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    Netflix streicht heiß erwartetes Rekord-Comeback einer Regie-Legende – trotz Superstar-Schaulaufen um Scarlett Johansson
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Adam Sandler liebt er und Chris Farley trauert er immer noch nach. Doch Björn Becher mag nicht nur Furzwitze, sondern auch Lubitsch, Wilder und Co. und alles mit viel Herz.

    Wenn es um die Kunst der romantischen Komödie geht, gab es in den vergangenen Jahrzehnten kein Vorbeikommen an Nancy Meyers. Für Netflix sollte sie nun sogar die „teuerste RomCom aller Zeiten“ machen. Doch dazu kommt es nun wohl nicht.

    Ascot Elite / Netflix

    Fast ein Jahrzehnt nach ihrem bislang letzten Langfilm „Man lernt nie aus“ mit Anne Hathaway und Robert De Niro sollte Nancy Meyers mit 73 Jahren noch einmal eine romantische Komödie machen. Es wäre nicht nur ihr Comeback gewesen, sondern wohl auch ein Rekordfilm. Mit einem Preisschild von 150 Millionen Dollar wurde das zuletzt als „Paris Paramount“ firmierende Projekt über eine Liebesgeschichte in Hollywood als „die teuerste romantische Komödie aller Zeiten“ bezeichnet.

    Stars wie Scarlett Johansson, Penélope Cruz, Michael Fassbender und Owen Wilson wollten an Bord sein, doch dazu wird es zumindest vorerst und bei Netflix nicht kommen. Wie Hollywoods Branchenmagazine berichten, hat der Streamingdienst nun kurz vor dem geplanten Dreh im Frühjahr/Sommer 2023 den Stecker gezogen. Der Grund ist natürlich das liebe Geld: Angeblich habe Netflix darauf bestanden, dass die Kosten bei 130 Millionen Dollar gedeckelt werden, was aber Meyers wohl nicht möglich ist oder sie nicht tun will.

    Doch warum ist eine romantische Komödie so teuer? Das hat viel mit Netflix (und Streamingdiensten allgemein) zu tun...

    150 Millionen Dollar für eine RomCom? Darum muss Netflix mehr als Kinostudios zahlen!

    Erst einmal sind die Filme von Nancy Meyers meist per se schon teuer – weil sie mit großen Stars an nicht ganz billigen Orten gedreht werden und ihre Werke oft auch gut ausschauen. „Man lernt nie aus“ war mit einem Budget von 35 bis 40 Millionen Dollar eine Ausnahme. Ihre vorherigen Filme wie „Was Frauen wollen“, „Was das Herz begehrt“, „Liebe braucht keine Ferien“ und „Wenn Liebe so einfach wäre“ kosteten zwischen 70 und 85 Millionen Dollar – und das war teilweise vor über 20 Jahren!

    Der Sprung von 85 auf 150 Millionen Dollar mag groß klingen, aber dahinter steckt auch der Netflix-Preisaufschlag, den sowohl Nancy Meyers als auch alle beteiligten Stars und weitere Mitwirkende verlangen dürften. Denn der Streamingdienst muss mehr Geld als Kinostudios hinblättern, weil den Beteiligten ihrer Filme lukrative Nebeneinnahmen flöten gehen. Dabei geht es gar nicht nur um Kinoeinnahmenbeteiligungen, die Superstars wie die hier gehandelte Scarlett Johansson verlangen können, sondern vor allem um die sogenannten Residuals.

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    Residuals sind zusätzliche Zahlungen, die an Schauspieler*innen, Regisseur*innen, Autor*innen, aber auch andere kreative Mitarbeiter*innen für Wiederverwendungen oder Wiederholungen gezahlt werden. Das betrifft zum Beispiel DVD-Verkäufe, der Rechteverleih an Streamingdienste oder TV-Ausstrahlungen.

    Bei Netflix-Produktionen fällt das Residualsystem, welches eine fortlaufende Entschädigung von Kreativen für die weitere Nutzung ihrer Arbeit auch Jahre nach Fertigstellung bietet, allerdings meist komplett weg. Denn die Idee von Netflix-Produktionen ist ja, dass sie exklusiv nur bei dem Streamingdienst laufen – also es gerade all diese weiteren Verwendungen später nicht gibt. Daher verlangen die Beteiligten – und zwar nicht nur die Stars – bei Netflix mehr Geld, wenn sie in einer Position sind, dies zu fordern.

    Dazu kommt, dass es in „Paris Paramount“ wohl ein wahres Star-Schaulaufen geben soll(te), welches die Kosten zusätzlich in die Höhe treiben würde. Denn auch wenn bislang nur vier mögliche Stars kursieren, soll es in der Geschichte insgesamt mindestens acht wichtige Nebenrollen und fünf kleinere Nebenrollen geben, die mit prominenten Gesichtern besetzt werden sollen. Drehen will Meyers zudem im teuren Los Angeles, wo ihre Geschichte auch spielt und nicht an einem billigeren Schauplatz, der dann notdürftig die Film-Metropole doubelt.

    Das ist "Paris Paramount" und gibt es noch eine Chance?

    Im Zentrum ihres geplanten Comeback-Films steht eine junge Autorin und Regisseurin, die sich in ihren Filmproduzenten verliebt. Als Paar machen sie eine Reihe von erfolgreichen Filmen, bevor sie sich sowohl privat wie beruflich trennen. Doch dann zwingt sie ein neues, vielversprechendes Projekt wieder zusammenzuarbeiten. Werden sie inmitten einer Arbeit, die so gewaltig ist, dass sie ihre Karriere auf neue Höhen bringen, aber auch ruinieren könnte, und an einem Set mit lauter exzentrischen und kurz vor der Explosion stehenden Stars vielleicht auch privat wieder zusammenfinden?

    Ob es noch eine Zukunft für „Paris Paramount“ gibt, ist ungewiss. Es ist aber durchaus denkbar, dass nun ein anderer Streamingdienst wie zum Beispiel Amazon Prime Video oder Apple TV+ seinen Hut in den Ring wirft. Gerade die Streamingabteilung des iPhone-Herstellers scheute zuletzt auch vor großen Kosten nicht zurück, um prestigeversprechende Projekte an Land zu ziehen. Und im RomCom-Genre gibt es kaum mehr prestigeversprechende Projekte als ein neuer Film von Nancy Meyers mit Superstar-Besetzung. Allerdings müssten auch sie sich zu dem 150-Millionen-Dollar-Preisschild verpflichten. Denn den Netflix-Aufschlag gibt es aus denselben Gründen auch dort.

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