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    Zu viele Verzögerungen und Diskussionen über das Drehbuch sind die Gründe für Edgar Wrights Abschied bei "Ant-Man"

    Dass Regisseur Edgar Wright nicht mehr die Marvel-Comicverfilmung "Ant-Man" macht, kam als große Überraschung am vergangenen Wochenende. Die Brancheninsider vom HollywoodReporter haben nun all ihre Quellen angezapft, um die Hintergründe zu erfahren.

    Marvel Films

    In der neuesten Ausgabe des HollywoodReporters werden zu viele Verzögerungen, immerwährende Diskussionen über das Drehbuch und aus beidem resultierende Abgänge von Mitarbeitern als Ursache für die Trennung von Marvel und Regisseur Edgar Wright bei der Comic-Verfilmung "Ant-Man" genannt. Zudem sei nun trotz der gegenteiligen Beteuerungen von Marvel fraglich, ob ein geplanter Kinostart im Jahr 2015 noch haltbar sei.

    Laut den Quellen des HollywoodReporters rumorte es schon seit Wochen zwischen Marvel und Edgar Wright. Eigentlich habe man am 2. Juni 2014 mit dem Dreh anfangen wollen, doch Marvel-Chef Kevin Feige habe eine Verschiebung angeordnet, um das Drehbuch von Wright und "Attack The Block"-Regisseur Joe Cornish zu überarbeiten. Die Insider des Branchenmagazins bestätigen dabei einen kürzlich veröffentlichten Bericht der Kollegen von LatinoReview. Diese Überarbeiten seien ohne Beteiligung von Wright und Cornish erfolgt. Wright habe erst in der vergangenen, am 19. Mai 2014 gestarteten Woche das neue Drehbuch erhalten und sich sehr kurz darauf entschieden, das Projekt zu verlassen.

    Marvel sei allerdings schon zuvor mit Wright unzufrieden gewesen. Obwohl der Regisseur bereits seit 2006 an "Ant-Man" arbeitete und Marvel-Chef Kevin Feige noch 2013 verriet, dass man den Film eigentlich nur mache, weil Wright so eine starke Vision dazu habe, gab es immer Meinungsverschiedenheiten.

    Laut den Insidern habe auch die Entwicklung von Marvel einen großen Anteil an der Trennung. 2006, zu Beginn der Zusammenarbeit, sei Marvel noch sehr klein gewesen, zudem unabhängig. Nun gehört Marvel zu Disney, hat zudem Hit um Hit abgeliefert. Die Firma sei größer als der einzelne Regisseur, Marvel-Chef Kevin Feige als eine Art Showrunner / Über-Chefautor sei der tonangebende Mann. Dies führte bereits in der Vergangenheit zu Streitereien mit Filmemachern wie Kenneth Branagh, der bei der Post-Produktion von "Thor" mehrfach mit Marvel aneinandergeriet, oder mit Patty Jenkins, die bei "Thor 2" wieder gefeuert wurde.

    Dies sei nicht unbedingt negativ zu sehen, so die Kollegen. Marvel habe eine klare Vision für alle Filme, ein starker Filmemacher mit einer anderen Sicht könne da querschießen. Eine Insiderquelle des HollywoodReporters fasst es so zusammen: "Sie wollen keinen, der zu sehr die Stimme erhebt und zu viele eigene Visionen hat. Leute, die dort nie gearbeitet haben, verstehen nicht, wie man dort vorgeht, aber wenn man ihnen [Marvel] vertraut, liefern sie erstaunliche Ergebnisse."

    Dies alles habe dazu geführt, dass es immer wieder Verzögerungen bei der Arbeit an "Ant-Man" gegeben habe. Dazu seien dann immer wieder neue Überarbeitungen des Skripts erfolgt, erst durch Wright und Cornish, später durch die anderen Autoren – mit dem bekannten Ergebnis.

    Zudem sehe es nun nicht rosig für das Projekt aus. Seitdem klar sei, dass auch der neue Drehbeginn am 28. Juli 2014 nicht zu halten sei, hätten sich mehrere Mitarbeiter der Crew verabschiedet, um sich anderen Projekten zu widmen. Es muss also nicht nur schnellstmöglich ein neuer Regisseur gefunden werden, sondern auch viele Leute ersetzt werden, die im Hintergrund werkeln. Bei Marvel ist man nach außen hin trotzdem weiter davon überzeugt, dass der geplante Kinostart am 17. Juli 2015 in den USA und am 27. August 2015 in Deutschland eingehalten wird.

    Edgar Wright hat sich bislang übrigens immer noch nicht öffentlich geäußert und auch auf Nachfragen der Kollegen vom HollywoodReporter jeglichen Kommentar verweigert. Seine einzige kurzzeitige Meinungsbekanntgabe war ein Bild auf Twitter, das er aber sofort wieder löschte. Mit dem Wort "Selfie" versehen, postete er ein Bild von Stummfilmkomikerlegende Buster Keaton, in der dieser ein Cornetto-Eis in der Hand hält. Offensichtlich setzt sich der Regisseur, der die sogenannte Cornetto-Trilogie (die Filme "Shaun Of The Dead", "Hot Fuzz" und "The World’s End") erschuf, dabei mit dem Komiker gleich. Wie die Kollegen des HollywoodReporters richtig anmerken, sagt dieser Vergleich einiges aus. Denn Buster Keaton arbeitete lange Zeit unabhängig in der Filmindustrie, bis sein Meisterwerk "The General" zum Kassenflop wurde. Danach musste er bei MGM, also bei einem großen Studio, anfangen - eine Entscheidung, die er später bitter bereute. Auch Edgar Wright könnte heute vielleicht bereuen, dass er seine Unabhängigkeit gegen viele Jahre Arbeit bei einer Firma eingetauscht hat.

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