Kaum ein Film machte in den letzten Monaten so sehr auf sich aufmerksam wie "Nymph()maniac" des dänischen Skandal-Regisseurs Lars von Trier. Orgasmus-Poster, mit klassischer Musik hinterlegte kurze Clips und ein Trailer, der kaum mehr zeigen könnte – die Marketingkampagne stellt das Thema Sex deutlich in den Vordergrund. Doch wie gut ist der Film über die bekennende Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg)?
Seit gestern dürfen die ersten Kritiker in den USA und in Großbritannien ihre Kritiken zu "Nymph()maniac" veröffentlichen. Und dabei stellt sich besonders eines heraus: Der philosophische Hintergrund ist deutlich wichtiger als die extremen Sexszenen. Die meisten Stimmen sind positiv, allerdings bezweifeln viele, dass der Film für Mainstream-Kinogänger geeignet ist, da das insgesamt vier Stunden umfassende Werk zu sperrig und zu eigenwillig sei.
Hier ein paar Auszüge aus einigen Kritiken:
The Hollywood Reporter: "Es ist das erwartete Hardcore-Portrait des sehr aktiven Sexlebens einer Frau, sondern mit weniger Sex als viele sich vorgestellt oder erhofft hatten. Trotzdem ist der Film nie langweilig und provoziert und stimuliert, allerdings nicht als Antörner, nicht im Geringsten. Im Kern repräsentiert der Film den mühsamen, eigensinnigen, egozentrischen, schonungslosen, frechen Versuch eines intellektuellen, männlichen Künstlers, eine Antwort auf Freuds berühmte Frage 'Was will eine Frau eigentlich?' zu finden."
Variety: "Neben dem gewagten Thema bietet der Film einen humorvollen, aber auch ernsten Einblick in die sexuelle Selbstbefreiung, voller Verweise auf Kunst, Musik, Religion und Literatur, selbst dann, wenn die Aktbilder in die Richtung der Pornographie gedrängt werden. Trotzdem ist die einzige Erregung, die von Trier in dieser gekürzten Version erwecken will, intellektueller Natur und macht diesen philosophisch drastischen Film geeigneter für Cinephile als für die lustgetriebene Menge."
Guardian: "Halt dich an deinem Rücksitz, deiner Bibel oder der Hand eines Freundes fest. Lars von Triers 'Nymph()maniac' verprügelt den Körper und macht die Seele weich. Es ist verblüffend, grotesk und äußerst faszinierend. […] Es mag sensationell sein, es mag sogar vielleicht Kunst sein. Aber ich bin mir nicht sicher, dass es für den öffentlichen Konsum bestimmt ist."
Cineuropa: "Ein faszinierendes Werk, trotz seiner leicht chaotischen Art, mit mehreren verborgenen Nebendeutungen und ein paar sinnlosen Provokationen, die Lars von Trier zum Thema seines angeblichen Antisemitismus eingeschlichen hat. 'Nymph()maniac 1' ist ein weiterer Beweis für die Virtuosität eines Filmemachers, der zwischen dem Fleisch und dem Geist hin- und hergerissen ist; ein gestörter Künstler, der an der chaotischen Grenze zwischen guten und bösen Ideen arbeitet; ein Regisseur, der von der deutschen Metal-Band Rammstein zu den Geräuschen von im Wind knisternden Blättern führen kann."
Time out London: "Lars von Triers wildes, ausuferndes Werk 'Nymph()maniac' ist eine Orgie des Großartigem und des Lächerlichem. […] Chaotisch und nicht wirklich hübsch."
Indiewire: "Lars von Triers neuester Film 'Nymph()maniac' […] ist nicht weniger als der Versuch des Regisseurs, sein Meisterwerk zu erschaffen. 'Nymph()maniac' ist tatsächlich ein großes Werk, das versucht, von Triers Welt, seine Ideen und sein Film-Know-How organisch in einer ausufernden und ambitionierten Kino-Fabel zusammenfassen – und meist gelingt es ihm. Ein bisschen schockierend ist, dass trotz des Themas das stimulierendste Material in 'Nymph()maniac' nicht der explizite Sex ist, sondern wie Sexualität diskutiert und verstanden wird."
Bei uns kommt "Nymph()maniac" zweigeteilt in die Kinos. "Nymph()maniac 1" startet am 20. Februar 2014, "Nymph()maniac 2" folgt am 3. April 2014. Nachfolgend nochmal der Trailer: