Frage: Was wir gerade von „Elysium“ gesehen haben, sieht atemberaubend aus! In diesem Jahr kommen ja eine ganze Reihe von Sci-Fi-Filmen in die Kinos – warum ist das wohl so?
Matt Damon: Ich glaube nicht, dass Neil Blomkamp sich gedacht hat, dass dies ein gutes Jahr für Science-Fiction wäre. Manchmal passiert es einfach. Die Filme sind aber alle sehr verschieden und ich kann euch versprechen: Keiner wird so wie „Elysium“!
Exklusiv auf FILMSTARTS: Schon heute der deutsche Trailer zu "Elysium":
Frage: „Elysium“ entwirft ein ziemlich düsteres Bild der Zukunft. Mit welchem Gefühl schaust du selbst in die Zukunft?
Matt Damon: Ich bin eher ein Optimist. Aber als ich Neill Blomkamp gefragt habe, wie er auf die Idee zu „Elysium“ gekommen ist, erzählte er mir davon, wie er erst mit 18 Jahren aus einem Dritte-Welt-Land nach Kanada ausgewandert ist. Diese Erfahrung hat ihn so sehr geprägt, dass er nun sein ganzes Leben darauf verwendet, diese Gegensätzlichkeit zu verstehen. Außerdem liebt er Science-Fiction. Wenn er also einen Film über die unfaire Verteilung von Wohlstand macht, siedelt er ihn deshalb lieber auf einer Raumstation an.
Frage: Wie würdest du deine Rolle in „Elysium“ beschreiben?
Matt Damon: Die Dinge in Max‘ Leben sind einfach nicht besonders gut gelaufen! Er will zwar auf den rechten Pfad zurückkehren, aber dann wird er in einer Fabrik verstrahlt und muss nach Elysium, weil sie nur dort eine medizinische Station haben. Neill und Simon Kinberg haben einen super Job mit dem Drehbuch gemacht und eine komplette Hintergrundgeschichte für Max geschrieben. Der Schauspieler, der den jungen Max spielt, sieht übrigens mehr wie ich aus, als ich selbst in dem Alter.
Matt Damon beim Q&A in Berlin!
Frage: Was hältst du von Synchronisationen? Sharlto Copley spricht in „Elysium“ zum Beispiel mit einem südafrikanischen Akzent… und solche Nuancen fallen in der Synchronisation dann ja regelmäßig weg.
Matt Damon: Ein großer Teil unserer Arbeit hängt mit der Stimme zusammen. Deshalb sind synchronisierte Fassungen nicht meine erste Wahl. Auf der anderen Seite arbeiten die Synchronsprecher aber unglaublich hart und sind auch sehr gut. (Applaus aus dem Publikum.) Ich erinnerte mich noch, wie sich mir mein italienischer Sprecher vor 15 Jahren vorstellte und meinte: „Bitte arbeite weiter, das ist ein guter Job für mich.“ Es war gerade eben das erste Mal, dass ich den „Elysium“-Trailer auf Deutsch gesehen habe – und dafür, dass ich kein Deutsch spreche, gefällt es mir sehr gut. Wenn synchronisiert werden muss, bin ich sehr froh, dass es von Leuten getan wird, die so gut sind!
Frage: Wie schwer ist es für dich, nach dem Spielen einer Rolle wieder in die Realität zurückzukehren?
Matt Damon: Mit dem Alter entwickelt man immer mehr Techniken für so etwas. Als junger Schauspieler wollte ich immer alles geben, aber inzwischen habe ich so viele Stunden mit dem Filmemachen verbracht, dass ich nicht mehr der Typ werden muss. Es ist jetzt mehr wie ein Zaubertrick. Je älter man wird, desto eher realisiert man, dass es nicht darauf ankommt, was man fühlt. Es geht darum zu verstehen, was die Szene einfangen will und wie man sich am besten darin einbringen kann. In einem Film geht es nur wenige Male um echtes Schauspielern, die meiste Zeit filmt die Kamera ja eh nur über deine Schulter. Am Anfang meiner Karriere saß ich noch da und habe mit dem Rücken zur Kamera geweint. Dann sagten sie mir: „Du blockierst die Kamera!“ Damit habe ich einfach niemandem geholfen, nicht dem Film und nicht mir selbst.
Frage: Könntest du dir einen weiteren „Bourne“-Teil mit dir in der Hauptrolle vorstellen?
Matt Damon: Paul Greengrass und ich würden es lieben, einen weiteren „Bourne“-Film zu machen, aber drei Filme lang sagt dieser Typ: „Ich will raus, ich will raus, ich will raus!“ Und dann ist er draußen, warum sollte er also zurückkommen? Wenn wir das klären können, dann kann es auch eine Fortsetzung geben. Wenn man eine Fortsetzung macht, die nicht so gut ist wie die Vorgänger, dann fragt ja jeder: „Warum habt ihr das bloß gemacht?“
Frage: Jeremy Renner war als Ersatz ja auch nicht so gut wie du…
Matt Damon: Nein, das stimmt nicht! Er hatte eben einfach nichts zu spielen. Eine der Herausforderungen der Rolle ist ja, dass sie so effizient ist – man braucht nichts zu spielen außer schonungsloser Effizienz. Also haben sie die Sache mit den Pillen reingenommen – seinen schlaumachenden Pillen und seinen starkmachenden Pillen. Da wurde es dann plötzlich ein Film über einen Typen, der seine schlauen Pillen nicht verlieren will – aber das ist definitiv nicht Jeremys Fehler. Er ist ein exzellenter Schauspieler und ich weiß nicht, wie er dir Rolle hätte besser spielen sollen. Denn wenn man unsere beiden Rollen vergleicht, habe ich nun mal deutlich mehr Charaktertiefe bekommen, um damit im Film arbeiten zu können.
Frage: Wie war es, mit den anderen Schauspielern zusammenzuarbeiten? Was macht man da nach Feierabend? Geht ihr auch mal ein Bier trinken?
Matt Damon: Leider konnten wir während dieses Films nicht viel Bier trinken, wir mussten ja in Form bleiben. Sharlto trinkt übrigens auch gar nicht, er ist von Natur aus so verrückt! Ich war mit ihm allerdings ein paar Mal angeln und meine Familie war mit mir in Vancouver. Also waren wir auch oft wandern und haben solche Sachen gemacht.
Frage: Wo du das mit dem Bier erwähnst – wir haben ja gerade diese eine Szene gesehen, in der du richtig durchtrainiert und fit aussiehst. (Applaus aus dem Publikum.) Wie hast du dich dafür in Form gebracht?
Matt Damon: Es war viel schwerer als noch vor 15 Jahren! Aber Spaß beiseite, ich musste ja all diese Muskeln aufbauen, habe also entsprechend gegessen und dann im Kraftraum Gewichte gestemmt. Ich bin oft laufen und boxen, aber Gewichte hatte ich zuvor tatsächlich seit Jahren nicht mehr gestemmt. Neill wollte diesen Typen mit rasiertem Kopf, Tattoos und Muskeln und all diesem Zeugs - und als ich die Rolle annahm, war mir klar: Okay, jetzt muss ich auch wie dieser Typ aussehen! Das ist zwar eine ziemliche Herausforderung, aber sieh’s mal so: Wann hat man sonst schon mal die Chance, so etwas zu machen? Und mit vier Kindern lässt mich meine Frau sicher nicht täglich vier Stunden ins Fitnessstudio, außer wenn ich sagen kann: Liebling, dafür werde ich bezahlt. Das ist mein Job!
Frage: Hat sie das Ergebnis denn gemocht?
Matt Damon: Ja, sie hat es genossen, für ein paar Monate mit diesem Typen zusammenzuleben – aber dann kam ich zurück… (lacht)