In einem Hintergrundinterview zu seinem neuen Film "Die zwei Gesichter des Januars" (in Deutschland ab 29. Mai 2014 im Kino) sprach Viggo Mortensen mit den Kollegen des Telegraph auch ausführlich über die "Herr der Ringe"-Trilogie, seinen bisher größten Kinoerfolg. Mit weltweiten Einnahmen zwischen 870 Millionen und 1,1 Milliarde Dollar waren alle drei Filme absolute Mega-Hits. Erahnen habe man das aber nicht können, so Mortensen.
Laut dem Schauspieler sage niemand die Wahrheit, der behaupte, er habe mit einem Erfolg gerechnet. Bevor man im Mai 2001 in Cannes 20 Minuten präsentiert habe, habe niemand eine Ahnung gehabt, wo man stehe. Ganz im Gegenteil: Man habe das Schlimmste befürchtet. Offiziell seien die Dreharbeiten im Dezember 2000 abgeschlossen worden. Peter Jackson habe eigentlich alle drei Filme gemeinsam gedreht, doch Teil 2 und 3 seien zu diesem Zeitpunkt ein einziges Desaster gewesen. Jackson habe schlampig gearbeitet, es sei eigentlich gar nicht richtig fertig gemacht worden. Es habe dann immer mehr und immer massivere Nachdrehs gegeben – Jahr für Jahr aufs Neue. Dafür wurde Peter Jackson, der viel zu viel Geld ausgegeben habe, nur zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt, weil der erste so ein riesiger Erfolg wurde. Ohne den Erfolg des ersten, davon sei er überzeugt, wären Teil 2 und 3 direkt für die Videotheken veröffentlicht worden.
"Der Herr der Ringe – Die Gefährten", der erste Film der Trilogie, sei dann auch der beste Film – wohl auch weil man hier alles auf einmal gedreht habe. Insgesamt sei es aber schon sehr verwirrend gewesen. Es haben immer so viele Teams gleichzeitig gefilmt, dies sei wirklich verrückt gewesen. Zudem sei Peter Jackson zu sehr ein Technik-Geek. Im ersten Teil habe es trotz der Schauwerte noch sehr viel Zusammenspiel von Schauspielern miteinander gegeben und auch mehr richtige Landschaften. Der Film sei auch mutiger. Die Fortsetzung "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" sei schon etwas aufgeblasen und beim dritten Film "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" gebe es dann reichlich Spezialeffekte. Das sei schon grandios und so. Doch alles Subtile, was noch im ersten Film vorhanden gewesen sei, sei bei den Fortsetzungen nach und nach verloren gegangen. Bei den ersten beiden "Hobbit"-Filmen sei dies noch um das Zehnfache schlimmer.
Mit etwas Bedauern schaute Viggo Mortensen dann auch noch auf die Entwicklung der Karriere von Peter Jackson. Dieser sei für ihn eine Art zweiter Ridley Scott geworden. Den habe er bei der gemeinsamen Zusammenarbeit bei "Die Akte Jane" mal gefragt, warum er nicht mal wieder einen kleinen Film wie "Die Duellisten" mache. Und auch bei Peter Jackson sei er sich sicher, dass dieser Mal wieder etwas Intimeres wie "Heavenly Creatures" machen wolle. So habe er mal von einem Film über Neuseeländer im Ersten Weltkrieg geredet. Doch dann habe er "King Kong" gemacht. Als Peter Jackson dann "In meinem Himmel" gemacht habe, habe Mortensen gedacht, dass nun sein kleinerer Film komme. Doch das Problem war dann, dass er einen Film, der 15 Millionen Dollar hätte kosten sollen für 90 Millionen Dollar gedreht habe. Bei Peter Jackson sei der Special-Effects-Geist nun aus der Flasche und habe ihn im Griff. Er glaube aber, dass der Regisseur selbst damit glücklich sei.
Viggo Mortensen ging übrigens nach eigener Aussage den entgegengesetzten Weg. Bis auf "Hidalgo" habe er die unzähligen hoch dotierten Blockbuster-Angebote, die nach "Herr der Ringe" über ihn hereingebrochen seien, abgelehnt und nach Geschichten gesucht, auf die er stolz sein könne.
Der nächste Film von Viggo Mortensen in den deutschen Kinos ist der bereits angesprochene "Die zwei Gesichter des Januars", der am 29. Mai 2014 startet. Nachfolgend noch einmal der Trailer: