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    Heute im TV: Dieses Historien-Epos zählt zu den "langweiligsten Filmen aller Zeiten" – wir sehen das aber ganz anders!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Wenn es nach den Brit*innen geht, dann zählt das Historien-Epos „Cleopatra“ mit Elizabeth Taylor zu den langweiligsten Filmen aller Zeiten. Wir sind da ganz anderer Meinung und können euch den Klassiker, der heute im TV läuft, nur ans Herz legen.

    2017 hat der Elektronikhersteller Samsung einen 68-minütigen YouTube-Film herstellen lassen, in dem nicht mehr zu sehen ist als eine Waschmaschine beim Schleudern. Hintergrund dieser Veröffentlichung war eine Umfrage unter 2.000 Brit*innen, die die langweiligsten Filme aller Zeiten benennen sollten. „Cleopatra“ mit Elizabeth Taylor in der Hauptrolle landete dabei auf dem 20. Platz.

    Am heutigen Donnerstag, den 8. Juni, läuft das Historien-Epos um 20.15 Uhr bei ServusTV. Trotz der legendär-katastrophalen Produktionsgeschichte ist Regisseur Joseph L. Mankiewicz („Alles über Eva“) hier ein beeindruckendes Monumentalspektakel gelungen, das man als Filmliebhaber*in unbedingt gesehen haben sollte. Falls ihr „Cleopatra“ aufgrund der sehr üppigen Laufzeit lieber ohne Werbung sehen wollt, könnt ihr auf die Blu-ray ausweichen, die es bei Onlinehändlern wie Amazon zu kaufen gibt:

    Darum geht’s in "Cleopatra"

    Julius Caesar (Rex Harrison) hat die innerrömische Entscheidungsschlacht gerade erst zu seinen Gunsten entschieden und bricht daraufhin nach Ägypten auf, wo sich sein Widersacher Pompeius versteckt halten soll. Dort lernt der berüchtigte Feldherr die hübsche Cleopatra (Elizabeth Taylor) kennen, die zusammen mit ihrem Bruder, Pharao Ptolemäus (Richard O'Sullivan), das Land am Nil beherrscht. Da die Regentin nicht allzu fest im Sattel sitzt, kann sich Caesar auszeichnen, indem er gegen die Konkurrenten im eigenen Land seine Hilfe anbietet.

    Mit verführerischem Charme nimmt Cleopatra Caesar für sich ein und setzt seine Stärke zusehends zum eigenen Vorteil ein. Aus der Liebe zwischen den beiden Machtmenschen geht der Sohn Caesarion hervor. Die Verbindung mit Cleopatra bringt Caesar jedoch schnell Kritik unter den Römern ein. Der bis dahin unbestrittene Diktator über das Römische Reich sieht sich einer Intrige ausgesetzt, in die auch seine rechte Hand, Marcus Antonius (Richard Burton), sowie Ocatvian (Roddy McDowall) hineingezogen werden...

    Lang, aber nicht langweilig!

    „Cleopatra“ hatte in den 1960er-Jahren beinahe dafür gesorgt, das traditionsreiche Studio 20th Century Fox in den Ruin zu treiben. Grund dafür sind die mehr als turbulenten Dreharbeiten, die ein sich ständig drehendes Personalkarussell, einen erbitterten Streit um die Endfassung, explodierende Kosten sowie die Liebesaffäre zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton umfassten. Am Ende belief sich das Budget auf 44 Millionen US-Dollar, was heutzutage dem Zehnfachen entspräche.

    Durch den Verkauf der Fernsehrechte in den 1970er-Jahren aber zog „Cleopatra“ dann in die Gewinnzone ein und nach und nach wurde der Film nicht mehr als künstlerischer wie kommerzieller Flop wahrgenommen. Stattdessen hat das Publikum erkannt, dass der überlange Historienfilm ein mit grandiosen Schauwerten angereichertes Charakterstück ist, welches durch eine stilvolle Inszenierung und geschliffenen Dialogen auch heute noch zu beeindrucken weiß.

    20th Century Fox
    Elizabeth Taylor als "Cleopatra"

    In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Cleoptra“ die hervorragende Wertung von 4,5 von 5 möglichen Sternen – damit ist der Film also nur ganz knapp am Meisterwerk-Status vorbeigeschrammt. In seiner Besprechung stellt unser Autor Andreas Staben fest: „Die Essenz von ‚Cleopatra‘ findet sich nicht im Spektakel, sondern im intimen Drama dreier Menschen zwischen Sehnsucht und Ehrgeiz.“

    Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „Cleopatra“

    Genau darauf sollte man sich auch einstellen, wenn man sich „Cleopatra“ anschaut. Obgleich die Ausstattungswucht in ihrer Gigantomanie und Detailversessenheit wirklich beeindruckend ist, steht die Entwicklung der Figuren im Mittelpunkt, die in einem Gefühlstaumel aus Liebe und Machtspielen ein so intrigantes wie intimes Rollenspiel treiben. Schauspielerisch ist der Film – bei den Namen kein Wunder – auch über alle Zweifel erhaben. Vor allem Elizabeth Taylor, die den Film mit majestätischer Präsenz dominiert, ist hier eine Wucht.

    Aushängeschild des Films aus inszenatorischer Sicht ist dabei die achtminütige Sequenz, in der Cleopatra in Rom einzieht: „Eine farbenprächtige Prozession von exotischen Tänzer*innen kündigt den hohen Gast an. Im riesigen Nachbau des Forums sehen Tausende Statist*innen dabei zu, wie die Königin auf einer meterhohen Sphinx thronend durch den Titusbogen kommt. Sie schreitet hinab und auch Roms Würdenträger liegen ihr buchstäblich zu Füßen.“ Ein elektrisierender Moment, den man – in diesem ohnehin sehr erinnerungswürdigen Film – garantiert nicht vergessen werden.

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