Der Regisseur Lars von Trier ("Antichrist") ist in Cannes nicht mehr erwünscht. Die Organisatoren haben den Dänen für seine Äußerungen über Adolf Hitler von dem Filmfestival ausgeschlossen und mit sofortiger Wirkung zur "Persona non grata" - zur unerwünschen Person - erklärt. Sein Science-Fiction-Drama "Melancholia" mit Kirsten Dunst, John Hurt und Kiefer Sutherland ist weiterhin im Wettbewerb um die begehrte Goldene Palme. Der Filmemacher ist bereits in der Vergangenheit durch skandalöse Äußerungen aufgefallen. Diese Zurechtweisung könnte zukünftig weitere Folgen nach sich ziehen: Ob er noch einmal nach Cannes eingeladen wird, ist fraglich.
Am Mittwoch hatte der dänische Regisseur in einer Pressekonferenz mit folgenden Worten für Aufregung gesorgt: "Ich denke, [Adolf Hitler] hat falsche Dinge getan, ja absolut, aber ich kann ihn mir auch vorstellen, wie er zum Ende hin in seinem Bunker sitzt. Er ist nicht unbedingt das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und ich sympathisiere mit ihm." Danach erklärte er noch, wenn auch scherzhaft: "Ich war wirklich ein Nazi, weil meine Familie deutsch war… was mir gefiel."
Trier entschuldigte sich noch am selben Abend wie folgt: "Ich bin weder antisemitisch, in keiner Weise rassistisch, noch bin ich ein Nazi." Die Festivalleitung hat sich trotzdem am Donnerstag zu einem außerplanmäßigen Treffen zusammengefunden und sich beraten. Die Leitung verkündete dann in einer Erklärung, dass "das Filmfestival in Cannes Künstlern aus aller Welt eine Plattform für ihre Arbeiten bietet und damit die Freiheit der Kreation verteidigt." Die Äußerungen von Lars von Trier seien inakzeptabel, intolerant und stünden im Gegensatz zu den Idealen von Humanität und Großzügigkeit.
Lars von Triers Aussagen bei der Pressekonferenz in unseren "Cannes Dailies" (Minute 1:15 bis 3:06):