu ein fast perfekt geeignetes Betriebssystem: WebOS. Dieses wurde ursprünglich von den PDA-Pionieren von Palm entwickelt, dann mitsamt Palm von HP gekauft, kurz für Tablets und Smartphones genutzt und dann sang- und klanglos abgewickelt. LG erwarb die Reste des einst hochgelobten Betriebssystems und bastelt es nun in die hauseigenen Fernseher. Keine schlechte Idee wie wir finden.
Was habe ich als Filmfan davon: Endlich ein hübsches und sinnvoll nutzbares TV-Betriebssystem! Wo andere Hersteller mit kruden Eigenentwicklungen arbeiten und sich in schlecht durchdachten Nutzeroberflächen, langsamen Java-Anwendungen und hirnerweichenden Bedienkonzepten verheddern, erscheint WebOS wie ein echter Segen. Tatsächlich waren auch die Smart-Fernseher von LG vor WebOS kaum für Internet und Apps nutzbar, zu langsam und zu unflexibel waren die dort eingesetzten Java-Anwendungen. Nutzer fühlten sich an selige 16-Bit-Heimcomputerzeiten zurückerinnert – und zwar ohne den wohligen Nostalgieschauder, sondern einfach nur völlig frustriert.
WebOS hingegen wirkt durchdacht und lässt sich angenehm bedienen. Internetseiten ruckeln auf den neuen LG-Fernsehern nicht mehr vor sich hin, Programme starten schnell und auch der Wechsel in die Smart-Funktionen zerrt nicht mehr an den Nerven. Die neue WebOS-2.0-Plattform bietet zudem Funktionen wie „MyChannels“, mit der die Hauptmenüleiste bequem angepasst werden kann, um einen schnellen Zugriff auf die Lieblingskanäle zu gewährleisten. So bringt es dann auch richtig Spaß, sich neben dem geschauten Film zusätzliche Infos in einem separaten Fenster einblenden zu lassen oder ein wenig im Internet zu surfen. Bedient wird die Oberfläche idealerweise mit der neuen Magic Remote von LG, die auch kleine Handgelenks-Bewegungen umsetzen kann. Mehr und mehr stellt LG seine Fernseher auf WebOS um, allerdings ist es ratsam, auf ein aktuelles Gerät zu setzen. Ältere Modelle verfügen noch über zu wenig Rechenleistung, um ein wirklich geschmeidiges Smart-Gefühl zu erzeugen.
Weitere Infos für Technikverrückte: Mit WebOS 2.0 hat LG die Smart-TV-Performance gegenüber älteren TV-Geräten um bis zu 70% verbessert. Zudem ist nun mit Netflix ein Partner an Bord, der in Zukunft auch 4K-Streams übertragen wird. Neben der optimierten Software hat LG auch die Hardware beschleunigt (weshalb ein WebOS-Update bei älteren Geräten keine Geschwindigkeitswunder vollbringen kann): DualCore-Prozessoren gehören schon bei der Einstiegsklasse der neuen Geräte zur Standardausstattung, Topmodelle werden mit noch schnelleren Prozessoren ausgeliefert.
Während WebOS dank offensichtlicher Fehlentscheidungen bei HP keine Zukunft hatte, ist dem Betriebssystem unter LG ein zweiter Frühling vergönnt. Mit der Tablet-Oberfläche hat WebOS zwar nichts mehr gemeinsam, dafür haben sich Smart-TVs noch nie so intuitiv und flüssig bedienen lassen. Chapeau LG, weiter so!