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    Cannes-Gewinner "Blue Is The Warmest Colour" sorgt weiter für Wirbel: Stars wollen wegen Dreh der Sex-Szenen nie mehr mit dem Regisseur arbeiten

    Bei den Filmfestspielen von Cannes 2013 begeisterte "Blue Is The Warmest Colour" nicht nur viele Kritiker und die Jury um Steven Spielberg, die das Drama mit der Goldenen Palme auszeichnete, sondern sorgte auch für reichlich Kontroversen. Nun äußern sich auch die Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos kritisch. In einem Gespräch über den schwierigen Dreh der expliziten Lesben-Sex-Szenen machen sie deutlich, dass sie nie mehr mit Regisseur Abdellatif Kechiche arbeiten wollen.

    Nachdem "Blue Is The Warmest Colour" mit der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen von Cannes 2013 ausgezeichnet wurde, gab es schnell einige kritische Stimmen. Einige Kritiker schossen sich auf die "pornographischen Sex-Szenen" genauso ein wie Julie Maroh, die Autorin der Comic-Vorlage, die mit der Adaption ihres Werkes ganz und gar nicht glücklich ist. Dazu kamen dann noch Anschuldigungen mehrerer Mitarbeiter, die sich über die Arbeitsbedingungen am Set beklagten. Diese bekommen nun Unterstützung von den Hauptdarstellerinnen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos, die ebenfalls nicht glücklich über die Arbeitsweise von Regisseur Abdellatif Kechiche sind.

    In einem Interview mit The Daily Beast verriet Léa Seydoux ("Inglourious Basterds", "Leb wohl, meine Königin!", "Winterdieb"), dass ein Teil des Übels die unterschiedliche Situation zwischen französischen Filmen und US-Produktionen sei. In Frankreich habe der Regisseur alle Macht. Als Schauspieler unterzeichne man einen Vertrag und sei anschließend dem Regisseur komplett ausgeliefert. Gemeinsam mit ihrer Kollegin, Newcomerin Adèle Exarchopoulos, machte Seydoux in dem Interview deutlich, wie sich dieses "ausgeliefert sein" vor allem beim Dreh einer zentralen Sex-Szene zwischen ihren Hauptfiguren zeigte.

    Der Dreh dieser Szene habe allein zehn Tage in Anspruch genommen. Kechiche habe von Anfang an klar gestellt, dass er Sex-Szenen ohne jede Choreografie haben wolle. Er habe spezielle Sex-Szenen gewollt. Er habe sie zwar von Anfang an gewarnt, dass sie ihm vertrauen müssen, wenn er die Sexualität der Figuren darstelle, doch erst beim Dreh sei Seydoux bewusst geworden, dass er wirklich von ihnen verlange, ihm "alles" zu geben. Die meisten Leute würden sich nicht trauen, bloß zu fragen, was er von ihnen verlangt habe, führte Seydoux weiter aus. Andere Regisseure seien zudem respektvoller, machen den Schauspielern Mut während den Sex-Szenen und choreografieren diese, so dass der Akt selbst "desexualisiert" werde.

    Seydoux, die mit diesen Worten wohl auch andeutet, dass Kechiche von ihr verlangt habe, Sex nicht nur zu spielen, sondern vor der Kamera zu haben, führte einmal in Rage gekommen, aber noch weiter aus: Abdellatif Kechiche habe allgemein ein Problem mit emotionalen Szenen gehabt und nicht gewusst, was er wollte. Man habe Wochen für einzelne Szenen gebraucht [der Dreh dauerte insgesamt fünfeinhalb Monate]. Selbst aus dem einfachen Überqueren einer Straße habe er einen großen Akt gemacht. Die Szene, in der sich die beiden Frauen zum ersten Mal begegnen und auf den ersten Blick ineinander verlieben, sei nur dreißig Sekunden lang und man habe sie einen ganzen Tag lang gedreht und dabei über 100 Anläufe genommen. Seydoux dazu: "Am Ende war ich einfach nur noch benommen und konnte nicht mal mehr sitzen." Der Regisseur sei zudem ein Despot am Set gewesen. Beim x-ten Dreh dieser Szene habe sie einmal kurz ihre Kollegin Adèle angelacht, weil sie den ganzen Tag immer wieder aneinander vorbeilaufen und sich anstarren mussten, was irgendwann einfach so absurd gewesen sei. Doch der Regisseur sei daraufhin explodiert, habe seinen Monitor durch die Straße geworfen und gebrüllt: "Ich kann unter diesen Bedingungen nicht arbeiten!"

    Seydoux beendete ihre Ausführungen mit den Worten, es sei "schrecklich" gewesen und sie würde "niemals" wieder mit Kechiche arbeiten. Ihre Kollegin Adèle Exarchopoulos, für die "Blue Is The Warmest Colour" der bisher größte Erfolg ihrer noch jungen Karriere ist, pflichte Seydoux zwar bei, zeigte sich aber etwas diplomatischer, kommt jedoch trotzdem zu einem ähnlichen Fazit: Sie glaube nicht, dass sie noch je einmal mit Kechiche arbeiten werde.

    "Blue Is The Warmest Colour" kommt am 19. Dezember 2013 in die deutschen Kinos. Über unsere Partnerseite allocine.fr wurde nun noch ein schickes Poster zu dem Drama um eine junge Schülerin, die sich in eine ältere Studentin verliebt, veröffentlicht:

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