Bereits 2013 sorgte das Annenberg Public Policy Center mit einer Studie für Aufsehen, in der die Forscher herausfanden, dass die Gewaltszenen in jugendfreien Filmen sich in den vergangenen Jahren vervielfacht haben. In einer weiteren Studie wollten die Forscher nun herausfinden, warum dies so ist. Dabei entdeckten sie, dass mit zunehmendem eigenem Konsum von Gewalt in Filmen Eltern schneller bereit sind, diese Filme früher ihren Kindern zu zeigen, also zu einer niedrigeren Altersfreigabe tendieren. Die Folgerung: Die Gewalt in jugendfreien Filmen hat also nur deswegen zugenommen, weil durch das Mehranschauen von gewalttätigen Filmen diese leichter eine Jugendfreigabe bekommen als früher.
Für ihre Studie zeigten die Forscher Eltern drei Filmszenen-Paare, die Gewalt oder Sex beinhalteten. Wer nur den ersten Clip gesehen hat, war bei einem Auschnitt mit einer Gewaltszene im Durchschnitt der Meinung, dass ein Film mit solchem Inhalt ab 16,9 Jahren freigegeben sein sollte. Bei einer Sex-Szene lag der Altersfreigabevorschlag mit im Schnitt 17,2 Jahren nur leicht höher. Nach dem Anschauen aller sechs Gewalt- und Sexszenen waren die Eltern plötzlich spürbar desensibilisiert. Nun schienen sie die Darstellung von Gewalt und Sex nicht mehr als so stark jugendgefährdend zu empfinden. Im Schnitt plädierten sie nun für eine Altersfreigabe von 13,9 Jahren bei den Gewaltszenen und von 14 Jahren bei den Sexszenen. Schon mit nur leicht steigendem eigenem Konsum waren Eltern also plötzlich bereit, dieselben Szenen drei Jahre früher Kindern zu zeigen.
Die Forscher folgern daraus, dass die Jugendlichen von heute, die nun schon viel früher Gewaltszenen (und auch Sexszenen) sehen, auch ihrerseits als Eltern für noch niedrigere Altersfreigaben plädieren werden und sich so die Grenze in Zukunft noch weiter nach unten verschieben wird. Die von der amerikanischen Altersfreigabebehörde MPAA mit der Bewertung beauftragte Tochterorganisation CARA setzt für die Einstufung Gremien mit immer acht bis dreizehn Personen ein, die zwingend Eltern eines Kindes im Alter von fünf bis siebzehn Jahren sein müssen. So soll gewährleistet werden, dass die US-Altersfreigabe der Meinung durchschnittlicher amerikanischer Eltern entspricht.