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    Dieser Western hätte Leinwandlegende John Wayne beinahe in den Bankrott getrieben
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Immenser Aufwand, der das Kinopublikum nicht genügend interessiert hat: Das Western-Historienepos „Alamo“ sollte die Krönung in John Waynes Schaffen werden. Stattdessen wäre es fast zum Schwanengesang der Leinwandgröße verkommen.

    Er hat das Image des Westernhelden intensiv geprägt: Leinwandlegende John Wayne stieg dank solcher Filme wie „Red River“, „Rio Grande“ und „Rio Bravo“ in den Hollywood-Olymp auf. Doch fast hätte ihn ein besonders ambitionierter Western in den Bankrott getrieben.

    Denn mit dem auf wahren Ereignissen basierenden Western-Epos „Alamo“ wollte sich Wayne als Regietalent beweisen. Doch das von ihm produzierte und inszenierte Großprojekt, in dem er zudem die Hauptrolle übernahm, war ein herber finanzieller Rückschlag.

    "Alamo": Ein Westernheld geht volles Risiko

    1836: Für die Dauer von 13 Tagen entbrennt ein bitterer Kampf zwischen 187 Texanern und der 7000 Mann starken Armee von General Santa Anna. In der Mission El Álamo, die strategisch zum Fort umgebaut wurde, versuchen die Aufsässigen, ihre Stellung zu verteidigen und für ein von Mexiko unabhängiges Texas zu kämpfen. Als ihre Anführer agieren der legendäre Davy Crockett (John Wayne) und James Bowie (Richard Widmark). Trotz ihrer Raffinesse scheint der Kampf hoffnungslos...

    Mit „Alamo“ erfüllte sich Wayne einen lang gehegten Wunsch: Bereits 1945 beschloss er, den 1836 entbrannten, historischen Kampf um Alamo auf die große Leinwand zu bringen – zunächst bloß mit sich in der Hauptrolle, statt obendrein in weiteren Positionen. Das Projekt nahm Fahrt auf, als er „In der Hölle von Missouri“-Autor James Edward Grant für's Drehbuch und Patrick Ford (Sohn der Regielegende John Ford) als Rechercheassistent anheuerte. Dann rasselte Waynes Vision in eine Sackgasse:

    Herbert Yates, der damalige Präsident des Produktionsstudios Republic Pictures, war fassungslos, als ihm sein langjähriger Erfolgsgarant die anvisierten Produktionskosten mitteilte. Wayne wollte das Western-Epos für drei Millionen Dollar umsetzen – damals eine stattliche Summe. So stattlich, dass sich Wayne und Yates verkrachten. Allerdings bedeutete dies, dass Wayne und Grant nochmal bei Null anfangen mussten.

    "Du hättest den Preis bekommen sollen": So zollte Western-Ikone John Wayne nach seinem Oscar-Gewinn einem berühmten Konkurrenten Tribut

    Denn aufgrund von Klauseln in Waynes Vertrag mit Republic Pictures gehörte das Drehbuch dem Produktionsstudio, das es letztlich überarbeiten ließ und 1955 unter dem Titel „Die Barrikaden von San Antone“ verfilmte. Wayne wiederum gründete 1952 eine eigene Produktionsfirma und beschloss, „Alamo“ zum Schutze seiner künstlerischen Vision zudem als Produzent und Regisseur zu verantworten.

    Das Budget explodierte, bis es letztlich auf zwölf Millionen Dollar beziffert wurde – darunter 1,5 Millionen Dollar aus Waynes Privatvermögen. Um an diese Summe zu gelangen, nahm er mehrere Hypotheken und Kredite auf. 1957 begann man mit der Vorbereitung des Sets, für das 23 Kilometer an Straßen, 2.000 Hektar an Pferdestallungen und eine bloß 25 Prozent kleinere Replika der Original-Mission gebaut wurden. Erst im September 1959 fiel endlich die erste Klappe.

    Der Aufwand: immens. Die beste Kopie: zerfallen!

    Nach Drehbeginn bekam die „Alamo“-Crew hohen, aber uneingeladenen Besuch: Waynes Mentor, der „Der schwarze Falke“-Regisseur John Ford, schaute vorbei und gab Ratschläge. Wayne zeigte sich vom ungefragten Feedback aber irritiert und ließ sich daher einen Trick einfallen, um ihn sich vom Leib zu schaffen:

    Laut den Filmhistorikern Donald Clark und Christopher P. Andersen, die das Hinter-den-Kulissen-Buch „John Wayne's The Alamo: The Making Of The Epic Film“ verfassten, bat Wayne die Regielegende John Ford, zusätzliches Material zu drehen. Ford folgte der Bitte, doch Wayne nutzte nahezu gar nichts davon – er wollte Ford einfach beschäftigt halten.

    Dieser Ablenkung und einem Unfall, bei dem sich Nebendarsteller Laurence Harvey den Fuß brach, zum Trotz: Der Dreh von „Alamo“ verlief vergleichsweise reibungslos. Zwar wurde der ursprüngliche Drehplan um drei Wochen überschritten, sodass die letzte Klappe erst Mitte Dezember 1959 fiel. Allerdings ist das im Vergleich mit anderen legendären, kostspieligen Kinoflops recht überschaubar.

    An den Kinokassen schlug sich „Alamo“ übrigens mit einem Einspielergebnis von 20 Millionen Dollar in den USA und Kanada recht vorzeigbar – einzig das überzogene Budget hinderte Wayne daran, seine Ausgaben wieder einzunehmen. Erst durch den Verkauf sämtlicher Rechte an dem Film an seinen Vertriebspartner United Artists gelang der Western-Star wieder ins Plus.

    Trotz durchwachsener Reaktion der Filmpresse heimste „Alamo“ sieben Oscar-Nominierungen ein – und in einer der sieben Kategorien (Bester Ton) reichte es sogar für den Academy Award. Vom Film existieren übrigens zwei Schnittfassungen: eine 202- und eine 167-minütige. Während die kürzere Fassung im Heimkino auch in hochauflösender Qualität verfügbar ist, existiert die 202 Minuten lange Fassung bloß noch in SD-Qualität.

    Von Popstars gefeiert: Dieser Oscar-nominierte Film hat nur 70 (!) Pfund gekostet

    Der Grund dafür ist eine Abfolge an Glücks- und Frustmomenten: Die 202-minütige Fassung wurde für eine Roadshow-Auswertung erstellt, also als eine Art Event-Kino, bevor die kürzere Fassung regulär in die Lichtspielhäuser entlassen wurde. Der Filmverleih versäumte es jedoch, die Roadshow-Fassung sachgemäß zu archivieren. Allerdings fanden Fans Jahrzehnte später eine komplette 70mm-Kopie in guter Qualität, woraufhin MGM sie nutzte, um diese Schnittfassung auf VHS und LaserDisc zu veröffentlichen.

    So erfreulich dies gewesen sein mag, hatte es ärgerliche Folgen: Wie John-Wayne-Biograf Scott Eyman in „John Wayne: The Life And Legend“* festhielt, wurde die Kopie der „Alamo“-Langfassung daraufhin vom Studio unsachgemäß gelagert. Bereits wenige Jahre später zeigte das Material drastische Abnutzungserscheinungen. Als dies bekannt wurde, riefen Filmschaffende wie Rian Johnson und Guillermo del Toro MGM dazu auf, zügig eine professionelle Restauration in die Wege zu leiten. Doch laut Eyman war es zu spät:

    Die Kopie sei mittlerweile in einem völlig unbrauchbaren Zustand, weshalb man den Film wohl nie mehr in besserer Qualität zu sehen bekommen wird, als einst auf LaserDisc festgehalten. Daher enthalten Blu-rays, die beide Filmfassungen präsentieren, die kürzere in HD und die längere bloß in SD. Eine Änderung wäre erst möglich, wenn wieder irgendwo eine gut erhaltene Uncut-Filmkopie entdeckt wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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