"The Amazing Spider-Man" läuft seit einer Woche überaus erfolgreich in den deutschen Kinos und auch in den USA stößt der Film auf großes Interess: Nach zwei Tagen kann er schon Einnahmen von 59,2 Millionen Dollar vorweisen. Und das, obwohl fast genau die gleiche Geschichte noch einmal erzählt wird, die Regisseur Sam Raimi vor zehn Jahren schon einmal auf die große Leinwand gebracht hat. Aber genau hier liegt auch der Punkt, der den raschen Reboot der Reihe rechtfertigen sollte. Im Vorfeld sowie in der Werbekampagne hat Sony immer darauf hingewiesen, dass der neue Film von Marc Webb ("500 Days of Summer") die "nie erzählte Geschichte" von Spider-Man zeigen wird. Und auch die ersten Trailer und Poster stellten das Publikum darauf ein, dass der Entwicklung von Peter Parker hin zur "freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft" einige neue Aspekte abgerungen werden sollten. Unter diesem Gesichtspunkt war die Entstehungsgeschichte mit Andrew Garfield ("The Social Network") und Emma Stone ("The Help") dann aber doch, wenn man ehrlich ist, eine kleine Enttäuschung. Sicher gab es einige Unterschiede (Peter Parkers Eltern zu Beginn, das Kostüm, Gwen Stacy) aber im Grunde ist es eine sehr ähnliche Entstehungsgeschichte. Wie jetzt aber im Internet spekuliert wird, war die Geschichte eigentlich ganz anders geplant, ist aber aus dem finalen Schnitt geflogen.
Die Internetseite Badass Digest hat den Film einmal durchgehend analysiert und eine interessante These aufgestellt. Nach dem Erscheinen des Filmes kritisierten einige Personen den Schnitt des Streifens, der zum Teil abrupt wirke und einige Szenen und Handlungsverläufe unfertig erscheinen ließe. Badass meint, dass dies daran liegen könnte, dass der Film kurz vor der Veröffentlichung noch einmal massiv umgeschnitten wurde und ein paar wichtige Erklärungsszenen, die der gesamten Entstehungsgeschichte wirklich eine neue Richtung gegeben hätten, herausgenommen wurden. Wie in einigen Trailer und Clips im Vorfeld des Filmes schon angedeutet, spoiler: sollte nicht der Biss der Spinne nur für die Kräfte von Spider-Man verantwortlich sein, sondern Peters Vater hatte die DNA seines Sohnes so verändert, dass der Spinnebiss nur der Auslöser war und die Mutation schon immer in seinem Körper schlummerte. Vermutlich auf Drängen von Oscorp hin. spoiler: spoiler: . Für diese Annahme finden sich im fertigen Film auch mehrere Hinweise. So ist die Art der Spinne, die Peter im Labor von Oscorp Corp. gebissen hat, die gleiche, spoiler: die zu Beginn des Filmes im Büro seines Vaters zu sehen ist. Der vermutlich eindeutigste Beweis für diese Theorie ist aber leider ebenfalls der Schere zum Opfer gefallen und hängt mit der Figur Rajit Ratha (gespielt von Irrfan Khan) zusammen.
spoiler: Viele Leute haben sich gefragt, warum Ratha nach dem Angriff des Lizards auf der Brücke auf einmal komplett aus dem Film verschwindet, ohne jegliche weitere Erwähnung und das obwohl Spider-Man ihm augenscheinlich das Leben gerettet hat.Hier kommen abermals erste Trailer und Clips ins Spiel, wo die vermutlich geplante neue Entstehungsgeschichte wohl noch im Film enthalten war. So hat ein findiger User von Superhero Hype einmal alle Ausschnitte in einem Bild zusammengebastelt, die zwar zuvor in den Werbekampagnen zu sehen waren, es aber nicht in den fertigen Film geschafft haben.
Die Szenen zeigen deutlich, Konfrontationen von Ratha und Spider-Man mit dem Lizard bzw. Curtis Connors (Ryhs Ifans), die im unterirdischen Labor des Forschers stattfinden. Es ist davon auszugehen, dass spoiler: diese im Bild dargestellte Szene nach der Brückenszene spielt und Ratha und Connors in einem Zweikampf verwickelt wird, zu dem auch Spider-Man stößt, der so zusätzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Dabei enthüllen sie, dass seine Superkräfte kein Zufall waren. Dazu passt auch Zitate aus einem früheren Trailer, in dem Peter von einem flüsternden Ratha gefragt wird: "Meinst du Peter, dass das, was dir zugestoßen ist, ein Unfall war? Hast du irgendeine Vorstellung davon, was du wirklich bist?" Und der Lizard sagt an anderer Stelle (ebenfalls nicht im Film): "Wenn du die Wahrheit über deine Eltern wissen willst, komm und hol sie dir!". Wahrscheinlich stirbt Ratha in dieser Szene, was erklärt, warum er im restlichen Film, wie wir ihn kennen, grundlos nicht mehr auftaucht.
Warum diese Szenen nun herausgeschnitten wurden, darüber kann nur spekuliert werden. Es ist aber davon auszugehen, dass Sony die Auflösung der Geschichte wohl erst in einem der kommenden Sequels behandeln möchte. Dies erscheint als die logischste Erklärung, nachdem gestern bekannt geworden ist, dass die neue Reihe als zusammenhängende Trilogie geplant ist. Dort wird dann vermutlich auch näher spoiler: die DNA-Geschichte und das Verschwinden der Eltern thematisiert, die in "The Amazing Spider-Man" zwar inhaltlich angerissen wurden, aber nicht zufriedenstellend aufgelöst.
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