Das diesjährige Oscar-Rennen gestaltet sich offener als oft in der Vergangenheit und auch die Hollywood Foreign Press verteilte ihre Golden Globes mehr oder weniger gleichmäßig an alle Favoriten. Die französische Stummfilmhommage "The Artist" gewann drei Preise (Bester Film und Bester Darsteller in der Sparte Musical/Komödie sowie Beste Filmmusik). Regisseur Michel Hazanavicius wiederum ging im Gegensatz zu seinem Hauptdarsteller Jean Dujardin leer aus und musste sich in der Kategorie Beste Regie Martin Scorsese ("Hugo Cabret") geschlagen geben, der spontan stehende Ovationen erhielt. Beim Besten Drehbuch hatte Hazanavicius außerdem das Nachsehen gegen eine weiteren Almeister: Woody Allen ("Midnight in Paris") glänzte wie üblich durch Abwesenheit. Neben "The Artist" höchstdekoriert wurde Alexander Paynes "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten" mit den Auszeichnungen in der Königskategorie Bester Film (Drama) und für George Clooney als Hauptdarsteller. Das Team des ebenfalls hochgehandelten "The Help" musste sich mit einem Preis für Nebendarstellerin Octavia Spencer zufriedengeben. Die Preisverteilung war also abwechslungsreich und so gestaltete sich auch der Rest des Abends.
Mit Spannung war der Auftritt des britischen Komikers Ricky Gervais erwartet worden, der ein weiteres Mal die Moderation übernahm. Seine verbalen Tiefschläge gegen die gesamte Filmwelt sind gefürchtet und so erschien es nicht einmal abwegig, als Gervais ironischerweis eine Liste hervorholte, auf der vermerkt war, zu welchen Themen und Personen er sich besser nicht äußern sollte. Doch nach ein paar Bemerkungen zu Eddie Murphy, Kim Kardashian und Jodie Fosters "Der Biber" erntete ein alter Bekannter wieder den Spott: Florian Henckel von Donnersmarcks "The Tourist", im vergangenen Jahr ein vielverspotteter Überraschungsnominierter. Dessen Hauptdarsteller Johnny Depp musste Gervais nun Rede und Antwort stehen...
Gervais feuerte zwischendurch immer wieder seine Spitzen gegen die versammelte Prominenz ab, sein Auftritt fiel insgesamt aber deutlich zahmer aus als 2011. So war die Nacht eine fröhliche Versammlung von Freunden und Kollegen, bei der etwa Brad Pitt die Leistung seines Kumpels George Clooney als Regisseur von "The Ides of March - Tage des Verrats" lobte, wofür der sich wenig später mit preisenden Worten über Pitts Darbietung in "Moneyball" revanchierte. Als Clooney gegen Ende der Show die Auszeichnung als Bester Schauspieler in einem Drama für "The Descendants" entgegennahm, ließ er es sich nicht nehmen, Pitt auch für seinen Einsatz in Krisengebieten zu danken. Zwischen so viel Lobpreisungen tat es ganz gut, wenn ein gut gelaunter Ricky Gervais mit seinem Weinglas auf die Bühne kam und das tat, wofür er engagiert wurde: „Get drunk and speak what you want.“ Die - außer Antonio Banderas, dessen Versuch kläglich scheiterte - einzige Berühmtheit, die dem vorlauten Gervais ansatzweise Paroli bot, war Pop-Sängerin und Regisseurin Madonna, die für den Song „Masterpiece“ aus ihrem Film „W.E.“ mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde.
Die Verleihung hatte aber auch einige Überraschungen zu bieten, was man vor allem Nominierten-Legende Meryl Streep ansehen konnte. Als sie als Beste Schauspielerin in einem Drama für "Die Eiserne Lady" den Preis entgegennehmen sollte, galt ihr erster Blick der Mitfavoritin Viola Davis ("The Help"), der sie am Ende ihrer Rede noch einmal persönlich dankte. Zuvor musste sie allerdings frei und überrascht in ihren Danksagungen variieren. Den Zettel hatte sie zwar dabei, doch ihre Lesebrille musste erst durch die Reihen gegeben werden. Bei den TV-Kategorien stellte sich einmal mehr heraus, dass eventuelle Favoriten nur schwer zu ermitteln sind. Seriengrößen wie Bryan Cranston ("Breaking Bad"), Steve Buscemi ("Boardwalk Empire") und Alec Baldwin ("30 Rock") mussten der Konkurrenz aus neuen Serien wie "Modern Family", "Homeland" und "Episodes" den Vortritt lassen.
Hier nochmal eine kurze Übersicht über alle Sieger:
- Bester Film (Drama): The Descendants
- Bester Film (Musical oder Komödie): The Artist
- Beste Regie: Martin Scorsese für "Hugo Cabret"
- Bester Hauptdarsteller (Drama): George Clooney für "The Descendants"
- Beste Hauptdarstellerin (Drama): Meryl Streep für "Die Eiserne Lady"
- Bester Hauptdarsteller (Musical oder Komödie): Jean Dujardin für "The Artist"
- Beste Hauptdarstellerin (Musical oder Komödie): Michelle Williams für "My Week with Marilyn"
- Bester Nebendarsteller: Christopher Plummer für "Beginners"
- Beste Nebendarstellerin: Octavia Spencer für "The Help"
- Bestes Drehbuch: Woody Allen für "Midnight in Paris"
- Bester Animationsfilm: Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der "Einhorn"
- Bester fremdsprachiger Film: Nader und Simin - Eine Trennung
- Bester Soundtrack: Ludovic Bource für "The Artist"
- Bester Song: Madonna mit "Masterpiece" aus "W.E."
- Beste TV-Serie (Drama): Homeland
- Beste TV-Serie (Musical oder Komödie): Modern Family
- Beste Mini-Serie oder bester TV-Film: Downton Abbey
- Beste Hauptdarstellerin in einer TV-Serie (Drama): Claire Danes für "Homeland"
- Bester Hauptdarsteller in einer TV-Serie (Drama): Kelsey Grammer für "Boss"
- Beste Hauptdarstellerin in einer TV-Serie (Musical oder Komödie): Laura Dern für "Enlightened"
- Bester Hauptdarsteller in einer TV-Serie (Musical oder Komödie): Matt LeBlanc für "Episodes"
- Beste Hauptdarstellerin in einer Mini-Serie oder in einem TV-Film: Kate Winslet für "Mildred Pierce"
- Bester Hauptdarsteller in einer Mini-Serie oder in einem TV-Film: Idris Elba für "Luther"
- Beste Nebendarstellerin in einer TV-Serie, Mini-Serie oder in einem Fernsehfilm: Jessica Lange für "American Horror Story - Die dunkle Seite in dir"
- Bester Nebendarsteller in einer TV-Serie, Mini-Serie oder in einem Fernsehfilm: Peter Dinklage für "Game of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer"