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    Pflichtprogramm nach "Oppenheimer": Meisterwerk über Abwurf einer Atombombe in (!) Europa vereint Endzeit-, Horror- und Antikriegsfilm
    Michael Gasch
    Michael Gasch
    Bei Micha ist nichts wichtiger als Filmpoesie, wodurch kunstvolle Filme wie Zhang Yimous "Hero" und Darren Aronofskys "The Fountain" einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen einnehmen.

    Für unseren Autor Michael Gasch ist „Threads - Tag Null“ einer der erinnerungswürdigsten Endzeitfilme aller Zeiten. Nachdem „Oppenheimer“ im Kino einschlug, ist dieses Werk über einen fiktiven Atombombeneinschlag für ihn absolutes Pflichtprogramm.

    Christopher Nolans neuester Film „Oppenheimer“ begeistert das Publikum. Da er sich aber vor allem auf den titelgebenden Wissenschaftler und seine Ängste fokussiert, gibt es neben einigen Sekunden wenige direkte verstörende Bilder der Zerstörung und des Todes. Andere Filme fallen dagegen umso drastischer aus, die uns das absolute Grauen, was ein Atombombeneinschlag mit sich bringt, vor Augen hält.

    Einer dieser Filme ist „Threads“, der in Deutschland auch mit dem Zusatztitel „Tag Null“ vermarktet wird und ein hypothetisches Szenario inmitten von Großbritannien festhält. Das Konzept ist dabei schnell zusammengefasst: Wie würde es aussehen, wenn eine Atombombe auf ein westliches Land fällt?

    „Threads - Tag Null“ gibt es beim VoD-Anbieter eures Vertrauens - wie zum Beispiel Amazon Prime Video. Warum sich der Stream unbedingt lohnt, will ich im Folgenden erklären.

    Unmenschliches Grauen durch die Atombombe

    Großbritannien, 1983. In der nordenglischen Stadt Sheffield gleicht jeder Tag dem vorangegangen. Die Erwachsenen gehen zur Arbeit, Kinder zur Schule, alles ist normal. So auch für das junge Paar Ruth Beckett (Karen Meagher) und Jimmy Kemp (Reece Dinsdale), die ein Kind erwarten. Währenddessen spitzt sich in der Welt der internationale Konflikt zwischen den USA und der UdSSR zu. Die Menschheit befindet sich an der Schwelle eines Atomkrieges. Nachdem der Kalte Krieg sich zu einem heißen entwickelt, passiert das Unvorstellbare. Die britische Stadt Sheffield, in der es einen wichtigen Militärstützpunkt gibt, wird das Ziel einer Atombombe.

    Von einer Minute auf die andere herrscht totales Chaos. Im Laufe der Zeit wird die Situation immer schlimmer, in der die Überlebenden mit Krankheiten, Hungersnöten und der Angst vor gewalttätigen Plünderungen tagtäglich zu kämpfen haben. Die britischen Bürger sind fortan dazu gezwungen, in einer neuen, düsteren Realität zu leben, die von Zerstörung und Elend geprägt ist.

    Der realistischste und erschreckendste Kriegsfilm

    „Threads“ ist kein Kinofilm, sondern eine Produktion des britischen TV-Senders BBC, der hier auch weniger auf Spektakel setzte, sondern auf einen hohen Realismusgehalt Wert legte. Die Bilder fallen dementsprechend verstörend aus. Feuerschwaden, Gebäuderuinen und Leichen treffen einen wunden Punkt, was nicht zuletzt auch an der Unmittelbarkeit liegen mag, da das Geschehen in Europa stattfindet. Auch wenn die Geschichte nur fiktiv inszeniert ist, besticht der Film mit eben diesen horrorhaften Bildern der Zerstörung.

    Für die Inszenierung wurden große Geschütze ausgefahren, um den Schrecken so authentisch wie nur möglich festzuhalten. Dies nahm sogar solche Ausmaße an, dass TV-Zuschauer*innen damals tatsächlich glaubten, es habe einen Atomangriff gegeben. Dazu trägt auch der semi-dokumentarische Ansatz bei. Die fiktive Geschichte wird in einem dokumentarischen Stil erzählt

    BBC
    Eine Bombenexplosion noch realistischer als in Oppenheimer?

    Hand aufs Herz: Gerade die Endzeitfilme, die so realistisch und nachfühlbar wie möglich sind, bleiben im Kopf hängen, siehe zum Beispiel auch den ebenfalls auf seine eigene Art meisterlichen „Children of Men“. „Threads“ setzt mit seinem dokumentarischen Blick, informativen Charakter und narrativen Kommentar jedoch noch ordentlich einen drauf. Es dauert nicht lange, bis man das Werk nicht mehr als Film ansieht, sondern als verstörendes Archivmaterial aus Kriegszeiten.

    Die Fake-Doku ist damit ein absolutes Must-See, um diese zerstörerische Härte auch einmal zu erleben, der sich „Oppenheimer“ verweigert. Gerade dadurch ist „Threads“ für mich der wichtigere Film von beiden. Er rückt die Zerstörungskraft und Langzeitauswirkungen nuklearer Bomben in den Vordergrund und hält die schrecklichen Ausmaße ab Tag Null fest. Die abstrakte Vorstellung, wie es damals in Hiroshima und Nagasaki aussah, wird dadurch ganz konkret und brennt sich in den Kopf ein. „Threads“ ruht sich jedoch nicht darauf aus, sondern punktet auch auf subtiler Ebene. Es ist nämlich nicht nur die Zerstörung, die am Zuschauer nagt, sondern auch die Vorstellung, dass jegliche Hilfe in einer solch ausweglosen Situation nicht mehr kommen wird, so trivial das auch klingen mag.

    „Threads“ ist letztlich so gut, dass ich an jeden anderen Apokalypse-Film zurückdenken, ja gar mein Urteil zu jedem überdenken musste. Bei Filmen in diesem Genre gibt es wohl kein schöneres Lob. Das Meisterwerk vereint Endzeit,- Horror- und Antikriegsfilm in einem und ist damit auch im Jahr 2023 noch hochrelevant.

    Das Ende von "Oppenheimer" erklärt: Darum ist es das erschütterndste Finale aller Zeiten

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